Tesla - Simplicity
Frontiers / Soulfood
VÖ: 06.06.2014
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Einfach mal einfach
Im November 1990 erschien ein Live-Album, das Geschichte schreiben sollte. Mit "Five man acoustical jam" gingen Tesla – damals nach nur zwei Studio-Alben bereits in Platin schwimmend – das seinerzeit unverschämte Wagnis ein, als Hardrockband sämtliche elektronischen Geräte im Gepäck zu lassen und ausschließlich mit der guten alten Klampfe in der Hand die Bühne zu betreten. Und da MTV umgehend auf diese Idee einstieg, ist der Rest erzählt – die "Unplugged"-Konzerte diverser Bands sind legendär. Und doch: Kurze Zeit später wurden die Kalifornier, wie so viele andere Kollegen, in dieser Zeit vom Grunge hinfort gespült und konnten sich nach einer längeren Auszeit erst kurz nach der Jahrtausendwende wieder vorsichtig erholen – auf einem deutlich niedrigeren kommerziellen Level als zu den Glanzzeiten, versteht sich.
Nun waren Tesla nie wirklich veröffentlichungsfreudig, im Kern immer lieber Live- als Studioband. Aber die Tatsache, dass "Simplicity" erst das siebte Studioalbum insgesamt und das dritte seit der 2000er Reunion ist, verblüfft dann doch zunächst. Doch die ersten Klänge stimmen direkt versöhnlich. Denn "MP3" ist ein schön groovender Rocker, der geschickt das Tempo verschleppt und genau deswegen wunderbar eingängig ist. Beginnend mit dem Kratzen einer Schallplatte, beschwört "MP3" die gute alte Zeit, als Musik noch von Hand gemacht wurde und nicht für den schnellen Konsum per digitalem Fastfood. Beim folgenden "Ricochet" tritt das Quintett richtig aufs Gas. Das ist genau der erdige, leichtfüßige Hardrock, der einfach nur Spaß macht und der Tesla in den späten Achtzigern zu Megasellern machte.
Der Unterschied zu früheren Zeiten: Hier ist nichts mehr auf Bombast produziert, hier ist die Reduktion ganz im Sinne des Albumtitels Programm. Aber trotz oder gerade wegen der zurückhaltenden Instrumentierung und der trockenen Produktion ist "So divine..." ein Ohrwurm ersten Ranges, wirkt die Powerballade "Honestly" eben so ehrlich, wie der Titel verspricht. Auch wenn sich Frontmann Jeff Keith dort eingestehen muss, dass die Jahre nicht wirklich spurlos an seiner Stimme vorübergegangen sind und der ein oder andere Ton, nun ja, herausfordernd für ihn ist. Da Keith jedoch mit seiner Reibeisenröhre bei treibenden Rockern wie "Flip side!" oder "Break of dawn" umso passender rockt und auch der Powerballade "Burnout to fade" einen ganz eigenen bittersüßen Charme verleiht, fällt das nicht weiter ins Gewicht.
Erst gegen Ende läuft "Simplicity" Gefahr, aus der Puste zu geraten. Ob es an der Dichte der – zugegeben nicht wirklich schlechten – Balladen liegt oder ob schlicht beim Songwriting gegen Ende etwas zu arg auf Masse geachtet wurde, sei dahin gestellt. Aber wäre da nicht das wachrüttelnde "Time bomb", das letzte Drittel würde eher ereignislos auslaufen. Für den Gesamteindruck, den Tesla mit dieser Platte hinterlassen, ist das jedoch verzeihlich. Klar, die Alben aus der ganz frühen Zeit wie "The great radio controversy" und erst recht "Psychotic supper" bleiben unerreicht. Aber "Sympathy" zeigt die Kalifornier routiniert, im positiven Sinne konservativ. Kein Firlefanz, keine Schnörkel - nur guter, handgemachter Hardrock. Ganz einfach.
Highlights
- Ricochet
- So divine...
- Burnout to fade
Tracklist
- MP3
- Ricochet
- Rise and fall
- So divine...
- Cross my heart
- Honestly
- Flip side!
- Other than me
- Break of dawn
- Burnout to fade
- Life is a river
- Sympathy
- Time bomb
- 'Til that day
- Burnout to fade (Demo version)
Gesamtspielzeit: 64:52 min.
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