Sea Wolf - Song spells, no. 1: Cedarsmoke
DevilDuck / Indigo
VÖ: 19.09.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Glück reimt sich auf Augenblick
Am 30. September 2007 kündigte eine kleine Underground-Band namens Radiohead ihr neues Album "In rainbows" an, das zehn Tage später zunächst nur online erscheinen sollte. Den Preis durften die Fans selbst bestimmen, notfalls zahlte man also gar nichts. Trotzdem kauften die Hörer später auch den physischen Release, und Thom Yorke & Co. wurden als Vorreiter eines neuen Verkaufsmodells gefeiert. Einen Schritt weiter gingen My Bloody Valentine im Februar 2013 und Beyoncé Knowles im Dezember desselben Jahres, die ihre neuen Alben "M B V" und "Beyoncé" vollkommen ohne Vorankündigung mitten in der Nacht veröffentlichten. Und U2, nun ja – die schenkten ihr neues Album "Songs of innocence" einfach jedem iTunes-Nutzer, ob man es nun haben wollte oder nicht.
All diese Künstler können es sich aber im Endeffekt auch leisten, ein Album entweder zu verschenken oder auf die sonst übliche Promotiontour zu verzichten. Die Fans werden es trotzdem kaufen, womöglich sogar ein zweites Mal in der Extra-Ultra-Bonus-Special-Edition mit einem halbgaren neuen Song und zwei Remixen der mauen vierten Single. Das Risiko, am Ende doch keine schwarzen Zahlen zu schreiben, ist für eine Beyoncé relativ gering. Wenn aber eine Band wie die kalifornische Formation Sea Wolf ihr neues Album "Song spells, no. 1: Cedarsmoke" über Bandcamp nach dem "Name your price"-Muster verkauft, ist das schon etwas anderes. Für Frontmann Alex Brown Church war es trotzdem quasi Ehrensache – denn das Werk wurde schließlich mit einer von den Fans unterstützten Kickstarter-Kampagne finanziert.
So weit, so gut, so neu. Ansonsten hat sich bei Sea Wolf erwartungsgemäß nicht viel geändert – zum Glück, möchte man angesichts der beiden letzten wirklich tollen Werke "White water, white bloom" von 2010 und dem drei Jahre später erschienenen "Old world romance" beinahe sagen. Auch auf ihrem vierten Album legen Sea Wolf gut los: Der instrumentale Opener "Intro" startet langsam mit Rasselgeräuschen, ehe die Streicher einsetzen und die zunächst scheinbar unheilvolle Stimmung ins Wohlige verlagern, woran auch "Ram's head" anknüpft. Mit leiser Stimme singt Church hier von der Glückseligkeit der Liebe und der Zufriedenheit des Augenblicks: "Yesterday is over and tomorrow nears / But I just wanna stay right here."
Trotzdem ist es auch auf "Song spells, no. 1: Cedarsmoke" so, wie in vielen Liebesgeschichten eben leider auch: Die meisten Songs handeln von vergangenen Beziehungen und Zeiten und gewähren dabei zumindest einen nostalgischen Blick in den Rückspiegel: Der sich wiederholende Satz "I don't love her anymore" im melancholischen "Young bodies" wirkt an keiner Stelle missmutig oder gar trotzig, sondern einsichtig, während sich das folkpoppige "Whitewoods" an unbeschwerte Tage zurückerinnert und dabei sogar ein bisschen nach Sea Wolfs Debütalbum "Leaves in the river" klingt. Es passt damit hervorragend zum vertonten Sonnenaufgang des euphorischen "Bergamot morning", bis das niederschmetternd-schwermütige "Whatever you say, say nothing" kurz vor Schluss wie ein Kraftakt wirkt, den es zu überwinden gilt. Ist das geschafft, kann es nur noch aufwärts gehen – immer weiter. Und weiter.
Highlights
- Bergamot morning
- Young bodies
- Whatever you say, say nothing
Tracklist
- Intro
- Ram's head
- Bergamot morning
- Bavarian porcelain
- Cedarsmoke
- Young bodies
- The water's wide
- Whitewoods
- Whatever you say, say nothing
- Visions
Gesamtspielzeit: 39:50 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
H. Inweis |
2014-10-15 22:44:03 Uhr
Das kam doch schon im Juli raus.Schönes Album, kommt aber an die Vorgänger nicht ganz ran. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27193 Registriert seit 08.01.2012 |
2014-10-06 21:35:15 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen? |
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Referenzen
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