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Liquid - La le lu

Liquid- La le lu

Out Here / Indigo
VÖ: 12.09.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Do legst di nieda

Einstiegsfrage: Wos brachst, damit da da Blumastoock niad dadird? Wer nicht sofort das Wort "Wasser" im Kopf hatte, sei gewarnt: Der Regensburger Liquid rappt so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Menschen, die des Oberpfälzischen also nicht mächtig sind, könnten durchaus ihre liebe Not mit dem Entschlüsseln der teils in Höchstgeschwindigkeit vorgetragenen Texte haben. Die Delivery des "boarischen" MCs kommt aber dennoch stets fein akzentuiert und rhythmisch präzise daher, sodass auch Nicht-Native-Speaker nach einer gewissen Eingewöhnungsphase durchaus eine Chance auf Textverständnis haben. Im Mittelpunkt seiner lyrischen Darbietung steht selbstverständlich der Schöpfer selbst, der sich äußerst variationsreich auf sprechgesangliche Selbstbeweihräucherung versteht. Aber auch abseitige Themen kommen nicht zu kurz. So ist etwa "Lemon Beck's shit" genau das, was der Titel vermuten lässt: Ein hämischer Abgesang auf das wohl ekelhafteste bierähnliche Getränk seit Oettinger Pils.

Gut gewählt hat Liquid seine Gäste: Zwar ist überraschenderweise sein Spezi Bbou diesmal nicht mit von der Partie, die gelungenen Auftritte anderer Kollegen aus Deutschland, Österreich und den USA machen diesen Ausfall aber mehr als wett. Besonders eindrücklich gerät hierbei die Zusammenkunft von Liquids bairischer Mundart und Maniacs Eastcoast-Slang in dem fies pumpenden "Superhero comic shit". Aber auch die deutschsprachigen Gastauftritte haben es in sich: Romantikkas melodiöse Doubletime-Eskapaden in "Glei klatschts" muss man gehört haben. Dass auch der Titelheld aufs Gaspedal treten kann, zeigt "Schunkel umanand", das frappierend an den Busta Rhymes der goldenen Neunziger erinnert.

Ach ja, die Neunziger. Das Jahrzehnt, das so zeitlose Klassiker wie "Illmatic" oder "Enter the Wu-Tang" hervorgebracht hat, stand unzweifelhaft Pate für die jazzig-funkigen Beats auf "La le lu". Trocken sind die Bässe, peitschend geben sich die Snares. Dazu gesellen sich Samples, die zwar klassisch im Sound, aber modern im Arrangement sind. Maniacs Beats und DJ Stickys Cuts verströmen große Stilsicherheit, ohne dabei altbacken oder ausgelutscht zu klingen. "Damn" weckt beispielsweise in seiner flötigen Smoothness Erinnerungen an frühere Großtaten von De La Soul oder Jurassic 5. Auch in der Kategorie "absurd, aber fett" punkten die Herren hinter den Maschinen: Wer hätte gedacht, dass der "Arsenpudding"-Song aus "Asterix und Cleopatra" eines Tages eine überaus taugliche HipHop-Hook abgeben würde? "Pyradonis" nennen sich Koch und Song, und beiden gelingt eine echte Delikatesse.

Eher überflüssig sind dagegen die Auftritte des Antenne-Bayern-Comedians Nullinger, der gleich in vier Skits seine halbwitzigen Zoten zum Besten geben darf. Was beim ersten Hördurchgang noch für ein Schmunzeln sorgt, nutzt sich ziemlich rasch ab und wird spätestens nach dem dritten Mal nervig. Zu allem Überfluss bekommt Nullinger sogar noch einen ganzen Track spendiert, wobei "Umpfta umpfta" dank seines knackigen Beats weit weniger anstrengend gerät als befürchtet. Das Titelstück, das übrigens ein überaus sehenswertes Video besitzt, bringt hingegen auf den Punkt, weshalb Liquid ein Guter ist: Fernab von muskelbepacktem Geprolle oder pseudo-deepem Befindlichkeits-Geblubber ist hier jemand am Werk, der HipHop lebt und einfach verdammt gerne rappt. Ja, er macht das auf Oberpfälzisch. Oba dou mou ma durch, wemma nird dadirn wui.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Pyradonis
  • Glei klatschts
  • Lemon Beck's shit
  • Superhero comic shit

Tracklist

  1. Wasser
  2. Pyradonis
  3. 1999
  4. Damn
  5. Nullinger skit 1
  6. Stuntman
  7. Liaba mal zensiern
  8. Pac Man
  9. E=MC2
  10. Nullinger skit 2
  11. Galaxie
  12. Glei klatschts
  13. Lemon Beck's shit
  14. Zauberteppich
  15. Nullinger skit 3
  16. Schunkel umanand
  17. Superhero comic shit
  18. La le lu
  19. Nullinger skit 4
  20. Umpfta umpfta

Gesamtspielzeit: 61:26 min.

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User Beitrag

Christopher

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 3576

Registriert seit 12.12.2013

2014-11-12 23:59:26 Uhr
logische kohärenz ist uhrzeitbedingt gerade nicht auf platz 1 der agenda.

Christopher

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 3576

Registriert seit 12.12.2013

2014-11-12 23:58:33 Uhr
hab immer noch sehr viel spaß mit dem album. v.a. die beats werden nicht langweilig. und rappen kann der kerl auch ziemlich gut, auch wenn ich als muttersprachler da nen gewissen vorteil gegenüber nicht-diphtongstürzern mitbringe.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2014-11-12 22:55:07 Uhr
Frisch rezensiert. Meinungen?
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