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Lee Bains III & The Glory Fires - Dereconstructed

Lee Bains III & The Glory Fires- Dereconstructed

Sub Pop / Cargo
VÖ: 30.05.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Fünf Alben

Als Lee Bains in einem Interview gefragt wurde, ohne welche fünf Alben er nicht leben wollen würde, nannte er Hot Water Music, Lynyrd Skynyrd, The Replacements, The Staple Singers und The Stooges. Präziser könnte man auch das zweite Album seiner Band kaum beschreiben. "Dereconstructed" klingt in seinen guten Momenten wie mindestens eine der genannten Bands und in seinen besten Momenten gleich wie mehrere auf einmal. Was ein großes Chaos sein könnte, nicht zuletzt wegen der fröhlich übersteuernden Lofi-Gitarren, ist zum Glück ein funkensprühender Ritt durch den Südstaatenrock.

Am deutlichsten sind allerdings zunächst die Einflüsse aus Ann Arbor und Minneapolis zu hören. Lee Bains III & The Glory Fires drehen von Beginn an die Verstärker auf eine glatte 10 und den Verzerrer auf etwa 12,5. Die Gitarren auf "Dereconstructed" brutzeln so herrlich kaputt und zerschossen wie in den wildesten Zeiten der Stooges (oder der Replacements eine Dekade später). Gleich das erste Riff von "The company man" dröhnt wunderbar mittig aus den Boxen, als wären die letzten zwei bis drei Jahrzehnte nie gewesen. Der höchstwahrscheinlich wohldurchdachte Sound klingt aber nicht gezwungen nach Nostalgie, sondern nach einer Band, die Live einfach einen Haufen gutgelaunten Lärm macht und außerdem in seiner Differenziertheit zwischen den einzelnen Instrumenten sehr modern ist.

Viele der Songs rumpeln beim ersten Hören in reiner Punkrock-Manier aus den Boxen. Wenn man sich dann aber an die Lautstärke gewöhnt hat, scheinen auch die anderen Qualitäten der Platte umso heller. Der griffige Südstaaten-Blues von "Burnpiles, swimming holes" weckt Assoziationen zum Frühwerk von Lynyrd Skynyrd, ebenso wie das anfänglich dahinplätschernde, sich dann aber in einen Rausch spielende "The kudzu and the concrete".

Ihren Sinn für Melodie und Harmonien hat die Band sicherlich nicht exklusiv bei Hot Water Music abgeschaut, aber die Mischung aus Melancholie, Euphorie und Leidenschaft erinnert häufig an die Band aus Florida. Sein souliges Timbre hat Lee Bains auf jeden Fall auch von den Staple Singers, die hier nur stellvertretend stehen können für die lange Reihe an Soul- und Rhythm-and-Blues-Künstlern, die schon seit den 1960er-Jahren genauso viel Einfluss auf den Southern Rock haben wie der Blues aus derselben Gegend. Sowohl in den eher punkrockigen Stücken wie dem Titeltrack oder dem wütenden "Flags!" als auch in dem brütenden Bluesrocker "We dare defend our rights" und dem am tiefsten in der Vergangenheit grabenden "Dirt track" ist der Soul-Einschlag die Klammer, die „Dereconstructed“ zusammenhält und die Politur, welche die Platte zum Glänzen bringt.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • The company man
  • We dare defend our rights
  • Dirt track

Tracklist

  1. The company man
  2. Dereconstructed
  3. Burnpiles, swimming holes
  4. The kudzu and the concrete
  5. The weeds downtown
  6. What's good and gone
  7. We dare defend our rights
  8. Flags!
  9. Mississippi bottomland
  10. Dirt track

Gesamtspielzeit: 36:10 min.

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