Primal Scream - Evil heat
Columbia / Sony
VÖ: 05.08.2002
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Hitzewallungen
Das Prinzip ist bei Primal Scream eigentlich nicht neu: nach einem bahnbrechenden Album eine Weile Tauchstation, dann ein Retroalbum veröffentlichen. Schon einmal, nach "Screamadelica", sind die Männer um Bobby Gillespie so verfahren und hauten nach einer schier endlos scheinenden Pause ausgerechnet das Sixties-getränkte Rock'n'Soul-Opus "Give out, but don't give up" auf den Markt. Die Parallelen zur aktuellen Situation sind deutlich: "XTRMNTR" ist immerhin schon zwei Jahre her und das neue Werk "Evil heat" atmet tief den Geist vergangener Zeiten.
Damit sind die Ähnlichkeiten zur Bandhistorie aber auch schon weitgehend erschöpft. Immerhin wären Primal Scream ja nicht sie selbst, wenn sie einfach ihre Geschichte wiederholten. Diese Band braucht längst keine Erwartungen mehr zu unterlaufen. Primal Scream-Fans erwarten prinzipiell das Unerwartete. "Veränderung" ist Bobby Gillespies dritter Vorname, der zweite ist "Speed", nach einer synthetischen Droge, die in den Achtzigern en vogue wurde.
Diese Droge beherrscht nach Selbstauskunft das musikalische Schaffen der Band, so wie die Achtziger den Sound von "Evil heat" regieren. Nach dem nicht ganz geglückten Opener "Deep hit of morning sun", der ein wenig nach "XTRMNTR"-Aufguß schmeckt, nimmt das Plastikjahrzehnt das Ruder in die Hand und zeigt sich von seinen besten Seiten. Zunächst mal steuert man mit "Miss Lucifer" und "Detroit" in die Gefilde der Electronic Body Music, die Bands wie Nitzer Ebb oder Front 242 populär gemacht haben. Daß "Autobahn 66" an Kraftwerk erinnert, verwundert schon allein des Titels wegen nicht, und auch die Anne-Clark-Reminiszenzen werden anstandslos hingenommen. Bitte an dieser Stelle das Speed nicht vergessen.
Je länger aber "Evil heat" im Player rotiert, desto stärker kommt zum Ausdruck, daß Primal Scream weit davon entfernt sind, eine reine Elektronik-Band zu sein. Ein sehr organischer Baß kündigt das in "Rise" bereits an, dann beschwört "The lord is my shotgun" eine Mischung aus The The und Nine Inch Nails herauf. "City" erinnert an die ersten zaghaften Versuche von Punks, die mit Synthies spielten. So wurde damals New Wave geboren.
Bis hierhin ist alles gut oder sehr gut, doch leider ist der Streifzug durch die Achtziger an dieser Stelle nicht zuende, wie es das grandiose Lee Hazlewood-Cover "Some velvet morning" kurzfristig vermuten läßt. "A scanner darkly" holt dann doch noch das schlimmste aus dieser Kiste hervor und plötzlich tönen Mike Oldfields "Tubular bells" durch den gequält aufschreienden Gehörgang. "Space blues number 2" kann diese Scharte nicht auswetzen, vielmehr haut es noch eine - nicht ganz so tiefe - Kerbe daneben. Das gibt Abzüge in der B-Note. Aber sowas von.
Highlights
- Miss Lucifer
- Detroit
- The Lord is my shotgun
- Some velvet morning
Tracklist
- Deep hit of morning sun
- Miss Lucifer
- Autobahn 66
- Detroit
- Rise
- The Lord is my shotgun
- City
- Some velvet morning
- Skull X
- A scanner darkly
- Space blues number 2
Gesamtspielzeit: 41:44 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33084 Registriert seit 07.06.2013 |
2014-04-11 20:31:54 Uhr
"Autobahn 66" ist wirklich das Highlight. |
U.R.ban |
2009-09-16 22:08:39 Uhr
Da fehlt wohl was......Autobahn 66 gehören zu ihren besten Songs. |
U.R.ban |
2009-09-16 22:04:59 Uhr
Zwr nicht ihr bestes, aber dennoch ein sehr gutes Album. Und Songs wie Miss Lucifer und vor allem |
Peter |
2002-08-07 16:43:50 Uhr
die erste single klingt doch genau wie die chemical brothers, oder? (hab nur einen ausschnitt gehört)ziemlich unnötig. |
The MACHINA of God |
2002-08-07 15:46:40 Uhr
Welche meinst du? |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Pitchshifter; Gravity Kills; Eskimos & Egypt; Death In Vegas; Chemical Brothers; The Prodigy; The Crystal Method; Apollo 440; Bleachin'; Nitzer Ebb; Front 242; Anne Clark; Die Krupps; Kraftwerk; Atari Teenage Riot; Nine Inch Nails; The Cooper Temple Clause; The The
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Primal Scream - Come Ahead (15 Beiträge / Letzter am 30.08.2024 - 13:19 Uhr)
- Primal Scream - XTRMNTR (47 Beiträge / Letzter am 03.07.2024 - 16:53 Uhr)
- Primal Scream (73 Beiträge / Letzter am 21.12.2022 - 12:31 Uhr)
- Primal Scream - Live In Japan (2 Beiträge / Letzter am 20.09.2022 - 17:09 Uhr)
- Primal Scream - Beautiful future (1 Beiträge / Letzter am 16.07.2021 - 15:01 Uhr)
- Primal Scream - More light (37 Beiträge / Letzter am 14.07.2021 - 21:34 Uhr)
- Primal Scream - Give out but don't give up (24 Beiträge / Letzter am 14.07.2021 - 14:55 Uhr)
- Primal Scream - Screamadelica (15 Beiträge / Letzter am 14.07.2021 - 13:55 Uhr)
- Primal Scream - Chaosmosis (16 Beiträge / Letzter am 14.07.2021 - 11:41 Uhr)
- Primal Scream - Evil heat (9 Beiträge / Letzter am 11.04.2014 - 20:31 Uhr)
- Was haltet ihr von Primal Scream? (16 Beiträge / Letzter am 31.07.2013 - 10:52 Uhr)
- Primal Scream - Riot city blues (47 Beiträge / Letzter am 26.07.2007 - 20:04 Uhr)