Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Grand Analog - Modern thunder

Grand Analog- Modern thunder

Ferryhouse / Warner
VÖ: 09.05.2014

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Besser live

Grand Analog behaupten, wenn man ihre Musik verstehen wolle, müsse man eine Live-Performance des HipHop-Kollektivs gesehen haben. Lustigerweise liefert der kanadische Fünfer mit "Modern thunder" selbst den Gegenbeweis. Das dritte Studioalbum der Truppe überzeugt mit einer vielfältigen Ausarbeitung seiner Songs, mit hochkarätigen Features und geradlinigen Texten. Grand Analog eine HipHop-Crew zu nennen, trifft den Nagel nur unzureichend auf den Kopf; das Ensemble ist vielmehr eine Band, die mit ausgefuchsten Instrumentierungen zwischen Jazz, R'n'B, Reggae und Rock und einer Rap-Gesangs-Melange ganz unklassische Songgebilde schafft.

Kanadischer HipHop ist derzeit ziemlich heiß. Was Mitte der neunziger Jahre mit Swollen Members oder Künstlern wie K-Os begann und damit im Vergleich zu den USA ordentlich verspätet aus den Startlöchern kam, hat sich mehr als ordentlich weiterentwickelt: Shad beispielsweise traut man heute kaum noch zu, auch mal ein schlechtes Album zu veröffentlichen. Gleiches gilt für Grand Analog. Was die Kombo auf "Modern thunder" abzieht, ist große Klasse. Schon der Opener "Lion head" hat es in sich: Zwischen Bongos und Lasersounds eröffnet der Track die Platte, bis nach kurzer Zeit Trompeten übernehmen und den Song voranträgt. Mit "It's been a long long time / Let's get free baby / A toast to a new beginning" melden sich Grand Analog nach 5 Jahren seit "Metropolis is burning" wieder zurück. Das Stück endet mit spartanischen Schlagzeugsolo und Gitarrengebimmel.

Im großartigen "Gorgeous Jane" mit seinen aktivierenden Handclaps und dem pop-rockigen Tamburin-Chorus werden die Rapper von Grand Analog gesanglich von Talwst unterstützt. "When will you be my Jane / When will I see you again", ruft dieser in der Kopfstimme der Geliebten zu. In "The great rhyme dropper" hingegen gibt es ein Feature des kanadischen Landsmannes Shad. Der Titel erinnert im positivsten Sinne an Fatboy Slims Klassiker "Funk soul brother": Die Textzeile "Right about now / The great rhyme dropper" in der Hook wird von Fanfaren begleitet, während die Strophen im Uptempo gekickt und von reichlich Dschungelsounds umgarnt werden. Der beste Song des Albums aber ist "The lonely hunter", welcher von Amanda Balsys supported wird und mit schüchternen Pianosounds aufwartet. Dass die Sängerin weniger aus der R'n'B-Ecke kommt, sondern eher in Richtung Folk einzuordnen ist, passt super. So wird der Track zum gelungenen Experiment einer Genrevereinigung. Die Fideln, die Balsys' Gesumme tragen, tun ihr Übriges dazu.

Schon allein mit seinen gerade mal 13 Tracks und Songlängen mit jeweils mindestens knapp vier Minuten ist "Modern Thunder" alles andere als ein klassisches HipHop-Werk. Die Arrangements sind durch die Bank ungewöhnlich, kraftvoll und belebend. Das ist HipHop 2.0, so wie man ihn hören möchte, wenn man über die Jahre mit dem Genre mitgewachsen und müde vom Ewiggleichen ist. Wer mit diesem Album Erstkontakt mit Grand Analog hat, der wird sich wünschen, auch einmal eine Live-Darbietung der Crew mitzuerleben. Vielleicht haben Grand Analog ja noch den einen oder anderen Trick in petto, um der ohnehin schon fast unheimlichen Klarheit ihrer Musik die Krone aufzusetzen.

(Pascal Bremmer)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Lion head
  • Gorgeous Jane (feat. Talwst)
  • The great rhyme dropper (feat. Shad)
  • Heart the lonely hunter (feat. Amanda Balsys)

Tracklist

  1. Lion head
  2. Rap sheet (feat. Saukrates) (This day on)
  3. People people
  4. Modern day fool (feat. Andrina Turenne)
  5. Guys & girls (feat. Bahia Watson) (Plethora of hearts)
  6. 4am in Parkdale
  7. Gorgeous Jane (feat. Talwst)
  8. The great rhyme dropper (feat. Shad)
  9. Howl (Like wolves)
  10. Heart the lonely hunter (feat. Amanda Balsys)
  11. Wild animal print
  12. Unbearable lightness
  13. Take it slow (Spaces and places)

Gesamtspielzeit: 54:20 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
aufloesn
2016-12-05 19:46:20 Uhr
Diese Woche in meiner Spotify-Playlist der Woche gefunden. Großes Tennis! Klasse Arrangements, technisch auf hohem Niveau und einfach fresh! (Sagt man das noch, "fresh"?)

floesn

Postings: 162

Registriert seit 14.06.2013

2014-07-12 23:36:35 Uhr
Gutes Album. Aber die in der Rezension genannten Referenzen sehe ich mal überhaupt nicht. Eminem? Busta Rhymes? The Streets? Von der Instrumentierung her würden mir als erstes mal Roots oder Heiruspecs einfallen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2014-07-07 18:39:59 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify