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Thurston Moore - The best day

Thurston Moore- The best day

Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 17.10.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Iden des Schmerz

Endlich ist sie da – die Platte des Jahres für alle Leute, die ihre Zahnzwischenräume gerne mit Gitarrensaiten reinigen. Verantwortlich dafür ist – natürlich – der Hohepriester des wohlklingenden Gitarrenlärms, Thurston Moore. Seit dem Ehe-Aus mit Kim Gordon und der damit verbundenen Zwangspause von Sonic Youth, konzentriert sich der ehemalige Schüler Glenn Brancas nun vermehrt auf seine Post-Kim-Karriere, wobei "-karriere" nicht "Karriere" im BWL-Sinn meint. Dazu zählt dann auch sein verwirrender Black-Metal-Ausflug mit Twilight, wie auch sein neues Band-Vehikel Chelsea Light Moving, die letztes Jahr ihr selbstbetiteltes Debütalbum auf Matador veröffentlichten. "The best day" jedenfalls ist seine vierte Solo-Platte, wobei den jüngeren Plattentests.de-Lesern eventuell noch nicht bekannt sein dürfte, dass Moore bereits 1995 mit dem teilweise recht uferlosen "Psychic hearts" debütierte. Die acht neuen Stücke klingen hingegen herrlich aus der Zeit gefallen, aber dennoch modern und vollkommen unverstaubt. Scheint paradox und das ist es auch, irgendwie.

Vermutlich hängt dies mit dem großen Einfluss zusammen, den Sonic Youth – wie kaum eine zweite Band – auf die gegenwärtige Indie-Rock-Subkultur ausübt. So unterschiedliche Künstler wie Ought, Iceage oder Ty Segall bauen ihre klappernden, hallenden Kathedralen auf jenen Feldern, die Noise-Architekt Moore einst bestellte und sorgen mitunter auch dafür, dass dieser unbeugsame Gitarrenrock stets aktuell und frisch bleibt. Wovon letztlich auch Moore profitiert, da seine Werke als wichtiger Referenzpunkt letztlich ewig weiterleben: Es sind solche Wechselwirkungen, die das künstlerische Rad am Laufen halten.

Nun also "The best day", ein Album, über das im Vorfeld vergleichsweise wenig berichtet wurde. Vielleicht ist das ja auch symptomatisch für eine LP, die recht unaufgeregt die Möglichkeiten des noisigen Indie-Rocks durchdekliniert, ohne auf Effekthascherei und Firlefanz zu setzen. Der repetitive Opener "Speak to the wild" geht da mit gutem Beispiel voran: Über achteinhalb Minuten kitzelt Moore behänd attraktive Gitarrenfiguren aus seinem Instrument, verliert sich alsbald in fiebrigem Geschrubbe, ohne jedoch vollkommen ins Absurde abzudriften. Das folgende "Forevermore" dauert dann gleich noch mal drei Minuten länger und spielt sich ähnlich schwindelig, die spröden Gitarren schuften wie wortkarge, skandinavische Waldarbeiter in den dunklen Monaten des Jahres. Irgendwann verschwimmen Gitarre, Bass und Schlagzeug zu einem einzigen Grundrauschen, mechanisch wird der Beat durchs Unterholz geprügelt. Das ist nicht schön, soll es aber auch gar nicht sein.

Schönheit war im Kosmos von Sonic Youth ja ohnehin immer nur die Grundlage für den dargebotenen Dekonstruktivismus. Moore und Co. wollten stets beide Seiten der Medaille abbilden, vereinten folgerichtig Melodie und Krach, Rausch und Koma, Gut und Böse. Auch "The best day" illustriert gewissermaßen den Kampf der Gegensätzlichkeiten, der immer nur unentschieden ausgehen kann. Und für jedes kaputt-abseitige "Tape" schenkt uns der New Yorker ja dann auch wieder einen Song wie "The best day", der straight rockt und sich an seiner eher konventionellen Struktur erfreut. Viel Freude macht im weiteren Verlauf dann vor allem auch die kurze Punk-Nummer "Detonation", die irgendwo zwischen The Fall und den Ramones hängengeblieben ist und in der sich Moore so giftig-gallig präsentiert wie lange nicht mehr. Natürlich darf muss das wehtun, aber ein wenig Schmerz hat noch nie geschadet. Mal ehrlich, Freunde: Ohne Zahnfleischbluten geht hier heute keiner nach Hause.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Speak to the wild
  • The best day
  • Detonation

Tracklist

  1. Speak to the wild
  2. Forevermore
  3. Tape
  4. The best day
  5. Detonation
  6. Vocabularies
  7. Grace lake
  8. Germs burn

Gesamtspielzeit: 50:22 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Schneckenhengst

Postings: 410

Registriert seit 06.05.2014

2014-11-30 17:47:37 Uhr
In der Tat ein furchtbarer Artikel. Hätte sowas eher in der Visions erwartet.

Herder

Postings: 1836

Registriert seit 13.06.2013

2014-11-30 17:23:25 Uhr
Ah, danke für die Kurzfassung ;-) Klingt in der Tat etwas bemüht...

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2014-11-30 13:20:20 Uhr
Wenn sie irgendwo runliegt, schau ich schon mal rein.
Der Artikel hat sich größtenteils nur damit beschäftigt, dass Thurston Moore nicht mehr die feministische Speerstpitze von früher ist (was ja eh immer eher Kim Gordon war) und wie blöd das doch ist. Die Musik wurde irgendwie nur am Rande beschrieben. Und selbst die war dann irgendwas böses männliches.
Wie man bei einem Album, dass sich überhaupt nicht mit sowas auseinanderstzt, nur darüber schreiben kann, werde ich wohl nie verstehen. Furchtbar.

Herder

Postings: 1836

Registriert seit 13.06.2013

2014-11-30 12:22:39 Uhr
Die Intro ignoriere ich auch seit geraumer Zeit. Was stand denn da über das Album?

Bei mir landet "The best Day" in jedem Fall in den Jahres Top-10.

noise

Postings: 968

Registriert seit 15.06.2013

2014-11-30 11:12:57 Uhr
Ne, den Artikel habe ich nicht gelesen.
Aber, wer liest schon die Intro um sich über Musik zu informieren? Mittlerweile lasse ich die Zeitschrift schon liegen, obwohl sie kostenlos ausliegt.
Zum kompletten Thread

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