Deadmau5 - While (1<2)
Virgin / Universal
VÖ: 20.06.2014
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Auf die Ohren
Joel Zimmerman alias Deadmau5 ist einer dieser Social-Media-Rowdys. Über Twitter oder Facebook wird das bunte Treiben der Stars und Sternchen verfolgt, kommentiert und gerne auch niedergemacht. Zuletzt gab es Beef mit Win Butler von Arcade Fire. Madonna, Lady Gaga und Justin Bieber wurden ebenfalls schon gedisst. Nach fast 17.000 Tweets war es ihm genug: Er beschloss, seinen Twitter-Account zu löschen, um ihn dann kurz darauf doch wieder zu reanimieren. Gerne suhlt sich der Kanadier im Boulevard-Sumpf und man fragt sich, wo er die Zeit gefunden hat, um sein nunmehr siebtes Studioalbum namens "While (1<2)" zu produzieren.
Der Mann mit dem übergroßen Mäusekopf ist mittlerweile eine feste Größe in der auf Eventisierung getrimmten EDM-Szene. Er zählt zu den bestbezahlten DJs der Welt, bietet jedem Konzertbesucher ein wüstes LED-Live-Spektakel und plant nun eine fünfjährige Monstertour, mit Robotermäusen und sonstiger Extravaganz. Ein Hauch von Größenwahn, der auch bei "While (1<2)" Eingang gefunden hat. Der streitbare Produzent liefert nämlich nichts weniger als ein zweistündiges Doppelalbum, das vom EDM-getünchten Deep-House ausgehend eine Vielzahl weiterer Genres streift und zu integrieren versucht. Ein Größenwahn, der zwar eine neue, vor allem atmosphärische Seite von Deadmau5 hervorbringt und musikalisch zu überraschen weiß, ihm schlussendlich jedoch auch ein wenig zum Verhängnis wird.
"While (1<2)" ist kein homogenes Konzeptalbum, sondern viel mehr ein Sammelsurium an Tracks, die von digital-exzessiven Sounds über TripHop und Post-Rock-Anleihen bis hin zu pianolastigen Ambientnummern eine breite Palette an Stilrichtungen anbieten. Auf der ersten CD findet sich überwiegend der typische Deadmau5-Sound. Songs wie "Avaritia", "My pet coelacanth" oder "Phantoms can't hang", mit ihren Synthesizer-Arpeggios, den sägenden Bässen und den auf Ausrasten angelegten Build-Ups dürften alle tanzwütigen Deadmau5-Jünger zufrieden stellen. Struktur und Stoßrichtung werden schnell klar, Überraschungen hierdurch vermieden. Und dann sind da Songs wie "Creep" oder "Somewhere up here", die den Puls dank schwermütiger Pianoakkorde, verspielter Drum-Elemente und verzerrtem Gitarrenspiel wieder zur Ruhe kommen lassen.
Der zweite Teil des Doppelalbums konzentriert sich mehr auf die atmosphärischen und experimentelleren Parts. Bei "Silent pictures", "Rlyehs lament" oder "A Moment to myself" hätten auch Aphex Twin und Boards Of Canada ihre Finger im Spiel haben können, "Bleed" kommt ganz ohne Drums aus und könnte dank Orchester und sanften Synthesizer-Klängen auf jeder beliebigen Post-Rock-Platte als Interlude Eingang finden. Deadmau5 beweist sein Gefühl für bedrückende Sounds, die auch gut zu Hause, fern ab vom exzessiven Event, funktionieren. Zugleich aber kämpft "While (1<2)" mit seinem zerfaserten Charakter, und die Songs wirken insgesamt doch zu voll bepackt mit den unterschiedlichsten Ideen, die irgendwie alle auf die Platte gezwängt und unnötig in die Länge gezogen wurden. So verbleibt der Eindruck einer undurchsichtigen Gemengelage, mit der Gefahr, dass am Ende doch nur der Größenwahn Zimmermans in Erinnerung bleibt.
Highlights
- My pet coelacanth
- Creep
- Rlyehs lament
Tracklist
- CD 1
- Avaritia
- Coelacanth I
- Ice age (by How To Destroy Angels) (Deadmau5 Remix)
- My pet coelacanth
- Infra turbo pigcart racer
- Terrors in my head
- Creep
- Somewhere up here
- Phantoms can't hang
- Gula
- CD 2
- Acedia
- Invidia
- Errors in my bread
- Survivalism (by Nine Inch Nails) (Deadmau5 Remix)
- Silent picture
- Rlyehs lament
- Mercedes
- Bleed
- Ira
- Monday
- A moment to myself
- Pets
- Coelacanth II
- Seeya (feat. Colleen D'Agostino)
Gesamtspielzeit: 130:53 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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koekoe Postings: 679 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-08-08 01:31:31 Uhr
Doch interessanter als ich dachte. |
Michael Knight Postings: 62 Registriert seit 25.07.2014 |
2014-07-30 22:44:12 Uhr
Überraschung des Jahres. Vielschichtig, durchdacht und doch spaßig. In einigen Momenten fühle ich mich gar an die melancholischen Pianostücke von Aphex Twin erinnert. Hätte ich ihm nicht zugetraut. Definitiv besser und substanzieller als Skrillex, Calvin Harris und ähnliche EDM-Spackos. |
ko€ko€ |
2014-07-08 03:02:34 Uhr
Dafür säge ICH schon länger an den Stühlen unserer vertuschenden Elite, die die Truth nicht ertragen kann. |
koekoe Postings: 679 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-07-08 02:08:46 Uhr
Die extended Version von "Strobe" hat schon was. Auf Albumlänge ist das Gesäge aber nicht zu ertragen. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27807 Registriert seit 08.01.2012 |
2014-07-07 18:38:13 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen? |
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Referenzen
BSOD; Kaskade; Aphex Twin; Boards Of Canada; Wolfgang Gartner; Colleen D'Agostino; How To Destroy Angels; Steve Angello; Skrillex; Pryda; Tiësto; Daft Punk; Porter Robinson; Moguai; Chris Lake; Nero; Nine Inch Nails; Knife Party; Mord Fustang; Kill The Noise; Justice; Digitalism; Glenn Morrison; Benny Benassi; Flux Pavilion; The M Machine; Eric Prydz; Swedish House Mafia; Cirez D; Zedd; The Bloody Beetroots; Madeon; Zomboy; Tommy Trash; Mat Zo; Avicii; Boys Noize; Noisia; Armin Van Buuren; KOAN Sound; Savant; Seven Lions; Netsky; Dillon Francis; Al Bizzare; Rusko
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- Deadmau5 - While (1<2) (5 Beiträge / Letzter am 08.08.2014 - 01:31 Uhr)