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St. Paul & The Broken Bones - Half the city

St. Paul & The Broken Bones- Half the city

Single Lock / Al!ve
VÖ: 20.06.2014

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Save my soul

James Brown, falls Du das da oben jetzt hörst: Das ist doch wohl ein verschwitztes Hemd wert? Einen ekstatischen Schrei? Ja, gut, kaum Funk dabei, aber bitte, was Paul Janeway da am Mikrofon veranstaltet, sollte Deinen Segen haben! Janeway ist ein eher unscheinbarer Typ, etwas untersetzt, mal mit Hornbrille und Bart, immer mit langer Stirn, und optisch ein denkbares Double für Matt Lucas aus "Little Britain". Sobald Janeway aber auf der Bühne oder im Studio steht, Luft holt und anfängt zu singen, ist ein beherztes, mit allem Positivismus ausgestattetem "Holy fuck!!" nicht nur denkbar, sondern verfluchte Pflicht.

"Es ist schwierig für mich, nicht so zu singen, als seien es die letzten Minuten auf diesem Planeten", erklärt der Sänger von St. Paul & The Broken Bones in einem Interview mit "National Public Radio". Das galt und gilt insbesondere für die Live-Auftritte des Septetts aus Birmingham, Alabama. Weil es aber gelang, partikular dieses Gefühl auf Platte zu pressen, erlebt jeder Hörer von "Half the city" Janeways expressive Ader, die er mit "I'm torn up" im Opener schon ganz gut beschreibt. Es scheint daher angebracht, ausgerechnet im Anschluss an "Broken bones & pocket change" bei der Vinyl-Version die Platte wenden zu müssen. Nach dem schwofenden Beginn zu Wurlitzerklängen und soften Gitarrenlicks packt es den Sänger derart, dass man sich hautnah dabei wähnt, wie die Knochen kncksen und der lautstark geäußerte Schmerz erlangter Bitterkeit weicht.

Es ließe sich sicherlich noch einiges aufzählen zu Janeways Qualitäten, die ihren Ursprung wohl auch in der erzchristlichen Erziehung seiner Eltern haben - seine Mutter warf angeblich Janeways Kopie von Nirvanas "Nevermind" weg -, wo er mit religiöser Musik in Verbindung kam, sebstredend mit Gospel und Predigten. All das sind Gründe, wieso sich Attribute des Gospels, der Spiritualität und selbstredend des Soul in seiner kraftvollen Stimme wiederfinden, und "It's midnight" die familiäre Haltung von Gott als Heilsbringer und Seelentröster exemplarisch und demütig wiedergibt. Es wäre nur ungerecht der Band gegenüber, Janeway zu ikonisieren, schließlich arbeiten sie mit ebenso viel Leidenschaft daran, "Half the city" Retro auszutreiben, es mit Southern- und Memphis-Soul sowie Rhythm'n'Blues zu füllen und die Geschichten um Liebe, Schmerz, Glaube und Hoffnung lebendig werden zu lassen.

Der wunderbare Basslauf samt Bläserversatzstücken in "Grass is greener" ist doch nur Vorspiel für die folgende, kumulierende Dynamik, in "Call me" bahnt sich die Blues-Rock-Gitarre ihren Weg ins Rampenlicht, und "Dixie Rothko" könnte im Schlusspart - mit etwas Abstrichen bei der Brasssektion - sicher auch bei den Beatles einen Platz finden. Würde man die Zeit einige Jahrzehnte zurückdrehen, als sich Studiobands zusammenfanden und etwa den Sound von Stax-Veröffentlichungen prägten, St. Paul & The Broken Bones wären gegebenenfalls so etwas wie The Mar-Keys oder später Booker T. & The MG's gewesen. So lassen sie uns heute ansatzweise erahnen, wie aufwühlend seinerzeit Auftritte von Wilson Pickett oder Otis Redding gewesen sein müssen. Wenn jetzt hierzulande keine Tourdaten folgen, graben wir James aus.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • I'm torn up
  • Like a mighty river
  • Broken bones & pocket change
  • Grass is greener

Tracklist

  1. I'm torn up
  2. Don't mean a thing
  3. Call me
  4. Like a mighty river
  5. That glow
  6. Broken bones & pocket change
  7. Sugar dyed
  8. Half the city
  9. Grass is greener
  10. Let it be so
  11. Dixie Rothko
  12. It's midnight

Gesamtspielzeit: 39:06 min.

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User Beitrag

Stephan

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 991

Registriert seit 11.06.2013

2014-08-21 19:36:17 Uhr
An dieser Stelle noch einmal Werbung für das Album: Werbung!
Und der Hinweis, dass die Herren touren. Und am 25.08. nach Köln kommen und am 26.08. nach Berlin. Lohnt sich.

Desare Nezitic

Postings: 5406

Registriert seit 13.06.2013

2014-06-29 14:12:14 Uhr
In der Tat ein sehr schönes Album. Fantastisch, dass der schrecklichste Mackervers des Jahres von einem so unscheinbaren und völlig unsexy Weißbrot wie Paul Janeway im Titeltrack kommt: "I populated half the city, child / But I still can't find no love". Wenn er dann auch noch das ganze Album nach diesem Vers benennt, dann ist das richtig intelligente Ironie^^

Aber sehr wohltuend, schwungvollen und eingängigen Soul zu hören, der schöne Texte besitzt, die meilenweit von Fremdscham entfernt sind (was in dieser sexuell durchaus aufgeladenen Musik ja recht oft vorkommt). Für mich gibt es da keinen ultimativen Ausreißer nach oben, aber auch keinen nach unten. Da ich sonst nicht so viel souliges besitze, wird das Album sicherlich auf seine Runden kommen. Insgesamt eine richtig gute 7/10.
Highlights: Like a Mighty River; Broken Bones & Pocket Changes; Half the City

Stephan

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 991

Registriert seit 11.06.2013

2014-06-29 11:30:08 Uhr
@Rob: Schön, das freut! So ging es mir im Übrigen seinerzeit auch: einmal gehört, direkt Vinyl geordert :-)
Rob
2014-06-29 02:41:40 Uhr
Danke für diesen grandiosen Musiktipp!!! Alabama Shakes meets James Brown. Da wäre mir wirklich was entgangen! Gleich mal die Vinyl geordert. :)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2014-06-28 00:26:27 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?
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