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Ariel Pink - Pom pom

Ariel Pink- Pom pom

4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 14.11.2014

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Auf einen Streich

"Ariel Pink ist ein moderner Eulenspiegel, dessen neuestes Werk "Pom pom" wiederum ein genialer Streich der Popmusik geworden ist", steht da im Pressetext, schwarz auf weiß. Ein genialer Streich soll "Pom pom" also sein, das als Nachfolger vom hervorragenden 2012er Werk "Mature themes" ohnehin schon in einer schwierigen Situation ist. Da trifft der Eulenspiegel-Vergleich wohl eher ins Schwarze: Sucht man nach den letzten Nachrichten über den 36-jährigen Kalifornier, der mit bürgerlichen Namen Ariel Rosenberg heißt, ziehen sogar noch die Forumstrolle den Hut: Von fragwürdigen bis gar frauenfeindlichen Kommentaren und einer vermeintlichen Verbrüderung mit den radikalen Gestalten der Westboro Baptist Church, über einen seltsam anmutenden Diss Richtung Madonna – der von ihrem Pressesprecher mit Bravour abgeschmettert wurde –, dauerte es gar nicht lang, da hatte er schon den nächsten Ärger an der Backe, diesmal mit Claire Boucher alias Grimes. Der neueste Klatsch und Tratsch aus dem Hause Pink? Seine Story über einen Besuch bei einer Domina, der mit ein paar Gerätschaften in seinem Hintern endete. Das muss man alles nicht ernst nehmen. Und eigentlich kann man es auch gar nicht.

Ärgerlich, denn eigentlich ist Pink tatsächlich ein Musiker, der etwas kann, wenn er denn mag. Das hat neben "Mature themes" zuletzt auch "Before today" bewiesen, und "Pom pom" ist sicher nicht übel, auch wenn die 17 Songs längst nicht alle auf hohem Niveau sind. Pink bringt es fertig, seine Hörer in knapp 68 Minuten irgendwo zwischen Stirnrunzeln, Gelächter und Erschöpfung zurückzulassen, stellenweise sogar in allen drei Stadien auf einmal. "Pom pom" ist so seltsam und kurios wie sein Schöpfer, ohne roten Faden oder Konzept, und hier und da wirkt es gar, als wolle Pink einfach nur ein wenig Unruhe stiften. Da gibt es etwa Anti-Songs wie "Sexual athletics", in dem er sich mittels Sprechgesang in der ersten Hälfte selbst erst zum "Sex king on a velvet swing waiting for my Alice in Wonderland" kürt, dann wird er zu einem "sexual athlete" – nur um in der zweiten Hälfte in einer Art Fahrstuhl-Porno-Musik zu versacken. Oder auch das schlicht wahnsinnig machende "Jell-o", das selbst mit nur knapp zwei Minuten Spielzeit zu lang ist, während "Dinosaur carebears" zwischen Genie und Wahnsinn einen fast halsbrecherischen Tango tanzt.

Andernorts weiß man nicht genau, welcher Floh Pink nun wieder gebissen haben könnte, so irre sind die Rollen, in die er schlüpft. Das aggressiv-laute "Goth bomb" endet wenigstens konsequenterweise in einem explosiven Finale, und Stücke wie "Four shadows" oder auch "Not enough violence" halten die 80er-Jahre-Fackel bis zum Schluss in ungeahnte Höhen. Kitschig wird es in "One summer night", verzweifelt-sehnsuchtsvoll im schwulstigen "Picture me gone", rasant in "Nude beach a go-go". Nur selten blitzen echte Highlights durch, wie etwa die ungewohnt eingängige Single "Put your number in my phone" oder auch "White freckles", das sogar ein wenig an die bunte Songpalette von "Before today" erinnert. Ansonsten verwahrt sich Pink gegen den offensichtlichen Hit und jede Erwartungshaltung, die man an ihn hätte herantragen könnte. Das funktioniert auf "Pom pom" mal mehr, mal weniger gut – was ihm selbst wohl nicht nur bewusst sein dürfte, sondern auch genau so beabsichtigt war. Es stimmt eben irgendwie schon: Ariel Pink ist ein moderner Eulenspiegel, dessen neuestes Werk "Pom pom" wiederum ein genialer Streich der Popmusik geworden ist.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • White freckles
  • Put your number in my phone
  • Dayzed inn daydreams

Tracklist

  1. Plastic raincoats in the pig parade
  2. White freckles
  3. Four shadows
  4. Lipstick
  5. Not enough violence
  6. Put your number in my phone
  7. One summer night
  8. Nude beach a go-go
  9. Goth bomb
  10. Dinosaur carebears
  11. Negativ ed
  12. Sexual athletics
  13. Jell-o
  14. Black ballerina
  15. Picture me gone
  16. Exile on frog street
  17. Dayzed inn daydreams

Gesamtspielzeit: 67:51 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Arome
2014-12-01 19:05:10 Uhr
Erster Durchlauf, "Lipstick" und "Not Enough Violence" gefallen sofort...

lego

Postings: 1299

Registriert seit 13.06.2013

2014-11-26 18:25:09 Uhr
Das Album erinnert an Passierschein A38

made my day

Rumhorster

Postings: 323

Registriert seit 04.03.2014

2014-11-22 16:09:48 Uhr
Leider ja, irgendwie will der bei mir nicht. Ich komme dafür momentan überhaupt nicht mehr von Lipstick weg, was für ein arschcooler Song. Da stimmt einfach alles, wunderbare 80s Synthmelodien, verspielte Instrumentalisierung und starke Lyrics.

Allgemein fällt die zweite Hälfte des Albums ein bisschen ab, Jell-O hat zwar humoristischen Unterhaltungswert, aber anhören werd ich mir das wohl nicht allzu oft. Ähnlich: Nude Beach A Go-Go und Dinosaur Carebears.

Das wär's aber eigentlich schon an Kritik bei mir. Ich bin ziemlich begeistert von dem Album. Bevor ich hier was bewerte, hör ich das lieber noch einzwei Wochen, aber in die Jahres Top5 wird das wohl ziemlich sicher gehen.

Plattenbeau

Postings: 976

Registriert seit 10.02.2014

2014-11-22 14:59:42 Uhr
@Rumhorster

Ernsthaft? "Put Your Number In My Phone" ist für mich einer der besten Pop-Songs des Jahres.

Rumhorster

Postings: 323

Registriert seit 04.03.2014

2014-11-21 14:08:06 Uhr
9/10 übrigens vom Needle Drop.
Zum kompletten Thread

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