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Gossling - Harvest of gold

Gossling- Harvest of gold

Universal
VÖ: 25.07.2014

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Kindchenschämer

Gossling nennt sich eine ambitionierte junge Dame aus Melbourne, Australien, die mit dem schauspielenden Frauenversteher Ryan Gosling weder verwandt noch sonst wie verbändelt ist. Dafür wirft sie einen Bachelor in Komposition, eine komplette Begleitband und bisher drei in Eigenregie veröffentlichte EPs in die Sammelbüchse, die längst dem Branchenriesen Universal überschrieben wurde. Schließlich haben die solventen Verkaufsverwalter dort ein Näschen für angesagten Songwriterpop und Frauenzimmer mit juvenilem Antlitz. Kindchenschema verkauft sich nämlich immer wie geschnitten Brot. Und niedlich ist das Fräulein ja, respektive ihre Stimme. So niedlich, dass man brechen möchte.

Also turtelt die zarte Taube sogleich los, um ihre auf Indie getrimmten Schmonzetten mit den unangenehm altklugen Texten in die Welt hinaus zu trällern. Salbadert irgendwelchen schwülstigen Humbug über die Liebe und das Leben, als ob sie schon das Dreifache an Lebenserfahrung auf dem Tacho hätte. Wirft mit Binsenweisheiten um sich, deren tatsächliche Hintergründe man in ihrem Alter mehr erahnt als begreift. Dabei bleibt sie dicht bei dem reduzierten Betulichkeits-Pop ihrer Landsfrau Sarah Blasko, produziert mit ihrem eintönigen Gequieke aber deutlich mehr Ohrenkaries. Empfänglich für ihr Sirup-Stimmchen scheinen wohl vor allem frustrierte Jungspunde, ahnungslose Stubenmädchen und friedhofsblonde Wüstlinge mit Abonnements von Unterwäschekatalogen zu sein, die aber an dieser Stelle kein weiteres Forum bekommen sollen. Wer empfindsam und kultiviert ist, möchte schließlich ungestört zum Spucknapf greifen können, die Gelegenheit war selten günstiger.

Man kann sich reinrassigen Plombenziehern wie dem direkt aus den Sixties entführten Titelstück oder dem transusigen "Pulse", das in seiner durchkalkulierten Instrumentierung liebend gern ein Song von Adele geworden wäre, nähern, wie man will, sie bleiben öde Soulpop-Repliken mit Folk-Versatzstücken von der Stange. Auch das frühherbstliche Duett "Songs of summer" zusammen mit Alexander Burnett vermag nicht einmal im Ansatz, die leichtfüßige Eleganz und Inspiration seiner eigenen Band Sparkadia in das vorliegende Werk zu übertragen. Die Musik gibt Großes vor und endet doch als Hello-Kitty-Abklatsch dessen, was Künstlerinnen wie Anna Ternheim oder Lykke Li um Längen besser zu Notenpapier bringen können. Belanglosigkeit vom Reißbrett, als zelebriertes Ärgernis und manifestierte Ressourcenverschwendung.

Eine überzuckerte Dreiviertelstunde lang dauert das fragwürdige Spektakel, über das sich diverse Radiosender und andere digitale Aasfresser irrsinnig freuen werden. Die Rotationsschleifen brauchen schließlich Nachschub für ihr alltägliches Terror-Gedudel. Gossling bietet dafür eine ganz exzellente Munition. Ob sich einer der Verantwortlichen wenigstens jetzt einmal tüchtig für diesen Mist schämen könnte?

(Andreas Knöß)

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Highlights

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Tracklist

  1. Big love
  2. Harvest of gold
  3. Never expire
  4. Songs of summer
  5. Vanish
  6. Challenge
  7. Accolade
  8. That feeling
  9. Pulse
  10. A lovers spat
  11. Wild love

Gesamtspielzeit: 42:32 min.

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