Olson - Ballonherz
Urban / Universal
VÖ: 29.08.2014
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Menschenskinder!
"Der Kinder Herzen sind wie Wachs, und ein Stück Wachs lässt sich um die Finger wickeln, wenn es erwärmt ist", schrieb der österreichische Poet und Schriftsteller Peter Rosegger in seinem autobiografischen Werk "Waldheimat" Ende des 19. Jahrhunderts. Was seinerzeit galt, gilt heute auch noch, im Positiven wie im Negativen. Außer bei Olson. Der hat ein "Ballonherz". Was klingt wie eine gefährliche Krankheit, möchte nur das eigene, kindlich-reine Softie-Image unterstreichen. Das aber ist eine große Lüge: Tatsächlich hat Olson schon 28 (nicht erkennbare) Lenze auf dem Buckel und wenn er auf seinem Debüt ständig von diversen Erfahrungen mit "Random-Girls" berichtet, merkt man, dass in seiner Hose auch nur zwei ganz normale Prolo-Eier baumeln. Wie dem auch sei, fürs Erste die Fakten: Nachdem Olson seit Jahren in der Szene von sich Reden machte, erscheint nunmehr seine erste richtige Platte – lange war der Wurm drin, was die Veröffentlichung anging, jetzt hat es dann doch geklappt.
Komm, drauf geschissen, es muss raus. Es muss einfach gesagt werden, wenigstens einmal und so unkommentiert wie möglich: Hipster-Rapper! Da war es. Bilden Sie sich Ihre Meinung bitte selbst, aber neben Frisur und Kleidung sind es eben die Themen, die Olson bringt. Der gemeine "Homo Hipster" ist desinteressiert am Besonderen, nimmt wahr und mit was eh kommt, kümmert sich aber selten um Wichtiges. So könnte man im weitesten Sinne zwar anführen, dass Olson vom Erwachsenwerden rappe, im engeren Sinne aber geht es eher um die erwähnte Desorientierung. "Ich schalt meinen Kopf von Nacht- auf Flugmodus", erklärt der Düsseldorfer in "Flugmodus". "Ich treff' die Liebe meines Lebens jeden Freitag im Club / Und nach spätestens sieben Tagen entscheid' ich mich um" – da waren sie wieder, die "Random-Girls", und mit ihnen auch dieses bezeichnende Chaos. Das aber ist ja irgendwo auch ganz normal in diesem Entwicklungsstadium, wenn im Falle Olsons auch etwas spätgezündet. Zum Vorbild taugt der 28-Jährige jedenfalls genauso wenig wie Kollegah.
"Ich will nur Cornflakes und Trash-TV mit Dir", erklärt Olson anderswo. Auf'n Putz hauen und dann verkatert den nächsten Tag mit der Eroberung vor der Glotze verbringen – joa, kommt vor. Wen möchte man aber erreichen, wenn man über mehr oder minder Alltägliches innerhalb eines Mittzwanziger-Lebens singt? Letztlich doch nur den, der eines Tages Otto Normalbürger sein wird. Dann lasst uns doch lieber wach bleiben, bis die Wolken wieder lila sind – da steckt wenigstens ein Funken Leidenschaft mit drin. "Mein kleines Hollywood" spricht vom sprichwörtlichen Drehbuch des Lebens. Stark prädestiniert und normalisiert erscheint allerdings allzu Vieles, was Olson da erzählt, wenn er meint "ich bau mir mein kleines Hollywood". "Die Helden sterben zuerst in meinem kleinen Hollywood", heißt es weiter. Mit Verlaub – er ist keiner dieser Typen.
Seit die Schwindsucht im deutschen Hip-Hop Einzug hielt, sich der eine die Panda-Maske überzog und der andere einen Undercut rasierte, hat sich vieles verändert. Coolness wird hier anders definiert als durch Muskeln und Gangsta-Härte. Aber eben auch anders als durch Bildung und Wortwitz. Der Hype um diese neue Rapper-Generation mit ihren Pop-Rap-Hybrid-Alben, hat seinen Zenit langsam aber sicher erreicht, denn alles, was sie schaffen, ist ein Kabinett der Nichtigkeiten und Egalitäten. Olson allen voran. Daher der Aufruf: Lasst uns die Wachs-Herzen derer erwärmen, die noch formbar sind und ihnen tatsächlich gute Musik auf die Ohren geben. Da liefert auch der deutsche Hip-Hop nach der großen Flaute der Nullerjahre wieder Brauchbares. Aber nicht hier.
Highlights
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Tracklist
- Mein kleines Hollywood
- Der beste Moment
- Paris (Fernweh I)
- Ballonherz
- Megafon
- James Dean
- Niemand > wir
- Morgen vorbei
- Taxameter
- Flugmodus
- Cornflakes & Trash TV
- Meer (Fernweh II)
- Feuerwerk
Gesamtspielzeit: 51:30 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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S.v.K. Postings: 228 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-09-05 20:15:48 Uhr
die ep fand ich eigentlich ganz gut. das album scheint ja echt übel zu sein. |
Demon Cleaner User und Moderator Postings: 5646 Registriert seit 15.05.2013 |
2014-09-05 18:01:50 Uhr
"Ich will nur Cornflakes und Trash-TV mit Dir", erklärt Olson anderswo. Auf'n Putz hauen und dann verkatert den nächsten Tag mit der Eroberung vor der Glotze verbringen – joa, kommt vor. Wen möchte man aber erreichen, wenn man über mehr oder minder Alltägliches innerhalb eines Mittzwanziger-Lebens singt? Letztlich doch nur den, der eines Tages Otto Normalbürger sein wird. Dann lasst uns doch lieber wach bleiben, bis die Wolken wieder lila sind – da steckt wenigstens ein Funken Leidenschaft mit drin.Das ist in der Tat wahr. |
Eurodance Commando |
2014-09-05 17:33:50 Uhr
Kein Highlight und dann doch 4 Punkte ??? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27352 Registriert seit 08.01.2012 |
2014-09-03 21:01:01 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen? |
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Referenzen
Olson Rough; Cro; Ahzumjot; Rockstah; Kraftklub; Casper; Marteria; Marsimoto; Olson; Die Orsons; Maeckes; Tua; Prinz Pi; Genetikk; Alligatoah; Kool Savas; Frittenbude; Deichkind; K.I.Z.; Samy Deluxe; Dendemann; Eko Fresh; Sido; Clueso; Beginner; Dennis Lisk; Herr Von Grau; Fettes Brot; Huss Und Hodn; Nico Suave; Mac Miller; Wiz Khalifa; Chiddy Bang; Shwayze; Asher Roth; Kid Cudi; Curren$y
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