Hooray For Earth - Racy

Dovecote / Cargo
VÖ: 26.09.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Das große Heulen
Was vielleicht nicht alle Beatles-Kenner wissen: John Lennon bezeichnete "Yesterday" einmal als "Schmalzpackung". Schon flächendeckender bekannt: Der Arbeitstitel des Evergreens aus Paul McCartneys Feder lautete "Scrambled eggs". Von wo aus es zumindest inhaltlich nicht mehr weit zu Hooray For Earth aus New York ist. Deren unter Angststörungen leidender Mastermind Noel Heroux gab nämlich unlängst zu Protokoll, er fühle sich manchmal, als habe er Rührei in der Birne. Was auf dem Debüt "True loves" jedoch nicht in streicherdurchseufzten Akustikballaden, sondern in schwebendem Indie-Pop mit flauschiger Synthie-Fütterung resultierte. Und hat man Stücke wie "Last minute" noch im Ohr, stellt sich die Frage, wer der Typ ist, der auf dem Cover von "Racy" ausgerechnet auf der Sechssaitigen die Sau rauslässt. John Lennon gar?
Mitnichten – schließlich schreibt weder das Leben noch Plattentests.de solch schlüssige Pointen. Nein, es handelt sich tatsächlich um Heroux selbst, der im Vorfeld bereits ankündigte, dass diesmal einiges anders laufen würde als zuvor. Will heißen: Keyboards und elektronische Stadionrock-Anwandlungen, zurück auf Eure Plätze. Wenigstens so lange, bis "Hey" ohne jeden Rhythmus, aber dafür mit großzügig orchestral übersteuerter Gitarre deutlich macht, dass das Artwork inklusive dynamischer Langzeitbelichtung durchaus Rückschlüsse auf den Inhalt dieses Albums zulässt. Und wem die Lust vergangen ist, zum zuletzt immer schaler gewordenen, längst nicht mehr alternativen Konsens aus vergeistigtem Hippie-Geträller und moderatem Tanz-Haudrauf den Jutebeutel zu schwingen, sollte dranbleiben: "Racy" ist ein echter Heuler.
Wobei es hier gar nichts zu heulen gibt. Im Gegenteil: Ist das vorlaute Starkstrom-Intro erst einmal durch, schwärmen Hooray For Earth sofort aus, um Herzen und Tanzböden mit Klimpersequenzen, dickem Hall auf den Drums und saftig dazwischenfahrenden Riffs aufzubrechen. Auch wenn das ein Weilchen dauert: Erst "Somewhere else" dampft so locker daher, dass Heroux im von synthetischen Streichern flankierten Refrain ein entgeistertes "Suddenly all the answers come" entfährt und jaulende Soli noch einen draufsetzen. Bis dahin schlägt seine Band zu den verschachtelten Handkantenschlägen von "Keys" planvolle Haken und zaubert inmitten des psychedelisch-gekippten "Say enough" plötzlich eine unwiderstehliche Vocal-Hookline aus dem Hut – nebst immer wieder aufblitzender Breitbeinigkeiten auf der Elektrischen.
Letztere dürfen nicht einmal fehlen, wenn "Last, first" die Abendbegleitung umschmeichelt und die Harmonien je nach Standpunkt wahlweise unsterbliche Klassiker oder abscheuliche Gräueltaten aus den Achtzigern zitieren. Doch auch den illustren Clinch zwischen Joe Jacksons "Stepping out" und "Africa" von Toto beenden herzhafte Gitarrenschläge – trotzdem zusammen mit dem eher unscheinbaren Titelstück vielleicht der einzige Song, der noch hörbar an die verführerisch glitzernden und unter Strom stehenden Wölkchen von "True loves" erinnert. Überflüssig zu erwähnen, dass "Airs" diese gleich darauf mit monumentalen Shoegaze-Wällen unsanft zur Seite schiebt, ehe "Racy" allmählich kontrolliert in sich zusammenfällt. Dem Hörer geht es ähnlich nach neun großen Songs, bei denen nicht nur die Eier gerührt sind.
Highlights
- Keys
- Say enough
- Airs
Tracklist
- Hey
- Keys
- Say enough
- Somewhere else
- Racy
- Last, first
- Airs
- Happening
- Pass
Gesamtspielzeit: 38:23 min.
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