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Purling Hiss - Weirdon

Purling Hiss- Weirdon

Drag City / Rough Trade
VÖ: 26.09.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Rock'n'Roll low school

Für uns Nostalgiker, Musik-Historiker und Jahrzehnte-Hopper, kurz: alte Säcke, wäre der Output von Mike Polizze höchstwahrscheinlich schon länger ein Grund zum Zungeschnalzen gewesen – wenn wir ihn denn gekannt hätten. Gut versteckt in Philadelphias Dreierbanden Birds Of Maya und Purling Hiss, schiebt Polizze seit einer guten Handvoll Jahren Song für Song auf Album für Album durch die Frontallappen derjenigen, die von all dem neumodischen Krimskrams keine Note kennen wollen, weil sie doch schon Mitte der 1990er-Jahre nicht wirkllich auf Drum'n'Bass klargekommen sind. Mit "Weirdon" setzt sich Polizze nun ziemlich genau zwischen frühen britischen Pop-Punk, 1980er-Indiepop sowie den Powerpop aus einem Jahrzehnt später. Recht viel Pop, so mag man meinen. Doch Purling Hiss' Garage- und Low-Fi-Ästhetik sorgt zu jeder Sekunde dafür, dass das Mitklatschen nicht zu bierbankig wird und der Plattentitel eine Menge Sinn ergibt.

"Sundance Saloon boogie" ist so ein Song, der gut und gerne Ende der 80er neben Unrest oder Air Miami auf Mark Robinsons Teenbeat-Label hätte erscheinen können. Ein abgestopptes Riff zwischen saftig und gummiartig, ein Beat, derart hölzern, dass er das Tempo zugleich anzieht und ausbremmst, dazu eine Vierton-Melodie, die die Akkorde hochfrequent nachbaut, und natürlich Polizzes Stimme, leicht hallend und blechern, beiläufig, beinahe desinteressiert: Mehr Slacker-Rock geht eigentlich nur noch, wenn beide Hände unter den Pobacken vergraben werden und somit kein Laut mehr zu hören ist. "Learning slowly" hingegen packt mehr Melancholie in seine Lead-Melodien und nimmt sich Zeit für ein zweiminütiges instrumentales Outro-Gefiedel, zu dem Bass und Schlagzeug so lange herumklackern, bis sie hinreichend mental weichgeklopft sind, um die Grunge-Akustik des folgenden "Another silvermoon" zu einem leiernden Eiertanz zurechtzustottern.

So geht das weiter, doch natürlich blinzeln zwischen all dem Rumpel und Pumpel auch echte Lieblingsmelodien und -Schunkelbeats hervor. "Running through my dreams" etwa ist nicht weniger als eine ergreifende Sebadoh-Ballade, bei der nahezu alles passt. Die hallende Leadgitarre von "Forcefield of solitude" schiebt "Weirdon" gleich zu Beginn in Reichweite der hymnischsten Phase Built To Spills. Und das abschließende, fuzzgetrieben folkrockende "Six ways to Sunday" reflektiert darauf, was wohl passiert wäre, wenn Buffalo Tom und J Mascis nicht nur einen einsamen Song gemeinsam aufgenommen hätten. Purling Hiss feiern diese Entdeckung satte acht Minuten lang. Macht aber nichts, denn wir Liebhaber des Slacker-Rocks feiern einfach mit, wie das so unsere Art ist – mit beiden Händen unter den Pobacken und beherzt katatonischem Kopfwackeln. Schön ist/war die Zeit.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Forcefield of solitude
  • Learning slowly
  • Aging faces
  • Running through my dreams
  • Six ways to Sunday

Tracklist

  1. Forcefield of solitude
  2. Sundance Saloon boogie
  3. Learning slowly
  4. Another silvermoon
  5. Reptili-a-genda
  6. Where's sweetboy
  7. Aging faces
  8. I don't wanna be a ...
  9. Airwaves
  10. Running through my dreams
  11. Six ways to Sunday

Gesamtspielzeit: 43:52 min.

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Armin

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2014-09-10 22:49:35 Uhr
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