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Sylvan Esso - Sylvan Esso

Sylvan Esso- Sylvan Esso

City Slang / Universal
VÖ: 06.06.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Zwei Nasen tanken Super

Bratwurst. Einmal im Leben sollte man einen Text schreiben, dessen erstes Wort "Bratwurst" ist. Dafür danke an Nicholas Sanborn. Der Mann, sonst Bassspieler bei Megafaun, erstellte gemeinsam mit Sängerin Amelia Meath für ein Interview den Soundtrack zu einer Dinnerparty – und sprach dabei ein Loblied auf in Bier getauchte und gegrillte Wurst, auf "brats". Das liege tief verankert in seiner Seele, schließlich komme er aus Wisconsin. Weil es so schön ist, gleich noch einmal: Bratwurst.

Die kleine Anekdote bringt der Band einen weiteren Sympathiepunkt ein. Nicht, dass sie den nötig hätte, dafür überzeugt ihr selbstbetiteltes Debüt alleine schon genug. Das Duo präsentiert seine Definition von Pop, was keine Übertreibung ist. Immerhin hört es sich mit analytischem Vorsatz durch alle Irrungen und Wirrungen der Popmusik, von Lady Gaga bis Taylor Swift. Diese freilich unendliche Studie führt zu einer ersten, selbst geschaffenen Konklusion, die wohl als Electro-Pop durchgeht, aber davon profitiert, dass beide Bandmitglieder auch andere Genres beackern.

Wie Sanborn ist auch Meath zu Hause in einer Folk-Truppe, als vokales Drittel von Mountain Man. Deren Titel "Play it right", eigentlich ein mehrstimmiges A-capella-Stück, remixte Sanborn dereinst. Der kreative Funk flog, der Rest ist Bandgeschichte. Erstaunlich aber, dass es der Song auch auf das Debüt geschafft hat, nun mit Synths und Geklöppel im Kreuz. Ihr zweiter gemeinsamer Versuch und endgültiger Sylvan-Esso-Initiator, "Hey Mami", fungiert hier als Opener und gleichzeitig als Brücke zu Meaths sonstigem Schaffen. Zu Field-Recordings baut sich zunächst einmal nur ein mehrstimmiger Backgroundgesang auf, ehe Meaths Stimme einsteigt, kurzzeitig an Leslie Feist erinnert, das Glas klimpern und sich vergleichsweise spät von einem windschiefen Semi-Dubstep-Beat tragen lässt.

Mit "Dreamy bruises" platzt dem Fähnlein schon der beinahe der Kopf: In welche Richtung wehen? Es weiß es nicht. Ist auch jetzt schon nicht mehr nachvollziehbar. Das nun in Durham, North Carolina beheimatete Duo packt nämlich die analogen Synthies aus, das Metronom tickt, und Meath singt hinter einem Uralt-Filter zu einem Platzpatronen-Beat, dessen DNA wohl auf den niedlichen Neffen von Portisheads "Machine gun" schließen ließe.

"Could I be" ist dann so etwas wie Electro-Petting mit 50s-Flair. Da schmusen Gitarre und Robotik zu Meaths im Background geloopten Silben, während der Beat staubtrocken und minimalistisch seinem Voyeurismus frönt. Dem nervösen Zucken von "Dress" entgegnen "my head, shoulders, knees und toes" in "H.S.K.T." mit bongoidem Groove. Und den "Coffee" verticken Szene-Läden bestimmt über die Boxen bald als Electro-Ballad-Moccachino mit Rassel-Flavour, was dem melancholischen Glanzpunkt der Platte natürlich nicht gerecht wird. Das kann höchstens: eine Bratwurst.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Could I be
  • H.S.K.T.
  • Coffee
  • Play it right

Tracklist

  1. Hey Mami
  2. Dreamy bruises
  3. Could I be
  4. Wolf
  5. Dress
  6. H.S.K.T.
  7. Coffee
  8. Uncatena
  9. Play it right
  10. Come down

Gesamtspielzeit: 38:14 min.

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