John Mellencamp - Plain spoken

Republic / Universal
VÖ: 19.09.2014
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Probier's mal mit Altersmüdigkeit
Ohne Widerhaken und verdeckte Schläge. Ohne Rhythmuswechsel oder die sechste Bridge nach Krachanfällen im Refrain. Schluss mit Hippedi-hoppedi. John Mellencamp hatte offenbar keine Lust mehr auf Experimente. Und vor allem keine Lust auf Lautes und Aufregendes. Zumindest nicht auf seinem nunmehr 20. Album. Die Folk-Gewänder, in die er seine mit mild geräuchertem Raspeln vorgetragenen Songs nach Bruce-Springsteen-Art kleidet, sind vorwiegend von überaus unauffälliger und unaufdringlich ruhiger Natur. Mit Pauken und Trompeten wird hier jedenfalls nicht mehr posaunt.
Man merkt, dass der 62-jährige Amerikaner alles gesehen, gehört und erlebt hat, was es zu sehen, zu hören und zu erleben gilt. Dass er den Zenit überschritten hat, obwohl er nicht müde wird, immer noch Alben aufzunehmen. Dennoch steht fest: Es hätte weitaus schlimmer für Mellencamp enden können. Er kommt nämlich ziemlich ungeschoren mit dem zurückgezogenen Near-the-end-of-the-road-Sound auf "Plain spoken" davon. Routiniert und abgeklärt hängt er ein Lied an das nächste, alles fügt sich zu einem homogenen Ganzen. Auch wenn die Stücke bereits die eine oder andere Falte im Gesicht haben, zwischendurch einnicken und trotzdem stolz die graue Strähne im lichter werdenden Haupthaar tragen. Genau wie das des Meisters, der seine Tolle nun vermutlich tönen muss.
Gleichzeitig die (Alters-)Schwäche dieses Albums, denn alt ist nun einmal nicht jung. Da geht nicht mehr so viel, und die Sau muss öfter mal im Stall bleiben. Die zwei Schachteln Marlboro, die man Jahr um Jahr jeden Tag inhaliert hat, machen sich nun bemerkbar und der Rücken schmerzt trotz Mobilat. Ähnlich verhält es sich mit den Liedern auf "Plain spoken": Sie wollen, aber können nur noch vereinzelt. Oft gehen sie nicht mehr über ein bisschen Akustikgitarre in gemächlichem Trab hinaus, wirken bisweilen ein wenig saft- und kraftlos und irgendwie nicht zwingend genug. Sorry John – da kam Bob Dylan auf seiner jüngsten Großtat "Tempest" um einiges vitaler und rüstiger daher.
Echte Goldnuggets finden sich dann auch nicht im manchmal trüben Wasser. Am ehesten bieten sich da noch das nölige und deswegen ein bisschen aus der Reihe tanzende "Lawless times" an, das durchaus gut unterhält. Oder der bedächtig reflektierende Schleicher "The isolation of mister", der es irgendwie schafft, nicht so beliebig zu klingen wie manch andere Stelle der Platte. Die übrigen Lieder teilen sich das gleiche Schicksal, sind solide, aber nicht herausragend in ihrer etwas langweilenden Gleichförmigkeit. Doch alles halb so wild. Es sei Mellencamp gegönnt, denn auf der anderen Seite gibt es schließlich keine miesen Songs, über die man sich wirklich beklagen müsste. Am Ende bleibt ein Album, das weder wirklich überzeugt noch enttäuscht. Das über sehr lange Zeit ziemlich verhalten klingt. Das zu sparsam mit seinen Möglichkeiten umgeht. Und das sich die Kräfte einteilen muss, um über die Runden zu kommen, bevor es hinten raus noch erwähntes "Lawless times" bereithält. Man wird eben nicht jünger. Das gilt auch für Mellencamp.
Highlights
- The isolation of mister
- Lawless times
Tracklist
- Troubled man
- Sometimes there's God
- The isolation of mister
- The company of cowards
- Tears in vain
- The brass ring
- Freedom of speech
- Blue Charlotte
- The courtesy of kings
- Lawless times
Gesamtspielzeit: 43:40 min.
Referenzen
Bruce Springsteen; Bob Dylan; Bob Seger; Bob Seger & The Silver Bullet Band; Bryan Adams; Sheryl Crow; Don Henley; Tom Petty; Tom Petty And The Heartbreakers; John Hiatt; Steve Winwood; Eddie Money; The J. Geils Band; Jackson Browne; Billy Squier; .38 Special; Joe Walsh; REO Speedwagon; Sammy Hagar; Rick Springfield; John Fogerty; Creedence Clearwater Revival; Little River Band; Glenn Frey; Loverboy; Eagles; BoDeans; The Marshall Tucker Band; Tom Cochrane; Bachman Turner Overdrive; The Doobie Brothers; The Georgia Satellites; Mudcrutch; Bruce Hornsby & The Range; The Cars; Steve Miller Band; Pat Benatar; Melissa Etheridge; April Wine; Jimmy Buffett; Atlanta Rhythm Section; Boston; Kenny Loggins; Dan Fogelberg; Steve Earle; Van Morrison; Foreigner; Heart; Bonnie Raitt; Peter Frampton; Lyle Lovett; Chicago; America; Pure Prairie League; George Thorogood; Nils Lofgren; Robert Palmer; Jefferson Starship; Cheap Trick; James Taylor; Tim Buckley; Billy Joel; Paul Young; The Jeff Healey Band; Garth Brooks; Hall & Oates; Corey Hart; Chris Isaak; John Waite; Seals & Crofts; Styx; Woody Guthrie
Surftipps
- http://www.mellencamp.com
- http://www.universal-music.de/john-mellencamp/home?gclid=CK6 9xvDw5cACFZTLtAodLSIA6g
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- http://www.allmusic.com/artist/john-mellencamp-mn0000224186
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- http://de.wikipedia.org/wiki/John_Mellencamp
- http://en.wikipedia.org/wiki/John_Mellencamp
- http://www.youtube.com/user/JohnMellencampDotCom
- http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.fernbeziehung-ges cheitert-liebes-aus-bei-meg-ryan-und-john-mellencamp.b266e91 9-0fcb-4fc0-aa22-9e9dc16ef58d.html
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