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Fire! Orchestra - Enter

Fire! Orchestra- Enter

Rune Grammofon / Cargo
VÖ: 27.06.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 10/10

Halb Schweden

Diese Band ist groß. Ach was, riesig. Halb Schweden spielt mit. Mindestens. So viele Leute wohnen ja nicht zwischen Malmø und dem höchsten Berg Schwedens, dem Kebnekaise im Norden. Das experimentelle Quasi-Jazz-Trio Fire! um den Saxofonisten Mats Gustafsson hat die ganzen 1.500 Kilometer von Norden nach Süden abgegrast, alle Musiker und ihre Instrumente mitgenommen, in den Probenraum der Band gesperrt und mit Edding ein "Orchestra" unter das "Fire!" an der Tür gekritzelt. Das Ergebnis könnte kaum besser sein.

28 Musiker umfasst das Ensemble und kommt so zumindest mal auf Kammerorchester-Größe, allerdings eher mit verschiedenen Instrumenten aus dem Bereich der Rockmusik. Darunter befinden sich – neben zwei Sängerinnen und einem Sänger – Lapsteel-Gitarre, E-Gitarren, zwei Bässe, Keyboards und drei Drummer. Nach einem Live-Album haben Fire! Orchestra mit "Enter" vier Stücke im Studio eingespielt, die allesamt zwischen freier Stegreifdarbietung und dirigierten Abschnitten hin- und herwechseln und im Verlauf ihrer neun bis 17 Minuten eine Sogwirkung entwickeln, wie man sie sonst von Bands wie Motorpsycho oder Crippled Black Phoenix kennt.

Das Grundgerüst der Platte ist eine Mischung aus simplen Rhythmus-Schleifen und Free Jazz, über die fröhlich improvisiert wird, bis sich die Instrumente gegenseitig anschreien – und dann noch ein bisschen weiter. Eines der vier Stücke als Highlight auszumachen, ist schwer. Denn sie schälen sich allesamt wieder und wieder, reihen Stimmungen, Rhythmen und Klangbilder aneinander, als ob es das Natürlichste auf der Welt sei. Anfänglich festgelegte Riffs oder Bassfiguren helfen derweil, die drohende Strukturlosigkeit zu verhindern und der erstaunlich eingängige Gesang trägt auch seinen Teil bei.

Zu den zweifellos ungewöhnlicheren Momenten gehören die minimalistischen Stimmübungen in "Enter part three", die erst nach fünf bis sechs Minuten, begleitet von einem Jazz-Standard, langsam in Worte übergehen und einen kollektiven Rausch auslösen. Die anderen zeichnen sich eher durch fast konventionelle Bluesrock-Strophen aus. Insbesondere das abschließende "Enter part four", in dem alle drei Stimmen neben- und übereinander singen und im Hintergrund die große Bläsersektion langsam den Takt aufnimmt, geht runter wie Butter. Fire! Orchestra sind nicht nur eine große Band, sie haben auch ein großes und einzigartiges Album aufgenommen. Eines, das Jazz, Rock und die Hälfte der Bevölkerung Schwedens zusammenbringt wie keines zuvor.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • Enter part four

Tracklist

  1. Enter part one
  2. Enter part two
  3. Enter part three
  4. Enter part four

Gesamtspielzeit: 54:35 min.

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