The Horrors - Luminous

XL / Beggars / Indigo
VÖ: 02.05.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Lügner des Lichts
Mutig waren sie ja schon immer, diese Horrors. Schon auf ihrem Debüt "Strange house" hatten sie sich mit einer wilden Mixtur aus Psychedelischem, Post-Punk und einer ungesunden Menge Düsternis gezielt zwischen die Stühle gesetzt und es sich dabei so richtig bequem gemacht. Was folgte, waren "Primary colours" und "Skying", zwei grundverschiedene und dennoch identisch finstere Alben. Nicht stehenbleiben wollten sie. Sich nicht wiederholen. Natürlich war das ein bisschen geflunkert, ist doch die Wiederholung ein zentrales Element der Musik des englischen Quintetts. Und obwohl die aufgekratzten Gitarren der Frühwerke sich auf "Skying" vermehrt hinter Synthesizern verstecken mussten, blieb die Band unverwechselbar.
Mit dem vierten Longplayer "Luminous" folgt nun eine Überraschung der anderen Art: Zum ersten Mal hat sich der Sound nicht merklich verändert. Noch immer regieren die in Hall und Watte gepackten Gitarren, noch immer entlocken die Engländer ihren Tasteninstrumenten jenes unverkennbare Flirren und Sirren, das irgendwo zwischen den Siebzigern und dem Weltall zu schweben scheint. Und auch Sänger Faris Badwan macht wieder das, was er am besten kann: Eigentümlich unterkühlt und ganz weit draußen singt er Zeilen wie "And now you know / You can mean what you say." Das ist schön, selbst wenn er vielleicht nur die halbe Wahrheit sagt.
Der Eröffnungstrack "Chasing shadows" gerät triumphal: Nach einem an Genesis erinnernden Waber-Intro bricht ein wahrer Sturm aus Wave-Gitarren und Feedbackschwaden über den Hörer herein. Was anfangs ein wenig überzogen erscheint, offenbart nach einigen Durchgängen mehr und mehr von seiner clever unter den Soundschichten versteckten Brillanz. Und es erinnert in frappierender Weise an Simple Minds. Womit wir in den Achtzigern wären: Noch viel stärker als auf den früheren Alben baden The Horrors in den Klängen des Jahrzehnts, das der Welt nicht nur merkwürdig unangenehme Klamotten bescherte, sondern auch die Synthetisierung der Popmusik mit sich brachte. Exemplarisch hierfür steht "So now you know", ein unverschämt eingängiger Midtempo-Song mit tollem Refrain und gefühlt drei Kilometern Hallfahne. Spektakulär ist das – und trotzdem erstaunlich geschmackssicher. Ebenso beeindruckend ist "I see you", das mit liebreizendem Psychedelic-Pop beginnt und im Orbit endet, wo es vom nicht minder spacigen "Mine and yours" erwartet wird.
Während gerade die opulenteren Songs also Anlass zum Jubeln bieten, sind die feingliedrigeren Stücke auf "Luminous" etwas blutleer geraten. "In and out of sight" ist zwar ganz schön schräg, aber auch ganz schön fad. Auch die sich im 6/8-Takt vorbeischleichende Ballade "Change your mind" bleibt trotz hübscher Melodie und The-Smiths-Vibe kein Spuk, an den man sich mit wohligem Schauer zurückerinnert. Derlei kleinere Schwächen werden durch die fantastische Schwarzlichthymne "Jealous sun" oder den melancholischen Abschluss "Sleepwalk" allerdings mehr als wettgemacht. Dass der Helligkeit versprechende Albumtitel nur ein gewitztes Ablenkungsmanöver darstellt, dürfte indessen einleuchtend sein. Auch 2014 sind The Horrors noch die gleichen versponnenen Dunkelmänner wie eh und je. Und dafür seien ihnen sogar ihre großen und kleinen Lügen verziehen.
Highlights
- Chasing shadows
- Jealous sun
- I see you
- Sleepwalk
Tracklist
- Chasing shadows
- First day of spring
- So now you know
- In and out of sight
- Jealous sun
- Falling star
- I see you
- Change your mind
- Mine and yours
- Sleepwalk
Gesamtspielzeit: 52:04 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 8787 Registriert seit 26.02.2016 |
2021-02-16 16:27:20 Uhr
Sie machen hier halt nicht anders oder besser als auf den Nachbaralben. Daher geht die schon etwas unter... trotzdem noch sehr gut. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 29862 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-02-16 14:49:31 Uhr
Ja, die ist auch toll. |
fuzzmyass Postings: 12055 Registriert seit 21.08.2019 |
2021-02-16 14:48:42 Uhr
Neee, ihr bestes ist eindeutig Primary Colors :) |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 29862 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-02-16 14:40:05 Uhr
Nee nee, so meinte ich das keinesfalls. :D "Skying" ist auf Albumlänge für mich ihr bestes, die größten Highlights hat die "V", nämlich deren erste drei Songs. |
fuzzmyass Postings: 12055 Registriert seit 21.08.2019 |
2021-02-16 14:11:44 Uhr
Sehe ich ähnlich... evtl isses besser als Syking, aber an V kommt es nicht ran |
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Referenzen
Joy Division; The Cure; My Bloody Valentine; The Jesus And Mary Chain; Interpol; The Smiths; David Bowie; A Place To Bury Strangers; Simple Minds; Ultravox; Dragons; New Order; The Birthday Party; Fad Gadget; The Gun Club; Bauhaus; Love And Rockets; Crime & The City Solution; Theatre Of Hate; Pink Floyd; Spear Of Destiny; The Mighty Lemon Drops; Genesis; The Sound; Red Lorry Yellow Lorry; The Comsat Angels; Spacemen 3; Spiritualized; Ride; Adorable; Crystal Stilts; Glasvegas; Film School; I Love You But I've Chosen Darkness; The Who; We Were Promised Jetpacks; The Magnetic Fields; The Longcut; White Lies; The Psychedelic Furs; The Durutti Column; The Cramps; Madrugada; Amusement Parks On Fire; Deerhunter; The American Analog Set; Section 25; Bridge And Tunnel; White Daughter; Wire; The Killers; Alphaville
Surftipps
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