Substyle - Out to lunch

Motor / Universal
VÖ: 26.08.2002
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Picknick
Eltern bewahren ihre Sprößlinge gerne vor dem bösen Einfluß gleichaltriger Kameraden. "Die anderen" sind immer diejenigen, die rauchen und trinken und überhaupt ganz und gar verlottern. Den lieben Erziehungsberechtigten bleibt da zumeist nur die Hoffnung, daß die entsetzlichen Vorbilder nicht doch kopiert werden. Die Band Substyle hat sich vor vier Jahren ähnlich wie der geliebte Nachwuchs in die Nähe von musikalisch wenig vorbildlichen Zeitgenossen begeben und In Extremo als Vorband durch die Lande begleitet. Und was müssen wir im Info zur neuen Platte "Out to lunch" lesen? Eine verfremdete Geige sei dabei. Rufe des Entsetzens! Folkrocking jetzt auch bei Substyle? Ruhig Blut, Musikfreunde, es kann Entwarnung gegeben werden.
Substyle haben sich beachtlich entwickelt und sich dafür gar nicht erst in die Umklammerung vormaliger Weggefährten begeben. Ihren eigenen Weg haben sie zaghaft ausgemacht und beschreiten diesen jetzt durchaus selbstbewußt und vergleichsweise überzeugend. Zurecht, denn "Out to lunch" ist ein angenehmes Stück Rockmusik für Zwischendurch. Die Songs warten zwar gar nicht erst mit revolutionären neuen Konzepten auf, sie rocken einfach nur erfreulich. Guido Böckem ist ein variabler Sänger, der sehr melodisch trällern kann und ab und an auch mal energisch dazwischenfunkt, wenn es der Song erfordert. Immer wieder in diesem Zusammenhang gebrachte Vergleiche mit Mike Patton sind sicher für den Herrn auf die Dauer etwas anstrengend, doch insgesamt keineswegs von der Hand zu weisen. Doch es gibt sicherlich Vergleiche, die man als Sänger weniger gerne hört als diesen.
Die Musik selber meidet die derzeit so beliebten NuMetal-Gefilde und kommt stattdessen mit einem großen Maß an Melodie daher. Überhaupt die Melodien - Songs wie "Quarantine" und "Neo" stampfen ohne Wenn und Aber nach vorne, setzen sich aber dank des hübschen Songwritings ziemlich schnell im Ohr fest. "Drop into the silence" ist tatsächlich ein eingestreuter stiller Moment, doch mit der Single "I am God and this is my day" wird das Tempo wieder merklich angezogen. Von musikalischer Göttlichkeit allerdings sind Substyle selbstredend noch weit entfernt. Und dennoch könnte diese Scheibe durchaus von sich reden machen. Die gelegentlich zu erahnende Vielseitigkeit der Combo kommt nämlich beim abschließenden "Cotton candy", bei dem sich sogar Bläser einmischen dürfen, eindrucksvoll zum Tragen. Wenn die Band sich von den bösen Nachbarbuben mit den tiefen Gitarren und HipHop-Wurzeln fernhält, steht hier vielleicht einmal Großes und Bleibendes ins Haus. Ansonsten müssen halt doch die Eltern ran.
Highlights
- Quarantine
- Still living
- Cotton candy
Tracklist
- Quarantine
- Still living
- Grab it
- Neo
- Drop into silence
- I am God and this is my day
- Unharmed
- Swallowed sorrow
- Red sun dawn
- Nevermore
- Cotton candy
Gesamtspielzeit: 45:09 min.
Referenzen
Faith No More; Juicy Junk; Adema; Orgy; Farmer Boys; Oomph!; Blind Passengers; Dark; Kyyria; Reamonn; The Real Mother Fishermen; Sub7even; H-BlockX; Guano Apes; undergod.; Filter; Linkin Park; White Zombie; Anthrax; Killing Joke
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