Manic Street Preachers - Futurology

Sony
VÖ: 04.07.2014
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Zukunftsprächtig
Keine wirklich neue Erkenntnis: Die Erwartungshaltung des Publikums ist für Manic Street Preachers kein Maßstab, an dem sie ihr Tun ausrichten. Wie ein roter Faden zieht sich diese Unberechenbarkeit durch die Bandgeschichte. Zwei Beispiele: 1994 stießen die Waliser ihre frühen Fans mit dem düsteren Psychose-Meisterwerk "The holy bible" vor den Kopf. Sieben Jahre später, als nach großen Chartserfolgen endgültig der Wechsel auf die Popschiene erwartet wurde, wankte ein ungehobelter und schwer verdaulicher Klotz namens "Know your enemy" aus dem Studio. Überraschung, Dein Name sei Manic Street Preachers.
Ungläubiges Staunen dürfte die Tatsache, dass die Waliser auf ihrem zwölften Album "Futurology" komplett anders klingen als auf dem starken Vorgänger "Rewind the film" also nicht hervorrufen. Dennoch sorgten die ersten Vorab-Hörproben des neuen Albums durchaus für lange Gesichter. Denn so teutonisch wie im Elektro-Rock-Stampfer "Europa geht durch mich" kamen Manic Street Preachers noch nie daher. Über fiepende Gitarren schmettert Stargast Nina Hoss da im Stile einer Walküre Zeilen wie "Europäischer Himmel, europäische Lust / europäische Straßen, europäische Hoffnung" und "Geister wie verlebter Schlaf / Zeit, die ich zurückgelassen habe". Ebenso zwiespältig nahm die Fanschar die Single "Walk me to the bridge" auf, die mit gutgelauntem 80er-Jahre-Rock und euphorischen Aufforderungen wie "Sing it out loud / At the indie disco" den einen oder anderen zu der Frage verleitete, ob die alten Helden nun endgültig ein Rad ab haben.
Haben sie natürlich nicht. "Futurology" klingt zwar definitiv anders als die letzten Arbeitsnachweise der Band, aber immer noch eindeutig nach Manic Street Preachers. Nicht nur die beiden erwähnten Songs gewinnen mit jedem Hördurchlauf an Format. Das gesamte Album besticht schon bald durch Vielschichtigkeit, Kraft und eine geradezu unbändige Spielfreude, die den Protagonisten auch am Ende des dritten Bandjahrzehnts einfach nicht abhanden kommen will. Die Fans haben sich ihre Köpfe umsonst wund gekratzt. Denn eine neu entdeckte Vorliebe für die Achtziger und Synthesizer-Klänge macht nun mal noch lange kein Elektro-Album. Das Trio vollzieht zwar ein Stück weit die Kehrtwende zurück zum Sound der "Lifeblood"-Ära, bleibt aber im Gegensatz zu damals klar im Rock verwurzelt und geht die Sache im Vergleich weitaus lebhafter an – wenngleich die lauten Momente trotzdem rar gesät bleiben. Nur selten lässt Bradfield seine Gitarre von der Leine, dafür ist es mehr denn je sein eindringlicher Gesang, der den Songs auf "Futurology" den nötigen Biss verleiht. Das treibende "Let's go to war" etwa ist textlich ein gelungener Nachfolger zu "The masses against the classes", der Titeltrack breitet auf einem Gitarren- und Keyboardteppich die Arme zu einer echten Hymne aus, während "Sex, power love and money" sein Gift zielgenau über glamrockige Riffs versprüht.
Das instrumentale "Dreaming a city (Hughesovka)" verbindet all die Extreme auf "Futurology" zu einem grandiosen Ganzen: Flirrende Synthies, ein galoppierender Beat, Bradfields stilvolle Solo-Gitarre und Wires Stakkato-Bass machen den Song zu einem echten Highlight. Aber nicht zum schönsten Moment des Albums. Diesen Titel verdient sich das eindringliche "Divine youth" mit Gastsängerin Cate Le Bon, während sich hinter dem lässigen "Between the clock and the bed" ein wahres Pop-Juwel verbirgt, bei dem mit Green Gartside (Scritti Politti) ein weiterer Gastsänger seine Visitenkarte abgibt. Schon diese Aufzählung macht klar: Manic Street Preachers sind weiterhin offen für alles und jeden, so lange es der Sache dient. Um den Bogen zum Anfang zu schlagen: Der einzige Maßstab, nach dem sich die Waliser richten, ist die Qualität. Und die ist auf "Futurology" so hoch wie seit mindestens fünf Jahren nicht mehr.
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Highlights
- Let's go to war
- Divine youth
- Dreaming a city (Hughesovka)
- Between the clock and the bed
Tracklist
- Futurology
- Walk me to the bridge
- Let's go to war
- The next jet to leave Moscow
- Europa geht durch mich (feat. Nina Hoss)
- Divine youth
- Sex, power love and money
- Dreaming a city (Hughesovka)
- Black square
- Between the clock and the bed
- Misguided missile
- The view from Stow Hill
- Mayakovsky
Gesamtspielzeit: 45:59 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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nörtz Postings: 5947 Registriert seit 13.06.2013 |
2019-07-28 01:04:57 Uhr
Da stimme ich ausnahmslos zu.Dass das Manics-Voting nie beendet wurde... :/ |
The MACHINA of God Postings: 18679 Registriert seit 07.06.2013 |
2019-07-27 22:06:37 Uhr
Ihr letztes ordentliches Album. Und eigentlich das einzig ordentliche in den 2010ern von ihnen. Hat außerdem mit "Let's go to war" und "Misguided missile" ihre mit Abstand besten Songs des Jahrzehnts drauf. Leider trotzdem eine Band, die mit jedem Jahrzent ca. 1 Punkt schwächer geworden ist. 7,4/10 |
The MACHINA of God Postings: 18679 Registriert seit 07.06.2013 |
2019-07-27 22:04:26 Uhr
*umblätter* |
jayfkay Postings: 581 Registriert seit 26.06.2013 |
2019-04-15 15:27:33 Uhr
der titeltrakc läuft bei mir rauf und runter zur zeit. rest des albums muss erst noch die chance kriegen :P |
kingsuede Postings: 1369 Registriert seit 15.05.2013 |
2018-12-28 20:31:30 Uhr
Mit Abstand die beste Platte der letzten vier Alben der Manics und ein Karriere-Highlight nach wie vor. |
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Referenzen
James Dean Bradfield; Nicky Wire; Mansun; Idlewild; Placebo; Ash; Suede; Stereophonics; Phantom Planet; Blur; Oasis; Supergrass; Six.By Seven; 3 Colours Red; Shihad; Seahorses; Rialto; Badly Drawn Boy; Babybird; The Verve; Pulp; British Sea Power; U2; The Smiths; Fatima Mansions; Feeder; R.E.M.; Buzzcocks; The Jam; The Who; David Bowie; Queen; You Me At Six; Nada Surf; Fightstar; The Darkness; Velvet Revolver
Surftipps
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- http://thequietus.com/articles/15217-nicky-wire-manic-street -preachers-interview
- http://www.nme.com/news/manic-street-preachers/76958
- http://www.laut.de/Manic-Street-Preachers
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