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Entombed A.D. - Back to the front

Entombed A.D.- Back to the front

Century Media / Universal
VÖ: 01.08.2014

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Tierischer Ärger

Soso, auch gestandene Elchtöter können also Zickenkrieg. Auf einmal waren da zwei Inkarnationen der schwedischen Death-Metal-Institution Entombed, und natürlich sind alle Beteiligten a) völlig unschuldig und b) maximal vergrätzt über die jeweils andere Fraktion. Was war überhaupt passiert? Blenden wir mal ein knappes Jahr zurück. Da verkündete Gitarrist und Mitbegründer Alex Hellid, dass "im Laufe des Jahres 2014" ein neues Entombed-Album das Licht der Welt erblicken sollte. Nur um kurz darauf festzustellen, dass "Back to the front" bereits ohne ihn geschrieben und eingespielt worden und die Promo-Kampagne längst angelaufen war. Klassisch ausgebootet, sozusagen. Das Ende vom Lied: Nachdem per Gericht endlich geklärt war, dass die Rechte am Namen "Entombed" zu gleichen Teilen den vier Gründungsmitgliedern gehören, veröffentlicht Frontmann Lars Göran Petrov "Back to the front" kurzerhand unter dem Namen "Entombed A.D." – Fortsetzung folgt sicherlich.

Am Ende ist dann aber zum Glück doch noch die Musik entscheidend. Und da Petrov bekanntermaßen der vehementeste Verfechter der alten Schule schwedischen Death Metals ist, dürfte klar sein, dass musikalische Kompromisse bestenfalls in homöopathischen Dosen vorhanden sind. Bestes Beispiel dafür ist gleich zu Beginn "Kill to live". Kurz klimperndes Intro, und schon bollert eine Wand feinsten Elchtods durch die Lautsprecher. Bewährte Entombed-Riffs aus abartig tief gestimmten Gitarren heizen gehörig ein, dazu röhrt Petrov in seiner unnachahmlichen Art, als hätten wir noch 1993 und das Album hieße "Wolverine blues". Sehr fein bis grandios ist dann "Pandemic rage", das nach kurzem Streicher-Intro mit einem Riff aufwartet, das keinen Schädel heil lässt und dabei die gute alte Göteborger Schule in das Jahr 2014 transportiert.

Im Mittelteil allerdings übertreiben es die Schweden zeitweilig mit der Kompromisslosigkeit. Songs wie "Bait and bleed" oder "Eternal woe" sind zwar für sich genommen immer noch vollkommen okay, können aber mit dem Anfangsinferno nicht wirklich mithalten. Und auch wenn das sinnig titulierte "Digitus medius" erneut mit einem guten Riff überzeugt, kann es nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein, zwei Songs ein wenig zu oft im Midtempo hängen bleiben. Wie gut hingegen stumpfsinnig sein kann, zeigt "The underminer", das von einem herrlichen Blastbeat angetrieben wird. Und dann doch noch ein echtes Highlight: "Soldiers of no fortune" zeigt nochmals Atmosphäre, nochmals Petrovs wütend herausgebellte Vocals, unterlegt von herrlich räudigem Background-Gesang, dazu eine wilde Reise aus treibenden Riffs und Tempoverschleppungen. Sprich: die Art Bastard aus Death Metal und jeder Menge Motörhead, die die Schweden schon vor 20 Jahren so großartig beherrschten.

So ganz kann "Back to the front" Petrovs vollmundige Versprechungen also nicht halten. Und doch zeigt sich diese Band-Inkarnation deutlich stärker als noch auf dem Vorgänger "The serpent", der über weite Strecken uninspiriert dahinplätscherte. Natürlich ist die Badewannenkurve dieser Platte aus großartigem Beginn, eher variationsarmem Mittelteil und feinem Abschluss auffällig. Und natürlich wäre es völlig überzogen, eine Art Nachfolger von Klassikern wie "Left hand path" oder "Wolverine blues" zu erwarten. Doch in Anbetracht der Umstände, die dieses Album begleiten, ist "Back to the front" eine wunderbare Hommage an den guten alten Elchtod. Das mögen die einen als rückständig betrachten, die anderen wiederum als konsequent. Der geschasste Alex Hellid zumindest wird sich an diesem letztlich hohen Maßstab messen lassen müssen.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Kill to live
  • Pandemic rage
  • Soldiers of no fortune

Tracklist

  1. Kill to live
  2. Bedlam attack
  3. Pandemic rage
  4. Second to none
  5. Bait and bleed
  6. Waiting for death
  7. Eternal woe
  8. Digitus medius
  9. Vulture and the traitor
  10. The underminer
  11. Soldier of no fortune

Gesamtspielzeit: 51:12 min.

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User Beitrag

Telecaster

Postings: 1219

Registriert seit 14.06.2013

2014-08-14 13:07:51 Uhr
Hm, also ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich Left Hand Path, das totale Death-Metal-Monster, oder Wolverine Blues, den Wendepunkt zum Rock, besser finde. Genial sind sie irgendwie beide, aber Clandestine dazwischen ist, wenn auch gut, definitiv nicht mein Highlight. Die späteren kenne ich ehrlich gesagt nicht mehr komplett, aber man muss halt mit dem Stilwechsel klarkommen, um sie zu mögen.
from looking into the sun
2014-08-14 12:56:57 Uhr
die ersten beiden alben waren GOTT.
der rest rotz.

Telecaster

Postings: 1219

Registriert seit 14.06.2013

2014-08-14 12:50:13 Uhr
Gerade durchgehört - ganz schönes Brett!
Eher im Stile von Wolverin Blues und To Ride, Shoot Straight... als die frühen Entombed, aber mit einigen sehr feinen Lead-Parts. "Soldier of no Fortune", der letzte Song auf dem Album, war jetzt echt fast mein Highlight, mit knapp 7 Minuten auch der längste Song auf dem Album, der Rest ist etwas kompakter geraten, wie halt auch auf oben erwähnten beiden Alben.
Kann ich jetzt glatt noch mal von vorne hören, ohne dass es mich langweilt. Groß!
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