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Ahzumjot - Nix mehr egal

Ahzumjot- Nix mehr egal

Vertigo / Universal
VÖ: 22.08.2014

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Voller Vorfreude

"Monty", ein Plattentitel, fünf Buchstaben, ein Killer-Album. Ahzumjot, ein Name, acht Buchstaben – oder besser zwei – ein Wahnsinnsrapper. Vor drei Jahren, 2011, wurde das Debüt des Reimekickers mit dem hohen Schopf als Meisterwerk gefeiert. Es wurden die Dunstkreise geöffnet, Cro wurde erwähnt, Rockstah genannt und natürlich auch Casper referenziert. Ahzumjot allerdings stach aus der Masse heraus, nicht nur der Frisur wegen. Da wurde die neue Offenheit des HipHops gegenüber musikalischen Einflüssen auf dem Silbertablett serviert, so bündnisfreudig war das Genre selten. So war die Vorfreude auf sein das zweite Ahzumjot-Werk entsprechend hoch: nun erscheint endlich "Nix mehr egal". Der Tenor des Albums manövriert sich durch die Abgründe der Revolutionsunnötigkeit, oder besser der -unfähigkeit. "Nix mehr egal" möchte sich der Alles-ist-egal-Attitüde von Teens und Twens entgegen stellen, einen Kampfaufruf starten und zum Aufstehen ermuntern. Blöd nur, dass das nicht so richtig klappen mag.

Ahzumjot experimentiert zwar weiter fleißig mit den Instrumentierungen seiner Songs, erschafft ungewöhnliche bis übereingängige Soundkulissen, scheitert aber regelmäßig an der Aussage. "Wann bin ich dran" beispielsweise unternimmt einen Ausflug in den Werdegang des Rappers: "Ich hab meinen Dienst abgeleistet / ... / Wann bin ich dran?", fragt er – wann endlich muss er nicht mehr nach der Pfeife anderer tanzen? Gut, das ist zwar ein guter Ansatz zur Selbtfindung, aber Ahzumjot als offenbares Generationen-Sprachrohr präsentiert weder Lösungsansätze, noch lässt er sich von einem trotzigen Buben unterscheiden. Nee, Ahzumjot mag's eben anarchischer, so auch in "Schlaraffenland" mit dem dreckig-einprägsamen Gitarrenriff. "Wir brennen es nieder, das Schlaraffenland", heißt es in der Hook - er schmeißt der hässlichen Fratze der Konsumgesellschaft den brennenden Cocktail in die Fresse. Da klappt es dann besser, zumindest wiegelt es auf.

"Immer Held" und "Der coolste Motherfxcker" dienen einzig der Selbstbeweihräucherung. Wer sich einen gesellschaftlichen Auftrag auf die Fahne schreibt, der sollte über diese ewige Geschichte im Rap-Business hinweg gekommen sein. "Du studierst Mathe / Ich studier Fashion-Blogs", widerspricht sich der Rapper in "Der coolste Motherfxcker" dann auch noch selbst, da er die Konsumgesellschaft nun offenbar doch ganz ansprechend findet. "Vier Minuten" ist erstens ein Abklatsch von Caspers "Michael X" (mit anderem Thema zwar) und zweitens ein weiterer ausgelatschter Klassiker im HipHop-Geschäft: Der Diskurs über Probleme mit dem eigenen Vater. Tut einem ja leid, aber so richtig hören kann man es nicht mehr. Dafür ist "Für immer" ein richtiger Brecher, der ein bisschen bei Rihanna klaut und so derbe ins Ohr geht. Für immer jung möchte man ja wirklich immer sein, da ist dem Herrn schon rechtzugeben.

Es ist immer das gleiche, man vergleicht ja auch allzu gern, aber "Nix mehr egal" hat mit seinem Vorgänger so wenig zu tun wie Äpfel mit Birnen. Ahzumjot macht auch auf seinem neuen Album gut Rabatz und hat ein feines Gespür für die außergewöhnliche Ausstattung seiner Tracks, doch fehlt nunmehr einerseits die Neuartigkeit des Ganzen und andererseits die Gesamtaussage. Jetzt rumzujammern wäre fatal: ganz klar der Junge hat was auf dem Kasten und wird in Zukunft sicher noch mal den ein oder anderen Brecher bringen. Das Leben ist eben eine Berg- und Talfahrt – das wird auch Ahzumjot bestätigen. So wird aus der Klage doch wieder die Vorfreude. Auf das, was man noch von ihm erwarten darf.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Für immer
  • Schlaraffenland

Tracklist

  1. Wann bin ich dran
  2. Für immer
  3. Es ist gut wie es ist
  4. Schlaraffenland
  5. Besser jetzt als spät
  6. Geschichte
  7. Vier Minuten
  8. 8701
  9. Immer Held
  10. Der coolste Motherfxcker
  11. Raumschiff
  12. Zu Gast
  13. Tag eins

Gesamtspielzeit: 48:24 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
OMGWTF
2014-07-19 11:32:26 Uhr
Für deutsche Verhältnisse atemberaubend innovative Rap-Kunst. Eminem meets Radiohead meets Drake meets Arvo Pärt. Besser geht's nicht: 10/10
Affengitarre
2014-07-19 11:27:46 Uhr
Das letzte Album war richtig stark, da freue ich mich ordentlich auf das neue.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2014-05-15 22:37:32 Uhr
Ahzumjot veröffentlicht am 22. August sein langerwartetes zweites Album "Nix mehr egal". Im November folgt die große Ahzumjot-Tournee, der Vorverkauf startet ab sofort.

Berlin, 15.05.2014
Ahzumjot ist eine Ausnahmeerscheinung im deutschen Rap. Während andere Party feiern und sich selbst beweihräuchern, stellt dieser Mann Fragen: Woran liegt es eigentlich, dass uns alles so egal geworden ist? Dass es keine klaren Feindbilder mehr gibt und scheinbar auch nichts, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Es sind Gedanken, die wohl jeder kennt: Wir wissen und haben alles – und machen oft viel zu wenig.


Ahzumjot ist nicht im Besitz allgemeingültiger Wahrheiten, aber auf „Nix mehr egal“ liefert er tatsächlich ein paar Antworten auf solche Fragen. Mit all seinen Verletzlichkeiten, seinem ganzen Stolz – und seinen Zweifeln. So thematisiert Ahzumjot in Songs wie „Für immer“ oder „Wann bin ich dran“ die drängenden Fragen einer Generation. Gemeinsam mit dem Produzenten Nikolai Potthoff gelang ihm ein adäquater, grenzübergreifender Sound, der seine Themen perfekt illustriert.

Die musikalische Vielseitigkeit von „Nix mehr egal“ ist keineswegs ein Zufall: Ahzumjot findet Bob Marley genauso wichtig wie Eminem oder Michael Jackson. Er war mit Casper und Cro auf Tour und dachte früher, wir alle lebten in einer Matrix. Er hat Hunderte von CDs seines ersten Albums „Monty“ selbst verschickt und unzählige Jobs gemacht. Ahzumjot kennt DYI genauso gut wie die großen Bühnen. Vor zwei Jahren ist er von Hamburg nach Berlin gezogen, wo nun auch „Nix mehr egal“ entstand.

„Nix mehr egal“ vereint Ahzumjots vermeintliche Gegensätze und vielfältige Erfahrungen. Es ist ein herausragendes, anderes Rap-Album geworden, das die richtigen Fragen zur richtigen Zeit stellt und die besondere Klasse seines Interpreten in jeder Sekunde eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Ahzumjot „NIX MEHR EGAL“ Tour 2014

18.11.2014 Hamburg, Headcrash
19.11.2014 Hannover, Musikzentrum
20.11.2014 Köln, Underground
21.11.2014 Saarbrücken, Garage Klub
22.11.2014 Marburg, Kulturladen KFZ
23.11.2014 Frankfurt am Main, Das Bett
25.11.2014 Stuttgart, Keller Klub
26.11.2014 A-Wien, B72
27.11.2014 A-Innsbruck, Weekender
28.11.2014 München, Backstage Club
29.11.2014 Weinheim, Cafe Central
30.11.2014 Berlin, Magnet
02.12.2014 Leipzig, Täubchental
03.12.2014 Dresden, Groove Station
04.12.2014 Fulda, Kulturzentrum Kreuz
05.12.2014 Bremen, Tower
06.12.2014 Osnabrück, Kleine Freiheit
07.12.2014 Dortmund, FZW Club
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