Agalloch - The serpent & the sphere
Eisenwald / Soulfood
VÖ: 30.05.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Zahlenschieberei
Zahlen sind faszinierend. Sie können Dinge ausdrücken, die wir uns nicht vorstellen können. Nicht nur Dinge, die wir uns nicht vorstellen wollen, wie zum Beispiel die 100 Millionen Bakterien, die in unserem Darm leben. Nein, auch Zahlen, die unser Vorstellungsvermögen übertreffen, wie zum Beispiel die Tatsache, dass der Schreiber dieser Zeilen im nächsten Jahr schon 30 Jahre alt wird. Der Punkt ist: Selbst wenn wir keine gefühlte Verbindung zu Zahlen haben, können wir mit ihnen Fakten ausdrücken, die das Mysterium der grauen Haare zumindest schon mal abstrakt erklärt. Was das mit Agalloch zu tun hat?
Hier sind ein paar Zahlen: Drei der neun Stücke auf "The serpent and the sphere" sind klassische Akustikgitarren-Kompositionen, die der Gitarrist Nathanael Larochette für die Band aufgenommen hat. Ein weiterer Song ist ein instrumentales Progrock-Monster mit Synthie und Piano. Und auf den verbleibenden fünf Songs lässt sich der Einsatz von Double-Bass-Geknüppel und Kettensägen-Riffs an einer Hand abzählen, selbst man dem Teufel seinen kleinen Finger geopfert hat. Agalloch sind immer noch eine Black-Metal-Band, aber nicht mehr in Vollzeit. Einzig John Haughms kehliger Gesang zieht als letztes Überbleibsel der alten Zeit konsequent und konsistent durch das Album.
Die Lücken füllt die Band in den "richtigen" Songs auf "The serpent and the sphere" mit einer mutigen, aber meist stimmigen Mischung aus allen dunkleren Bereichen der Rockmusik. Wer auf Wikipedia nachsieht, findet die Begriffe Doom Metal und Neofolk unter den Beschreibungen der Platte. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Die beiden längsten Songs "Birth and death of the pillars of creation" und "Plateau of the ages" sind durchzogen von sich überlagernden Prog-Gitarren, in sich ruhenden Psychedelic-Soli und grungigen Midtempo-Riffs. All das ist in jedem Fall mehr als die Summe seiner Einzelteile, beispielsweise wenn das ziemlich ohrwurmige Stoner-Riff in "The astral dialogue" plötzlich von der seltenen Doublebass zerhackt wird und sich der Song ab der Mitte nach einem kurzen Break in Richtung Spacerock verabschiedet, inklusive fiependem Solo und sphärischer Bridge.
Dass all das naht- und problemlos zusammenpasst, beweist "Celestial effigy" wie kein zweiter Song auf Agallochs fünftem Album. In sieben Minuten wandelt sich das Stück in einer flüssigen Bewegung vom folkrockigen Intro über schleppenden Doom Metal und fiese Knüppeleien hin zu einer melodiös-hymnischen Coda, die mit ihren harmonischen Schlussakkorden irgendwann einmal der Schlusspunkt einer Agalloch-Platte sein könnte. Noch ist es dafür etwas zu früh, aber es wäre faszinierend. Noch faszinierender als kalte Zahlen.
Highlights
- Birth and death of the pillars of creation
- The astral dialogue
- Celestial effigy
Tracklist
- Birth and death of the pillars of creation
- (Serpens caput)
- The astral dialogue
- Dark matter gods
- Celestial effigy
- Cor serpentis (The sphere)
- Vales beyond dimension
- Plateau of the ages
- (Serpens cauda)
Gesamtspielzeit: 59:43 min.
Referenzen
Khanate; Earth; Wolves In The Throne Room; U.S. Christmas; Swallow The Sun; St. Vitus; Shrinebuilder; Isis; Ulver; SunnO))); Anathema; Ahab; Opeth; My Dying Bride; Children Of Bodom; YOB; Abdullah; Black Math Horseman; Wintersun; Cult Of Luna; Neurosis; The Ocean; Pelican; Jesu; Knut; Omega Massif; Mastodon; Transmission0; Keelhaul; Taint; Tides; Intronau; The Sword; Kylesa; Baroness; Anathema; Akimbo; Boris; A Storm Of Light; Eyehategod
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