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Box Car Racer - Box Car Racer

Box Car Racer- Box Car Racer

MCA / Motor / Universal
VÖ: 01.07.2002

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Warnblinker

Michael Jackson legt sich für schöne Bräune unter die Sonnenbank, der Papst plädiert für Kondome und vorehelichen Geschlechtsverkehr, Stefan Effenberg tigert zum Arbeitsamt, um Unterstützung für seine tätigkeitsarme Zeit zu bekommen, und Blink-182 sind ernsthafte, erwachsene, ehrenhafte Zeitgenossen geworden. Letzteres aus der Galerie der nie geglaubten Irrealitäten möchte uns "Box Car Racer" zumindest glaubhaft machen. "Box Car Racer = 2/3 of Blink-182" prangt da als Sticker auf der Plattenhülle des Nebenprojektes von Blink-Shouter Tom DeLonge und 182-Trommelbearbeiter Travis Barker. Keine Songs über anale Leckereien beim Hündchen-Poppen, keine Ergüsse über Streicheleinheiten mit der Mami oder dem Papi, keine Ich-bin-der-Wahnsinns-Onanierer-Stories mehr.

Der mittlerweile dem Teenager-Alter um fast mehr als eine Generation entrückte DeLonge kommt mit seinen Lyrikbasteleien beim Side-Projekt wie die moderne Variante des Michel aus Lönneberga – ein schlimmes Four-Letter-Word, schon wird das Maul mit schmackhafter Seife gestopft und ausgewaschen. Gerade zwölfmal in den rund 42 Minuten müßten DeLonges Weisen durch die netten hohen Übertöne ersetzt werden, wenn das Gesamtkunstwerk am Stück im amerikanischen Radio liefe. Ein durchaus beachtlicher Schritt auf dem Weg zur sittlichen und moralischen Reife. Zu genau sollte man dem Buchstabensalat aber nicht betrachten: "I watched the Fed and saw them panic as the fire grew" - das wissen wir schon aus dem wöchentlichen Blick auf den Wirtschaftsteil der Zeitung. "The government is lying / The youth they won't believe them", gut beobachtet. "I saw this box get rid of heartache and cure cancer too. When I woke I sat there hoping, this is what we'll do" - das ist Weltverbesserungslyrik für die zahnspangentragende Blink-Klientel. Wahnsinnig erwachsen, Mr. DeLonge.

Musikalisch geben sich Box Car Racer nicht sonderlich viel anders als Blink - was will man auch anderes machen in fast traditioneller Besetzung? Das funpunk-lastige Grundskelett der Songs wird mit akustischem Gitarren-Geeiere angereichert oder in die Länge gezogen, Midtempo-Teile versprühen ein wenig Ausruh-Athmosphäre, unterbrochen von einem Oldschool-Ausbruch. Der einzige, der wirklich für eine Überraschung sorgt ist Drummer Travis - denn der darf bei Box Car Racer gerade in den ruhigeren Stücken sein abwechslungsreiches Können zeigen und ist nicht an die gewöhnliche BlinkNofxBadReligionMillencolin-Stäbchenschwinger-Hochgeschwindigkeit gebunden. Doch eine Schwalbe macht bekanntlich... Ach ja, am besten sind Box Car Racer, wenn Tom DeLonge mal ausnahmsweise die Klappe hält: im "Instrumental" mit seinem glockenspielähnlichem Gebimmel, bevor eine schöne Breitsaite an Riffs die melodische Stille beendet. Richtungsweisend die letzten Textzeilen, die DeLonge singt: "Let's forget this all, move on." Nur wohin?

(Daniel Löb)

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Highlights

  • Watch the world
  • Instrumental

Tracklist

  1. I feel so
  2. All systems go
  3. Watch the world
  4. Tiny voices
  5. Cat like thieves
  6. And i
  7. Letters to god
  8. My first punk song
  9. Sorrow
  10. There is
  11. The end with you
  12. Elevator
  13. Instrumental

Gesamtspielzeit: 41:44 min.

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Threads im Plattentests.de-Forum

  • Box Car Racer (64 Beiträge / Letzter am 30.03.2020 - 15:25 Uhr)

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