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Dad Rocks! - Year of the flesh

Dad Rocks!- Year of the flesh

Father Figure / Sinnbus / Rough Trade
VÖ: 03.10.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 10/10

Mensch und Maschine

Snævar Albertsson, Frontmann und Hauptgestalt von Dad Rocks!, wuchs in einem kleinen Fischerdorf in Island auf. Dort war nach seiner Aussage ziemlich wenig los außer Fußball und Angeln, vor allen Dingen musikalisch ging gar nichts – kaum zu glauben bei der Menge an brauchbaren Acts, welche die kleine Insel sonst so hervorbringt. Jedenfalls kam der junge Snævar erst nach seinem Umzug in Richtung Dänemark so richtig mit Musik in Kontakt und begann schließlich, selbst zu musizieren. 2008 wurde er Vater und gründete Dad Rocks!. Und obwohl Eigenlob ja bekanntlich stinkt: Mit dieser neunköpfigen Kombo schafft Albertsson tolle Musik. Nach den drei EPs und ihrem Albumdebüt "Mount Modern" veröffentlicht die Truppe mit "Year of the flesh" nunmehr ihren LP-Zweitling.

Von den Instrumentierungen erinnert "Year of the flesh" stark an die beiden letzten Werke von Noah And The Whale, "Last night on Earth" und "Heart of nowhere", wenngleich das Album weniger hymnisch daherkommt. Das bedeutet klangvolle Fantasiewelten im Schlafrock, Piano, Geige und Trompete im Folkmantel. Nach dem feierlichen Intro, das ganz ohne Text auskommt, eröffnet "Peers" die Platte erst so richtig. Eine gezupfte Akustikgitarre leitet das Stück ein, addiert Querflöte und Fanfaren. Albertsson und Konsorten thematisieren auf "Year of the flesh" immer wieder das digitale Zeitalter, berichten so im genannten Song davon, wie ihr Album illegal heruntergeladen wird und so Verbreitung findet. Das aber sei schon in Ordnung, denn "all the gold that I've been told about / Is too heavy to hold". Am Ende steht die Aufforderung: "Share this song with everyone." Irgendwie schon schön, wie so ein Track, der sich im Cyberspace bewegt, eben einmal nicht peinlich ist.

"Cyber bullies" mäandert durchs gleiche Umfeld, berichtet davon, wie das Mobbingopfer heutzutage digital statt physisch an den Unterhosen aufgehängt wird. Dabei aber hat der Track so gar nichts mit einer "RTL Explosiv"-Reportage zu tun, sondern beschreibt treffend und angenehm den heutigen Alltag. Mit Handclaps und Violine kündigt sich "In the Seine" an und kehrt dem Cyberspace den Rücken. Zur Hälfte findet der Song seinen Höhepunkt, steigert sich mehrmals und haucht dem nahenden Herbst Frühlingsgefühle ein. Der ergreifendste Titel der Platte.

Dad Rocks! rockt in der Tat, zwar nicht so richtig rockig, sondern eben folkig, aber den den Rock im Blut hat die Gruppe allemal. So erreicht das durchweg starke "Year of the flesh" immer wieder musikalische Höhepunkte. Dass dabei Begrifflichkeiten wie "Torrent", "Soundcloud", "Tumblr" und "Pirate Bay" oft im Mittelpunkt stehen, macht das Geschehen eher positiv als negativ nerdig. "Year of the flesh" stellt das Fleischliche, Menschliche dem Technischen, oft Unmenschlichen schön gegenüber, zeigt das Leben und Leben lassen zwischen Mensch und Maschine, findet aber an den richtigen Stellen wieder zum Ursprung des Menschseins zurück, und dort ist man der Musik von Dad Rocks! ganz nah.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Peers
  • Cyber bullies
  • In the Seine

Tracklist

  1. BMI
  2. Peers
  3. Daughter track
  4. Cyber bullies
  5. Managed
  6. In the Seine
  7. Waves
  8. Pro-filing
  9. White collar
  10. Body mass index

Gesamtspielzeit: 35:59 min.

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Armin

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2014-10-06 21:34:13 Uhr
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