Boris - Noise

Sargent House / Cargo
VÖ: 20.06.2014
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Krachend an den Pfosten
Mit 19 Alben in 18 Jahren sind Boris sowas wie die Gerd Müllers der Rockmusik. Mehr Platten als Bandjahre auf der einen Seite, mehr Tore als Länderspiele auf der anderen Seite. Während bei Müller aber jeder Treffer bejubelt werden durfte, egal ob er ihn mit dem Fuß oder Kopf, der Hüfte oder dem Hintern reinstolperte, kommt es bei Boris auch auf die B-Note an. Und manchmal scheint es, als ob der Band aufgrund ihres Exotenstatus im Voraus mehr zugetraut wird als sie einhalten kann. "Noise" ist genau so ein Fall.
Das Konzept hinter der Platte ist im Prinzip simpel: Der Name ist Programm. "Noise ist der japanische Blues", ließ die Band im Vorfeld der Veröffentlichung in einem Interview verlauten, als sie auf ihren Bezug zum Genre und die Geräuschkulisse in Tokio angesprochen wurde. "Noise" ist allerdings nicht das japanische "King of the delta blues singers". Boris haben sich über die Jahre etwas wegbewegt von den extremeren und experimentellen Auswüchsen in Sachen Drone, Doom und Noise, die ihre ersten Bandjahre dominiert haben (auch in den zahlreichen Kollaborationen). Zuletzt waren ihre Alben durchgängig zugänglicher, und das stimmt mit Abstrichen auch für "Noise".
Fuzz, krachige Melodien und der eine oder andere Wutausbruch zeugen zwar von noisiger Grundeinstellung und erinnern in den kantigeren Momenten etwa an Mclusky oder The Blood Brothers. Aber an Konsequenz mangelt es der Band jedoch allzu häufig. Das knapp zehnminütige "Quicksilver" könnte so schön gehackstückter Krachpunk Marke Fucked Up sein, der einfallslos langgezogener Gesang überschattet die meiste Zeit den Rest des Songs, bis die Band sich nach einem Break bei Minute Sieben zu einem dronigen Outro hinreißen lässt.
Auf den ersten beiden Songs hält sich das Kaugummihafte aufgrund schöner Ideen wie dem brutzeligen Riffgewitter in "Vanilla" noch in Grenzen, dann nimmt es aber Überhand. "Ghost of romance" ist eine im Grund überflüssige Ballade, "Heavy rain" zwar ganz passabler Doom und "Taiyo no baka" ein pixiesker Popsong. Allerdings erholt sich "Noise" in der zweiten Hälfte nicht mehr von der Tempodrosselung und die Band versteigt sich in dem fast 19-minütigen "Angel" allzu sehr in artifizieller Avantgarde. Spätestens in der Superzeitlupe stellt sich heraus, dass die Platte eher ein verstolperter Innenpfostentreffer war und kein lupenreines Tor.
Highlights
- Melody
- Vanilla
Tracklist
- Melody
- Vanilla
- Ghost of romance
- Heavy rain
- Taiyo no baka
- Angel
- Quicksilver
- Siesta
Gesamtspielzeit: 58:03 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Just One Fix |
2016-09-13 12:07:47 Uhr
"Noise" ist ein starkes Album, auf dem man die Vielseitigkeit der Band erkennt und "Heavy Rain" ist hier wohl mein Favorit. Die ganze Stimmung und wie es sich mit monströsem Zeitlupendoomriff langsam nach vorne schiebt. Perfekt umgesetzt.Alleine schon, dass sie sich nach diesem bekannten Melvins-Monster benannt haben, zeigt den exquisiten Geschmack der Band. ^^ |
boneless Postings: 6159 Registriert seit 13.05.2014 |
2016-09-12 19:10:37 Uhr
Hm. Versuch mal Akuma No Uta. Rumpelt ähnlich herrlich, vllt. sogar einen guten Zacken mehr. Geiles Drone-Intro und der Rest sind eigentlich nur Hits im besten Borissinne. Feedbacker ist weiterhin unbedingt empfehlenswert, kommt der Stimmung von Pink ebenfalls recht Nahe. Heavy Rocks wäre dann auch noch interessant, da geht es allerdings etwas "sauberer" zur Sache... |
Joris |
2016-09-10 01:24:00 Uhr
Ich höre zzt. die Reissue von Pink, bisher das einzige mir bekannte Boris-Album, und es haut mich dahingehend weg, dass ich mehr will. Welches von den gut 20 Studioalben ist denn Pink noch am ähnlichsten? |
salarias Postings: 62 Registriert seit 09.09.2016 |
2016-09-09 18:15:06 Uhr
find se super- wie alles |
Clown_im_OP Postings: 455 Registriert seit 13.06.2013 |
2015-05-20 22:16:50 Uhr
Naja, die Cover sind insofern ganz passend, da die Alben nun wirklich nichts essenzielles in der Diskographie darstellen. Ist aber ganz nett sie einfach mal wieder Lärm machen zu hören. |
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Referenzen
Earth; White Hills; Unsane; Pelican; Kowloon Walled City; Part Chimp; Black Cobra; Old Man Gloom; Akimbo; Iron Lung; Future Of The Left; Cave In; Iron Monkey; The Blood Brothers; Kylesa; Mastodon; Doomriders; Japandroids; Transistor Transistor; Pelican; The Hidden Hand; Zozobra; Intronaut; U.S. Christmas; Shrinebuilder; Mclusky; Tombs; Melvins; Qui; High On Fire; Cough; Zoroaster; Goatsnake; The Jesus Lizard; Saviours; The Cutthroat 9; Cloud Nothings; Pissed Jeans
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