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Fucked Up - Glass boys

Fucked Up- Glass boys

Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 30.05.2014

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Holzhackerbuam

Fucked Up sind knapp 13 Jahre auf den Brettern und längst ein Phänomen. Sechs Ärsche wund getourt, mindestens eine Kehle ins Verderben geschrien, aus Torontos engsten Hardcore-Schuppen raus, einmal um die ganze die Welt, und mittlerweile fast die neuen Ikonen einer Szene – so könnte man ihre bisherige Karriere in eine Parkbank ritzen. Inklusive einer besonders markanten Einkerbung für die unfassbare Hardcore-Oper "David comes to life". Mit grenzenlosem Eifer, hymnenhafter Leichtigkeit und brutaler Zielstrebigkeit schmirgelte das kanadische Sextett auch die dicksten Holzwände zu Sägespänen. Und nach der letzten Tour wundert es nicht, dass die sympathische, auf der Bühne aber auch Respekt einflößende Front-Wampe Damian Abraham mittlerweile recht offen zugibt, dass er seine Aggressionen ohne Medical Weed nicht mehr wirklich filtern kann, für die richtigen Momente.

Zwar ist ihre vierte reguläre Platte "Glass boys" mit ihren 43 Minuten nur eine gute halbe Portion Fucked Up, doch auch die ist grandios – und für so maches Ohr vielleicht sogar wohliger sättigend als der All-You-Can-Eat-Brocken "David comes to life". Dennoch fragten sich nicht wenige, was nach einer 80-Minuten-Walze nun überhaupt noch kommen sollte. Doch Fucked Up werden nicht umsonst von hoher Musik-Mag-Stelle als "arguably the best hardcore album band of at least the last 20 years" (pitchfork.com) bezeichnet. Und Fucked Up wären nicht Fucked Up, gelänge ihnen die nötige Rolle rückwärts nicht zur exakt richtigen Zeit. Im Gegensatz zum Vorgänger ist "Glass boys" ist auch inhaltlich real, die Geschichten nicht von fiktiven Charaktern übermittelt. Und ein kurzes Innehalten für eine Rückblende, für einen reflektierenden Blick auf die einstige Attitüde, die die Kanadier zu den Menschen gemacht hat, die sie heute, mit Anfang 30, sind.

Der Opener "Echo boomer" gibt nähere Einblicke: "All the word I left behind / Are still there for me to fight / I can still hear how I was made to be / A reflection of a dream / When I was fifteen". Einstellungen und Wertempfinden können sich mit der Zeit sehr wohl verwässern – aber es lohnt sich zu entsinnen, wo, und vor allem – warum – alles begann. Schon rauschen "Touch stone" und "Sun glass" ungestüm nach vorn, letzteres zerrt zur inneren Versöhnung aber gleich einen Chor mit. Auch diese Stücke thematisieren die Vergänglichkeit von einst geliebten Musikern, die Wandlung der Szene: Zeilen wie "Be the new stone, when I'm the echo / Be the new stone, when I let go" oder "Life turns a page / When we turn away, the kids just aren't the same" stehen geradezu stellvertretend für diesen harten aber herzlichen, und sicher nicht hölzernen Brocken Musik. Auch die typischen, unkonventionellen Fucked-Up-Arrangements sind nach wie vor da, sind wurden ein bisschen gebündelt und gestrafft.

Melodischer Kern in harter Schale, durchsetzt von Sänger Abrahams angepisst-destruktiven Shoutings – das ist die Formel, die nur nicht das vorab veröffentlichte "Paper the house" oder das seinem eigenen Refrain verfallene und ein wenig an Rancid erinnernde "The art of patrons" zu Hits macht. Auch Mike Haliechuks markante Leadgitarren-Bögen winden sich wieder in luftige Höhen, heben aber wegen der mächtigen Decken über ihnen sowie der sie einnehmenden, polternden Drums nie vollends ab. Und natürlich gehören die allerorten lauernden Widerhaken dazu, die auch einen gewissen J Mascis längst an die Angel zogen: der Dinosaur Jr.-Kopf leiht "Led by hand" seine Stimme. Ausfälle gibt es sowieso keine, "Glass boys" ist ein Brett. Eine letzte Achterbahnfahrt noch, zum Finale? Gerne. Der Titelsong überschlägt sich freudig, und das sechs Minuten lang – bis erst Sandy Mirandas schönes Stimmchen und dann sogar ein zartes Piano sich aus dem Lärm hervortrauen. Doch klassische Tasteninstrumente werden es bei dieser Band auch in Zukunft eher schwer haben. Fucked Up wissen, dass die meisten hauptsächlich aus Holz sind.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Touch stone
  • Paper the house
  • The great divide
  • Glass boys

Tracklist

  1. Echo boomer
  2. Touch stone
  3. Sun glass
  4. The art of patrons
  5. Warm change
  6. Paper the house
  7. DET
  8. Led by hand
  9. The great divide
  10. Glass boys

Gesamtspielzeit: 43:08 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

rainy april day

Postings: 636

Registriert seit 16.06.2013

2014-06-05 01:57:21 Uhr
Hab noch nichts gehört, bin aber nach der grpßartigen David comes to life sehr gespannt. Ich find die ja abgesehen von dem grunzigen Gesang und gelgentlich etwas krachigeren Songs insgesamt ziemlich poppig. Unheimlich melodieseelige Band und ich hab mich sehr auf Glass Boys gefreut. Trotzdem sind Trap Them und Trash Talk vorgemerkt.

@Martin
Die Stimme polarisiert ja doch sehr. Wer trotzdem dranbleibt, findet sie dann wohl in den meisten Fällen mehr als nur okay.

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2799

Registriert seit 14.06.2013

2014-06-04 21:58:23 Uhr
Interessantes Radiointerview.
Guardi
2014-05-30 10:36:55 Uhr

Wie gut ist denn bitte der Song "Glass Boys". Einer ihrer besten. Tolles Album ansonsten.
Rick
2014-05-30 08:38:07 Uhr
Grandios, einfach nur grandios...
interessant
2014-05-29 19:07:29 Uhr
ach, hierhin hat sich also der schreihals von jupiter jones verirrt...^^
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