Interpol - Turn on the bright lights

Matador / Labels / Virgin / EMI
VÖ: 19.08.2002
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Shine on
Zwischen Verzweiflung und Hoffnung existiert nur scheinbar ein breiter Graben. Zumindest musikalisch wird er immer wieder übersprungen, häufig genug in beide Richtungen. Gefühlsschwankungen wie Atlantikwetter: Mal wird die ruhige Gefühlssee durch rauhe Gitarrenstürme aufgepeitscht, anderntags liegt sie in epischer Ruhe. Dabei wirkt die Ruhe in Interpols Heimatstadt "NYC" gespenstisch, wie die Ruhe nach dem Sturm, der in "Obstacle 1" entfacht wird. Aber Ruhe kann auch Kraft geben: Das nur schwache Aufbäumen, die in an fast Ausgeglichenheit zu nennende Akzeptanz des scheinbar Unvermeidlichen mündet ("Stella was a diver and she was always down"), führt noch mal zu einem fast heroisch anmutenden Versuch ("Roland"), dem Ansturm der Dunkelheit mit Kraft entgegenzutreten.
Interpol sind laut des üblichen Hypes in den einschlägigen Gazetten das nächste große Ereignis, wieder einmal aus New York. Man fragt sich nur verwundert, warum man dieser Einschätzung Glauben schenken sollte. Denn irgendwie kennt man diese Musik schon seit gut zwanzig Jahren, wenn auch mehr von einer Insel auf der anderen Seite des Atlantiks. Und die Vorreiter dieser Musik, etwa die Chameleons oder Kitchens Of Distinction, um mal die Paten zu benennen, bekamen zwar auch durchaus begeisterte Rezensionen, dennoch war diese musikalische Spielart nie wirklich en vogue.
Das tut der durchgänig hochstehenden Qualität der dunkel-harmonischen Melodien, die getragen werden von klirrenden Gitarren und dominantem Baßspiel, natürlich keinen Abbruch. Das unterscheidet Interpol, trotz der stimmlichen Nähe der Stimme von Paul Banks zu der von Ian Curtis, sehr von Joy Division, deren Stücke deutlich reduzierter und schroffer waren. So ist "Turn on the bright lights" auch sicher kein Album, um mal schnell den ein oder anderen Song zu hören, wenn sich auch mit Songs wie "Say hello to the angels" durchaus der ein oder andere Popsong findet, in dem die Gitarrenarbeit teilweise an Smiths'sche Melodien eines Johnny Marr erinnert.
Die Dichte der Songs und ihre erstaunliche Homogenität über die gesamte Spieldauer mag sich für einzelne Hörer jedoch durchaus als Problem erweisen: Manch einer wird nach 30 Minuten Lust auf Jingle-Jangle-Pop oder Hardcore-Punk bekommen, Hauptsache Abwechslung und Ablenkung. Alle anderen seien eine gute Flasche Rotwein und ein dunkler Abend empfohlen, um 50 Minuten in den Wellen des sirenengleich klingenden Gefühlsbades zu versinken.
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Highlights
- Obstacle 1
- NYC
- Say hello to the angels
Tracklist
- Untitled
- Obstacle 1
- NYC
- PDA
- Say hello to the angels
- Hands away
- Obstacle 2
- Stella was a diver and she was always down
- Roland
- The new
- Leif Erikson
Gesamtspielzeit: 49:01 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Huhn vom Hof Postings: 1435 Registriert seit 14.06.2013 |
2019-10-25 16:34:18 Uhr
"NYC" geht sehr zu Herzen. Tolle Melodie, noch besserer Sound, Weltklasse. |
jo Postings: 1128 Registriert seit 13.06.2013 |
2019-10-22 00:26:46 Uhr
Auf jeden Fall. Ich weiß wirklich nicht, warum ich das Album (und die anderen Songs) schon so lange nicht mehr gehört habe... |
The MACHINA of God Postings: 18679 Registriert seit 07.06.2013 |
2019-10-22 00:22:03 Uhr
Jo, hab mir auch noch "The specialist" und ähnliches hinten dran gehangen. Einfach schön. |
jo Postings: 1128 Registriert seit 13.06.2013 |
2019-10-22 00:14:06 Uhr
Ich bin noch bei den weiteren Songs der Tenth-Anniversary-Ausgabe. Ich sperre später ab. |
MopedTobias Postings: 13167 Registriert seit 10.09.2013 |
2019-10-22 00:13:06 Uhr
Das Plattentests-Forum braucht unbedingt einen Nachtmodus! |
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Referenzen
Joy Division; Kitchens Of Distinction; The Chameleons; Bauhaus; The Convent; Editors; The Departure; O. Children; iLiKETRAiNS; Milemarker; The Bravery; My Vitriol; Placebo; Television; Public Image Limited; The Sound; Love Like Blood; Red Lorry Yellow Lorry; The Mission; The Cure; Siouxsie & The Banshees; The Church; The Smiths; Echo & The Bunnymen; Idlewild; Six.By Seven
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