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Yes - Heaven & Earth

Yes- Heaven & Earth

Frontiers / Soulfood
VÖ: 18.07.2014

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Du lieber Himmel

Wenn eine altgediente Band, die darüber hinaus ein Genre mit geprägt hat, ein neues Album veröffentlicht, ist die Reaktion oftmals dieselbe: "Die gibt's noch?". Dumm wird's nur, wenn jene Aussage mit einem Unterton artikuliert wird, der nicht etwa freudige Überraschung kundtut, sondern eher unterschwellig fragt: "Gibt's die etwa immer noch?". Schon das ist eigentlich der GAU für jegliches Renommee. Reden wir also einmal über Yes. Über eine Band, die ohne Übertreibung zu den Gründervätern des Progressive Rock zu zählen ist. Die für Göttergaben wie "Close to the edge" von 1972 verantwortlich ist. Die aber auch vor drei Jahren mit "Fly from here" nach unzähligen Besetzungswechseln ein Album mit Songs aus der Resterampe veröffentlichte, für das Kopfschütteln noch eine wohlwollende Reaktion war. Nicht nur das, "Fly from here" verkaufte sich dermaßen katastrophal, dass normalerweise jeder Betriebsprüfer in Schockstarre fallen würde.

Womit wir bei "Heaven & Earth" wären. Denn all die Reaktionen auf "Fly from here" relativieren sich nach dem ersten Durchlauf. Oder um es ganz deutlich zu sagen: "Fly from here" war zwar schon ziemlich schlecht. Aber im direkten Vergleich zu dem, was die Prog-Legende hier ihrer Hörerschaft zumutet, sogar noch verdammt gut. Die erste Reaktion betrifft lediglich die Produktion der Platte. Dass das Label das Produktionsbudget nach einem derartigen Flop wie dem Vorgänger massiv herunterfährt, ist ja sogar noch verständlich. Aber wie bitte kann es sein, dass dieses Album klingt, als sei es von einem Praktikanten mit einer Beta-Version von ProTools am iPhone zusammengestoppelt worden? Und das, obwohl niemand Geringeres am Werk war als der Grammy-dekorierte Roy Thomas Baker, der unter anderem für den druckvollen Klang von Queens "A night at the opera" zuständig war?

Gut, all das ist geschenkt – wenn die Songs denn taugen. Aber nein, sie taugen nicht. Nicht einmal als schlechtes Beispiel. Klar, das Genre Prog haben Yes schon in den Achtzigern verlassen. Nur gab es damals eben noch gute Alben, als Beispiel sei nur "90125" mit der Hitsingle "Owner of a lonely heart" genannt. Aber hier? Lustlose Kompositionen aus dem AOR-Baukasten, austauschbar, in ihrer Belanglosigkeit wahlweise Entsetzen oder Würgereiz hervorrufend. Beispiele gefällig? "Step beyond": Trallala-Pop mit Keyboards der 3,95-Euro-Klasse, die Ur-Keyboarder Rick Wakeman vermutlich mit der Axt zertrümmern würde. Noch entsetzlicher gar ist "It was all we knew", dessen Gitarre zu Beginn klingt, als sei der unsägliche Ricky King aus seiner Gosse geholt worden.

Dabei müht sich Gitarrist Steve Howe noch nach Kräften, so etwas wie spielerisches Niveau einzubauen, hat aber gegen diese kompositorische Flatline und die jede Feinheit niederbügelnde Produktion nicht den Hauch einer Chance. Einzig der abschließende Longtrack "Subway walls" bietet tatsächlich Ideen, ja sogar Spielfreude. Nur – wer sich bis dorthin vorgekämpft hat, dürfte schon längst die Lust verloren haben. Natürlich hätte der Song in den großen Zeiten der Band keine Chance gehabt, aber zumindest ist "Subway walls" ein Lichtblick, ein Zeichen, dass Yes dann doch nicht alles verlernt haben können. Dennoch: Für dieses Machwerk gibt es keine Entschuldigung mehr, keinen wohlwollenden Veteranenbonus. "Heaven & Earth" ist nicht einfach nur eine verdammt schlechte Platte, sondern eine Beleidigung für den großen Namen Yes. Oder ganz schlicht: eine Unverschämtheit.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Subway walls

Tracklist

  1. Believe again
  2. The game
  3. Step beyond
  4. To ascend
  5. In a world of our own
  6. Light of the ages
  7. It was all we knew
  8. Subway walls

Gesamtspielzeit: 52:50 min.

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