Mark Olson - Good-bye Lizelle
Glitterhouse / Indigo
VÖ: 19.09.2014
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Nie wieder Mittelstrecke
Mark Olson steht stellvertretend für ein einzelnes Genre wie kaum ein anderer, selbstverständlich in Kombination mit seinem kongenialen Partner Gary Louris von The Jayhawks. Alternative-Country nannte sich das damals, doch "Alternative" will ja heute nichts mehr genannt werden bei der ganzen Versprengtheit von Szenen und Musikkulturen. Olson macht dennoch unbeirrt weiter und liefert fernab von der großen Öffentlichkeit der 90er Jahre sehr gute bis großartige Alben ab. Nach dem kurzen Intermezzo mit Louris und den Jayhawks auf "Mockingbird time" geht es jetzt wieder gemächlicher und vor allem solistisch zu, zumindest steht nur noch Olsons Name auf der neuen Platte, ganz allein kann der Mann aus Minneapolis bekanntlich nicht.
Sein drittes Soloalbum hat Olson mit seiner derzeitigen Lebenspartnerin, der Norwegerin Ingunn Ringvold, und einigen weiteren Gästen eingespielt. Diese staffieren das Album aus, der Mastermind bleibt eindeutig Olson selbst. Es ist mit 36 Minuten recht kurz geraten, doch im Alter muss man sich beeilen, soll etwas fertiggestellt werden. Auf "Good-bye Lizelle" überzeugt jede einzelne Sekunde. Das Ganze ist schlussendlich wesentlich reduzierter, komprimierter, aber auch harmonischer geraten als "Many colored kite" oder gar das Jayhawks-Comeback "Mockingbird time", doch sofort, wenn Olson und Kompagnie mit dem ersten Stück "Lizelle Djan" aufschlagen, "Love has a way of changing the days" intonieren und im weiteren Verlauf neben Altbewährtem auch Djembe und Kanun auspacken, wird überdeutlich, dass hier niemand auf der Stelle getreten ist, sondern eine Genre-Geschichte fortschreibt.
Im zunehmenden Alter kann auch ein Blick in die Vergangenheit nicht schaden, es muss ja nicht unbedingt die eigene sein: "Long distance runner" ist eine Hommage an den einstigen tschechischen Weltklasse-Langstreckenläufer Emil Zátopek und gleichzeitig daran, dass jeder einmal ein Weilchen auf sein Glück warten muss. Mit Mittelstrecke kommt man heutzutage nicht mehr weit. Und wenn es den Herrschaften auf der akustischen Reise etwas zu behäbig wird, kommt kurz die Elektrische zum Einsatz wie in "Running circles", ohne dass die geflissentliche Anmut und die Grazie gestört werden. Alles hat auf "Good-bye Lizelle" seinen rechten Platz.
Dass Olson dabei das Uptempo nicht vergessen oder gar verlernt hat, beweist "Poison oleander", das am ehesten an alte Jayhawks-Zeiten anknüpft. Nach knapp vier Minuten wird der Zwischenspurt jedoch jäh abgebrochen und das Tempo wieder erheblich gedrosselt. Rückzug ist, anders als das Sprichwort verlautbart, hier die beste Verteidigung, und "Shelter" ein oft verwendetes Wort auf "Good-bye Lizelle". Mittelstrecke ist nicht mehr, und die Zielgerade ist hoffentlich lang, auf dass weitere Glanztaten wie die hiesige folgen mögen.
Highlights
- Lizelle Djan
- Heaven's shelter
- Long distance runner
Tracklist
- Lizelle Djan
- Running circles
- Poison oleander
- Heaven's shelter
- All these games
- Cherry thieves
- Which world is ours?
- Long distance runner
- Say you are the river
- Jesse in an old world
- Go-between butterfly
Gesamtspielzeit: 36:11 min.
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2014-10-01 21:10:32 Uhr
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Referenzen
The Jayhawks; The Creekdippers; Gary Louris; The Felice Brothers; Simone Felice; Uncle Tupelo; Wilco; Tweedy; Whiskeytown; Ryan Adams; William Fitzsimmons; Willie Nelson; Neal Casal; Dylan LeBlanc; Ray LaMontagne; Cherry Ghost; Josh Ritter; Vic Chesnutt; Gram Parsons; The Byrds; The Flying Burrito Brothers; Emmylou Harris; Hank Williams; Lambchop; Bob Dylan; The Band; The Sadies; Golden Smog; Neko Case; Johnny Cash; Crosby, Stills, Nash & Young; The Avett Brothers; My Morning Jacket; Laurel Canyon; Joni Mitchell; Bonnie 'Prince' Billy; Conor Oberst And The Mystic Valley Band; ; Bright Eyes; Villagers; The Louvin Brothers; Van Morrison; Tim Hardin; John Renbourn
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