Tony Allen - Film of life

Jazz Villa / Harmonia Mundi
VÖ: 31.10.2014
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Ruhmwürdige Reife
Sixto Rodriguez, Ibrahim Ferrer, Funk Brothers: Viele der einflussreichsten und ausdrucksstärksten Musiker sind erst am Ende ihrer Karriere wirklich berühmt geworden. In Kritikerkreisen oder unter Kollegen hochgeschätzt, hat das breite Publikum lange Zeit keine Notiz von ihnen genommen. Ähnlich ergeht es Tony Allen. Der nigerianische Schlagzeuger ist nicht weniger als eine Legende, bekommt aber erst jetzt nach und nach auch außerhalb seines Heimatkontinents die verdiente Anerkennung. Als Autodidakt unter anderem an Art Blakey und Guy Warren geschult, entwickelte Allen schnell einen eigenen Stil, der beides – Jazz und Highlife – in sich vereinte: den Afrobeat.
Vor allem als Taktgeber und musikalischer Leiter von Fela Kutis Begleitband Africa 70, bei der er auf mehr als 30 Platten mitwirkte, hat sich Allen einen Namen gemacht. Legendär ist Allens Gabe, gleichzeitig mit allen vier Gliedmaßen in unterschiedlichen Metren zu trommeln. So entsteht ein lyrisches und melodisches Spiel, das viel mehr ist als nur Rhythmus. Brian Eno bezeichnet Allen als den "vielleicht größten Schlagzeuger, der je gelebt hat." In den Fokus einer breiteren Öffentlichkeit ist der Wahl-Pariser aber erst durch seine Arbeiten mit Damon Albarn (The Good, The Bad & The Queen, Rocket Juice & The Moon) getreten. Das dürfte sich jetzt endgültig ändern. Denn mit "Film of life" legt der inzwischen 74-Jährige ein Meisterwerk vor, das seine kürzlich erschienene Autobiografie akustisch ergänzen soll.
Gleichermaßen respekt- wie druckvoll streifen Allen und seine Band in diesen knapp 55 Minuten sämtliche Facetten der westafrikanischen Musikgeschichte. Im fantastischen Eröffnungsstück "Moving on" singt der Bandleader maximal entspannt und wird dabei von einem fein ausarrangierten Bandgroove begleitet. "Tiger's skip" ist ein psychedelischer Roadtrip im Siebziger-Jahre-Gewand. Mitreißend ist auch "Afro KungFu beat", im Original zu hören auf dem Soundtrack zu "The last King of Scotland". Noch stärker ist die zweite Albumhälfte: Das treibende "Koko dance" ist ein Floorfiller erster Güte; das von Damon Albarn gesungene "Go back" – ein Tribut an die afrikanischen Lampedusa-Flüchtlinge – packt mit melancholischer Stimmung und toller Melodie.
Nicht nur diese beiden Songs sind Paradebeispiele für das exzellente Spiel Allens und seiner Band: "African Man" ist ein hyperaktiver Instrumental-Funk mit dicken Bläsersätzen, der alle Groove-Aficionados mit der Zunge schnalzen lässt. Und so reiht sich Highlight an Highlight. Schwachpunkte oder Längen sucht man auf dieser Platte vergebens. "Film of life" ist das Selbstportrait eines bemerkenswerten Mannes und eines der einflussreichsten Musiker der afrikanischen Welt. Höchste Zeit also, dass Tony Allen seine wohlverdiente Wertschätzung erhält.
Highlights
- Moving on
- Koko dance
- Go back (feat. Damon Albarn)
Tracklist
- Moving on
- Boat journey
- Tiger's skip
- Ewa
- Afro KungFu beat
- Koko dance
- Go back (feat. Damon Albarn)
- Ire omo (feat. Adunni & Nefr)
- African man
- Tony Wood (feat. Kuku)
Gesamtspielzeit: 54:12 min.
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Jennifer Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 4716 Registriert seit 14.05.2013 |
2020-05-01 13:04:44 Uhr - Newsbeitrag
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Mixtape User und Moderator Postings: 1926 Registriert seit 15.05.2013 |
2014-11-06 02:49:47 Uhr
"Go back" wurde bereits mit der Single-Veröffentlichung im Sommer für mich zu einem der besten Songs des Jahres. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28015 Registriert seit 08.01.2012 |
2014-11-05 23:38:33 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen? |
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Referenzen
Fela Kuti; Art Blakey; Buddy Rich; Femi Kuti; Ebo Taylor; Sun Ra; The Good, The Bad & The Queen; James Brown; Hugh Masekela; King Sunny Ade; Osibisa; Seun Kuti; Salif Kelta; Max Roach; Damon Albarn; Ginger Baker; Jack deJohnette; Tony Williams; Elvin Jones; Roy Haynes; Sorry Bamba; Rocket Juice & The Moon; Kakande; Cut Hands; Tartit; Ikebe Shakedown; Tal National; Brian Eno; The Funkees; William Onyeabor; Rob; Moussa Doumbia; Geraldo Pino; Buari; Atakora Manu; Segun Bucknor; Manu Dibango; Xalam; Robo Arigo; Guy Warren
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