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Scooter - The fifth chapter

Scooter- The fifth chapter

Sheffield Tunes / Edel
VÖ: 26.09.2014

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Döp döp döp dödö döp döp döp

Scooter haben viel mehr mit Motörhead gemeinsam, als man auf den ersten Blick annehmen möchte. Beide Bands funktionieren wie physikalische Konstanten. In schöner Regelmäßigkeit erscheinen neue Alben mit alten Songs, und bis auf den Frontmann ist auch das Personal letzten Endes austauschbar. Denn Scooter-Tonmeister Rick J. Jordan räumte nach 19 Jahren Uffz-Uffz-Uffz seinen Platz für den milchbübisch dreinblickenden Phil Speiser, womit vom ursprünglichen Line-Up nur noch H.P. Baxxter vertreten ist. Wer nun Angstzustände ob eventueller musikalischer Veränderungen im Hause Scooter bekommt, darf aufatmen: Natürlich ist auch auf Album Nummer 18 alles wie immer. Es bummst und kracht im Viervierteltakt, während Rampensau Baxxter beinahe jeden Track mit seinen lyrischen Kleisterwerken verschönert. "Get out! Stay out! And call the police!" ruft der selbsternannte "Sir Shotalot" in die Menge, und das Volk dankt es ihm. Egal ob in Wladiwostok oder Gütersloh, "Always hardcore" ist als Lebenseinstellung der Globalisierung gewachsen.

Ein Plattentests-User verlangte unlängst im Forum, dass sich eine etwaige Rezension doch bitte mit der Musik der Kirmestechno-Urgesteine beschäftigen solle. Dagegen spricht: nichts. Außer der Musik vielleicht, aber das sind Nebensächlichkeiten. "The fifth chapter" beginnt typisch. Trancige Synthies bauen Spannung auf, die sich im poppigen "Who's that rave?" entladen darf. Zwar klingt der Track nur noch entfernt nach dem Rave von früher, aber um Knicklichter in die Luft zu werfen und wie bekloppt im Kreis zu hüpfen, reicht's allemal. Auch "Today" und "Radiate" haben das Zeug dazu, die schier endlose Liste von Scooter-Hits zu verlängern. Beängstigend perfekt fügt sich der bis zur Unmenschlichkeit zusammengestauchte Gesang von Gastvokalistin Vassy in das muntere Wechselspiel von Hands-up-Synthies und subwoofersprengenden Bassdrums ein. Besucher von Autobahnausfahrtsdiscos dürfen sicherlich schon bald Zeuge dieser bis ins letzte Detail auf die Zielgruppe abgestimmten Kleinode werden.

Soundtechnisch hat der Personalwechsel dem ganzen Bohei durchaus gut getan. So knackig klangen Scooter lange nicht mehr, wenngleich die diversen Dubstep- und Trap-Elemente nicht gerade taufrisch daherkommen. Aber mal ehrlich: Geht es bei Scooter um Innovation? Natürlich nicht. Die Norddeutschen sind Handwerker. Und irgendjemand muss auch Tische und Stühle bauen. Unverschämt einprägsam ist das Material allemal. Alle wesentlichen Elemente des Scooter-Musikbaukastens finden sich daher auch auf "The fifth chapter": Hochgepitchte Vocals, schamlos geklaute Melodien und Baxxters dadaistische Kleinkunst geben sich wie immer die Klinke in die Hand. Kostprobe: "60-60 70-70 / I got the noise / I got the energy / 80-80 like Slim Shady / 70-70 maybe." Alles klar. Auch die seit "Jumping all over the world" präsenten Jumpstyle-Ausflüge dürfen nicht fehlen. Spaß macht das durchaus, auch unironisch. In einem "SZ"-Interview erzählte Baxxter dereinst, er würde jeden Abend eine Tüte Erdnussflips vertilgen. Schön, wenn Dinge zusammenpassen.

Absoluter Höhepunkt des Albums ist indessen "Can't stop the hardcore". Wer schon immer einmal wissen wollte, was passiert, wenn "Eviva Espana", Sirtaki und waschechter Kirmestechno zusammentreffen, findet in diesem Meisterstück alle Antworten. Garniert wird das Ganze von einem Text, wie ihn nur Lyriktitan Baxxter zustande bringen kann: "Drinking Wodka Belvedere / You can't stop the hardcore / Naked bitches over there / You can't stop the hardcore!" Wem das noch nicht wicked genug ist, dem kann durch Kauf der Deluxe-Edition von "The fifth chapter" geholfen werden. Gegen Aufpreis gibt es nämlich mit der "Scooter-Shoutbox" ein Gadget, auf das die Welt gewartet hat. Und wer möchte nicht jederzeit seine Mitmenschen mit dem Abspielen von ewig jungen Bonmots à la "How much is the fish?" beglücken? Eben. Die dritte Scooter-Dekade kann beginnen. Für jede bisher vergangene gibt es einen Punkt. Bleiben also nur noch 80 Jahre und circa 70 Alben bis zur wohlverdienten 10/10.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Can't stop the hardcore

Tracklist

  1. T5C
  2. Who's that rave?
  3. Today (feat. Vassy)
  4. We got the sound
  5. Radiate (feat. Vassy)
  6. 999 (Call the police)
  7. King of the land
  8. Bigroom blitz (feat. Wiz Kalifa)
  9. Chopstick (Mado kara mieru)
  10. Home again
  11. Fuck forever
  12. Jaguare
  13. T.O.O.
  14. Listen
  15. Can't stop the hardcore
  16. Fallin'
  17. In need

Gesamtspielzeit: 58:00 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Birgit
2015-03-20 07:36:05 Uhr
tolles album, gefällt auch nach keinmaligem hören.
Absolutes
2014-11-17 11:41:30 Uhr
Meisterwerk
Einfach
2014-11-03 11:53:02 Uhr
um auch mal irgendeinen Albenthread nach oben zu pushen.
majk
2014-10-06 07:13:49 Uhr
rick war scooter. das ist nicht mehr scooter ohne rick.
So isses
2014-10-05 23:35:30 Uhr
"Aber mal ehrlich: Geht es bei Scooter um Innovation? Natürlich nicht. Die Norddeutschen sind Handwerker. Und irgendjemand muss auch Tische und Stühle bauen."

Das Prinzip Scooter perfekt auf den Punkt gebracht.
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