J Mascis - Tied to a star
Sub Pop / Cargo
VÖ: 29.08.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Der mit den Engeln tanzt
Musste das erste Solowerk von J Mascis noch komplett ohne Schlagzeug auskommen, spendiert der Dinosaur-Jr.-Chef auf seinem zweiten Album "Tied to a star" nun immerhin der Single "Every morning" einen holprigen Beat. Und hier und da klopft auch mal eine Pauke, ein Tamburin, eine Triangel mit. Sonst ist hier beinahe alles so, wie es schon 2011 auf dem grandiosen, himmlischen, umwerfenden "Several shades of why" war: stressfreie Popmusik, melancholische Akustik-Schrammler, leise Feedback-Wattestäbchen. Das geht unter die Haut, bleibt hängen, macht großen Spaß. Und doch kommt das Album nicht an die Größe seines Vorgängers ran.
Die Vergleiche bleiben trotzdem stabil: Nick Drake für Stromgitarren-Enthusiasten, Simon & Garfunkel für Verbitterte, Damien Jurado für Sonic-Youth-Shirtträger. Die 40 Minuten ziehen blitzschnell vorüber und bringen Frühling fürs Herz mit. Da gibt es die federleichte Eröffnung "Me again", in der Mascis das große Gefühlskino auspackt. Die stolpernde Single "Every morning", die mit ein wenig mehr Druck und Ruck durchaus auch auf das nächste Dinosaur-Jr.-Album gepasst hätte. Und den Folk Noir von "Drifter", der nur etwas mehr als zwei Minuten benötigt, um miese Laune zu verbreiten.
Der weißhaarige Gitarren-Derwisch lässt es sich auch hier nicht nehmen, mit seiner Jazzmaster in den höchsten Tönen zu jubilieren und Feedback-Salven unter akustischen Akkordfolgen abzufeuern. An jeder Ecke piept und fiept es, und trotzdem wirkt "Tied to a star" an keiner Stelle überfrachtet. Hier ist viel Luft zum Atmen drin, wie etwa im verspielten "Wide awake", einem traurigen Liebeslied: Da seufzen die Geigen vom Himmel, und den dreiminütigen Herzschmerz-Song versüßt nicht nur irgendeine Frauenstimme, sondern die von Chan Marshall alias Cat Power.
Am Ende geht dann alles ganz schnell. "Better plane" zieht mit einem Fuzz-Solo an der Western-Gitarre vorbei, und Mascis flüchtet sich ein letztes Mal in seine berüchtigte Kopfstimme. Das ist alles weit und frei und groß und schön. Es ist die perfekte Ergänzung zum gewaltigen "Several shades of why", kann den Mammut-Vorgänger jedoch nicht überbieten. Aber warum auch? Mascis bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau, ist abgeklärt und abgebrüht. Ein Segen, dieser Mann.
Highlights
- Me again
- Stumble
- Better plane
Tracklist
- Me again
- Every morning
- Heal the star
- Wide awake
- Stumble
- And then
- Drifter
- Trailing off
- Come down
- Better plane
Gesamtspielzeit: 40:40 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Herder Postings: 1836 Registriert seit 13.06.2013 |
2015-01-08 19:39:42 Uhr
...und gerade ist "And Then" mein neues Lieblingsstück von der Platte. Hach, wirklich schön... |
resisgeur |
2014-12-08 17:16:48 Uhr
weita! |
Schlawinski |
2014-12-08 12:48:32 Uhr
Tolle Platte! Passt perfekt zur Jahreszeit! |
VelvetCell Postings: 7289 Registriert seit 14.06.2013 |
2014-12-08 12:32:05 Uhr
Stimme Herder hundertprozentig zu: eine feine Platte, die -genau wie der Vorgänger- immer wieder den Weg auf meinen Plattenspieler findet. |
Herder Postings: 1836 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-12-08 12:27:20 Uhr
Ach, ein schönes Album! Das Highlight für mich ist "Trailing off", doch auch die Stücke mit leicht fernöstlichem Einschlag, wie etwa "Drifter", haben es mir angetan. Es gibt einges zu entdecken auf der Platte, wie übrigens auch auf dem Cover, dass mal wieder sehr nett geraten ist. |
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Referenzen
Nick Drake; Tim Buckley; Simon & Garfunkel; David Crosby; Bonnie 'Prince' Billy; Damien Jurado; The Mountain Goats; José González; Elliott Smith; Damien Rice; Vashti Bunyan; Bert Jansch; Loudon Wainwright III; Turin Brakes; Ane Brun; Songs:Ohia; Loney, Dear; Tom McRea; Neil Halstead; John Martyn; Yusuf; Kings Of Convenience; Howie Beck; Fionn Regan; Beth Orton; Beck; Björn Kleinhenz; Judee Sill; Teitur; M. Ward; Adem; Devendra Banhart; Cat Power; J Mascis & The Fog; Dinosaur Jr.
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