Rea Garvey - Pride
Island / Universal
VÖ: 02.05.2014
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Gut Holz
Es ist ein offenes Betriebsgeheimnis bei Plattentests.de, dass alleine der Chef eine 10/10 vergeben darf, aber natürlich nur, wenn Weihnachten möglichst auf Ostern fällt. Rea Garvey weiß davon und buhlt seit vielen Jahren meist vergeblich um die ungeteilte Zuwendung einer ganzen Webseite. Seine neuerliche Anbiederung an die geplagte Redaktion nennt sich dennoch überraschend demutsvoll "Pride" und möchte endlich mit allen Vorurteilen aufräumen, die das Debüt seiner ehemaligen Band hier einst ausgelöst hat. Also tunlichst sämtliche Ambitionen des juvenilen Herrn Linder beiseite gepackt und frisch ran ans unbehauene Werkstück.
Eines muss man Garvey sogleich zugutehalten: Gesprächige Vögelchen scheinen ihm die Leviten aus Kollege Hinrichs' trefflicher Besprechung zu "Can't stand the silence" tatsächlich gezwitschert zu haben. Jedenfalls hat sich der Ire weitestgehend von der elektrotechnischen Asepsis des Vorgängers verabschiedet und stochert stattdessen versonnen in den traditionellen Liedern seiner Heimat herum, bis selbst ihm die Tränen kommen. Hier ein banges Banjo, dort eine fidele Fiedel, und hinten in der Raucherecke darf das Kaminholz auf kleiner Flamme weiterkokeln. Hach, das könnte es sogar sein, was sich die Grünen womöglich unter friedlichem Zusammenleben vorstellen: Piep, piep, piep, wir haben uns alle ganz doll lieb. Und jetzt mitsingen, die Mama macht das auch. Glattgebügelter Multi-Kulti-Pop eben, auf möglichst schonender Hitze gegart, dass hinterher auch ja keiner was zu moppern hat.
Der trotzigen, aber einfühlsamen Notlüge "It's a good life" stellt er abrupt und unerwartet die unverblümte Wahrheit entgegen: "Can't say no" ist nicht bloß ein dementer Seemanschor, der lauthals um seine Errettung fleht, sondern obendrein das Eingeständnis der mangelnden Integrität, die Garveys Werken schon zu Reamonns Zeiten zu eigen war. Selbst wenn er sich noch so sehr um Wahrhaftigkeit bemüht und dafür die Tugenden der keltischen Musik nach bestem Wissen aufbereitet, kommt im nächsten Moment das überbehütende Produzententeam daher und wischt mit virtuellem Taschentuch und digitaler Spucke notfalls noch den letzten Rest von schmutziger Ehrlichkeit aus seinem Vortrag. Es ist ein Kreuz mit diesem fürchterlichen Erwartungsdruck.
Garvey scheint an dem neuralgischen Punkt seiner Sinnsuche angelangt zu sein, an dem er sich entscheiden muss: Soll ich immer noch die großen Hallen bespielen, in die mich mein allererster Zufallstreffer getrieben hat? Will ich es dabei weiter möglichst jedem recht machen? Oder suche ich doch lieber die Nähe vereinzelter Menschen, die mich auch ohne großes Bohei wertschätzen, selbst wenn ich mich dafür von jeglichem überlackierten Glanz und all der klangkomprimierten Gloria verabschieden muss? Nicht nur als Kegelbruder wünscht man ihm an dieser Stelle genau das und damit zukünftig mehr Jute als Plastik. Ebenso wie das Holzpüppchen Pinocchio ist der Ire nämlich ein guter Junge mit leidlich schlechtem Umgang. Das betörend-sehnsüchtige Duett "All that matters" gemeinsam mit der opaken US-Amerikanerin Heather Nova könnte dabei ein wichtiger Hinweis raus aus diesem ewigen Holzweg sein: Mehr Indiekratie wagen.
Highlights
- It's a good life
- All that matters
Tracklist
- It's a good life
- Can't say no
- We all fall down
- Catch me when I fall
- The night goes on
- Oh my love
- The rain came falling from her eyes
- Candlelight
- Trouble
- March on
- All that matters
- Forgiveness
- Bow before you
Gesamtspielzeit: 55:01 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
PC-Alarm! |
2014-05-09 12:54:05 Uhr
Es heißt ja auch nicht z.B. "der US-amerikanische Sänger Prince".Warum nicht??? |
Rainbird Postings: 31 Registriert seit 30.10.2013 |
2014-05-09 12:29:47 Uhr
... uns wenn wir schon einmal dabei sind: Ich habe in den letzten 20 Jahren viele treffende und weniger treffendere Adjektive zu Heather Nova gelesen, aber "opak"?? Heather ist also lichtundurchlässig, man glaubt es kaum. Der Rezensent kann also weder Google bedienen (=> Nationalität), noch beherrscht er gängige Fremdwörter. Aber er hat recht, dass der Song gut ist! :) |
Rainbird Postings: 31 Registriert seit 30.10.2013 |
2014-05-09 12:19:31 Uhr
An den Rezensenten: Heather Nova ist bekanntlich keine US-Amerikanerin, sondern stammt von den Bermudas. Was soll im übrigen der (falsche) Hinweis auf die Nationalität bei einer doch recht bekannten Künstlerin? Es heißt ja auch nicht z.B. "der US-amerikanische Sänger Prince". |
Queerpirat |
2014-05-07 14:47:13 Uhr
Yeah, Gay Pride! |
Gordon |
2014-04-24 17:40:20 Uhr
Das Video. Ich glaub ich werd nich mehr... |
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Referenzen
Reamonn; Amy Macdonald; Ronan Keating; Mumford & Sons; Fools Garden; Morten Harket; Oysterband; The Dubliners; The Pogues; Kirsty MacColl; A-Ha; Sivert Höyem; Badly Drawn Boy; James Blunt; Gary Barlow; Take That; Coldplay; Keane; Heather Nova; Terry Hoax; Fury In The Slaughterhouse; Bryan Adams; Sunrise Avenue; Robbie Williams; Snow Patrol; Aimee Mann; The Rasmus; The Cranberries; Bon Jovi; Stiltskin; Nickelback; Daughtry
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