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Leonard Cohen - Popular problems

Leonard Cohen- Popular problems

Columbia / Sony
VÖ: 19.09.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Das ewige Seufzen

Leonard Cohen hatte es nie besonders eilig. Gerade einmal 13 Alben hat der liedermachende Poet seit 1967 veröffentlicht. 80 Jahre ist er mittlerweile alt. Der ewig Suchende, der ewig Grummelnde. Ein begnadeter Gitarrist war er nie, ein virtuoser Sänger schon gar nicht. Cohens Musik funktionierte stets ob der einzigartigen Symbiose aus filigran gewobenen Texten und seiner unnachahmlichen Darbietung. Während er in jungen Jahren den beseelt leiernden Folk-Barden gab, waren seine späteren Werke zurückgenommener, ja fast spartanisch. Es bedarf vieler Zigaretten, um eine Stimme derart brüchig und tief werden zu lassen. Es ist also zunächst ein bisschen verwunderlich, dass dieser außergewöhnliche Gentleman die Welt mit seinem neuen Opus "Popular problems" beehrt. Aber auch gut. Sehr gut sogar.

Nur zweieinhalb Jahre sind seit "Old ideas" vergangen, was im Gesamtwerk Cohens einem Augenzwinkern gleicht. Der Mann, der manche Songs über Jahrzehnte hinweg wieder und wieder überarbeitet oder gar vollständig verwirft, weiß um die kürzer werdende Zeitspanne, die ihm zur Verfügung steht. Fast schon schelmisch spielt er im Opener "Slow" auf sein Image als personifizierte Langsamkeit an: "I'm slowing down the tune / I never liked it fast / You wanna get there soon / I wanna get there last." Musikalisch untermalt werden diese Zeilen von bluesigen Rhodes-Klängen und stilsicher platzierten Bläserakzenten. Nur wenige Takte genügen dem Altmeister, um sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ähnlich funktioniert "Nevermind", in welchem Cohen Bilanz zieht: "There's truth that lives / And truth that dies / I don't know which, so never mind." Kontrastiert werden die sinistren Zeilen durch arabische Gesangspassagen, die dem kargen Songgerüst eine entrückte Note verleihen.

Neben dem Blues spielen auch Gospel-Elemente wieder eine gewichtige Rolle. Besonders das an Tom Waits erinnernde "Samson in New Orleans" berührt. Nicht die Menge, sondern die Qualität der Töne macht den Unterschied. Und dieser alte Mann mit Hut weiß, was er tut. Ähnlich melancholisch ist "A street": "The party's over / But I've landed on my feet / I'll be standing on this corner / Where there used to be a street", räsoniert Cohen. Sakral und würdevoll schreitet währendessen die Band dem Tagesende entgegen. Verdammt traurig klingt das. Aber alles andere wäre auch nicht glaubwürdig. Denn die Lyrik Cohens kreiste seit jeher um das Leiden, dass alles Leben erst spürbar macht. So raunt er in "Born in chains" auch jene Zeilen, die begreiflich machen, was an ihm so besonders ist: "Word of words / Immeasurable measure / Blessed is the name / The name be blessed / Written on my heart / In burning letters / That's all I know / I cannot read the rest."

Leider wirkt das durch einen dümmlichen Countrypart verunstaltete "Did I ever love you" wie ein Fremdkörper. Die wunderbar schwermütigen Strophen werden durch den seifigen Refrain regelrecht ad absurdum geführt. Es gibt einen Grund, weshalb Johnny Cash sich auf seine alten Tage vom Hillbilly-Gehoppel losgesagt hatte. Auch das Abschlusslied "You got me singing" steht mit einem Bein in der Kitschfalle. Die Schuld für diese Fehltritte dürfte wohl vor allem bei Produzent Patrick Leonard zu suchen sein. Glücklicherweise ist die Mehrheit der Stücke geschmackvoll arrangiert, wenngleich ein etwas kantigerer Sound der Reibeisenstimme Cohens wohl besser zu Gesicht stünde. Die Frage, ob "Popular problems" Cohens letztes Werk sein könnte, ist ebenso geschmacklos wie uninteressant. Freuen wir uns, dass dieser alte Grantler immer noch da ist. Dass er eben noch nicht alles gesagt hat. Frei nach Kurt Cobain: Zum Seufzen bleibt eine ganze Ewigkeit.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Slow
  • Samson in New Orleans
  • A street
  • Nevermind

Tracklist

  1. Slow
  2. Almost like the blues
  3. Samson in New Orleans
  4. A street
  5. Did I ever love you
  6. My oh my
  7. Nevermind
  8. Born in chains
  9. You got me singing

Gesamtspielzeit: 35:55 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33676

Registriert seit 07.06.2013

2015-01-21 00:17:07 Uhr
"Almost like the blues"!

Iamthesword

Postings: 10

Registriert seit 26.06.2013

2015-01-21 00:14:45 Uhr
Wunderbar elegisch. Zum Niederknien. In den Spitzen vielleicht nicht ganz so gut wie OLD IDEAS, dafür quasi ohne Ausfall nach unten.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33676

Registriert seit 07.06.2013

2014-12-15 17:25:36 Uhr
Ich mag die Amtosphäre des Albums.
people tell me I am the shitt
2014-09-26 10:19:24 Uhr
Bei intro.de schrieb jemand, dass er den eher flachen Sound nicht wirklich möge. Und das war auch zunächst mein Problem. Aber wenn man sich mit dem Sound beschäftigt, schälen sich da viele Schichten raus. Natürlich die Basslines - aber auch houseartige Geräuschbeats oder psychedelische Momente. Zusammen ergibt das einen außergewöhnlichen Sound, der einiges weggroovt und auch sonst bestens unterhält. Perfekte Sommermusik.
Herkules
2014-09-25 18:16:38 Uhr
Das ist die schwächste Rezi, die es zur Platte zu lesen gibt. Da hat man in jedem Satz das dumpfe Gefühl, der Schreiber hat von Cohen überhaupt keine Ahnung, sondern bloß aus irgendwelchen Musiklexika- oder Rolling-Stone-Artikeln abgeschrieben.
Der Musik wird sie auch nicht gerecht.
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