Triptykon - Melana chasmata
Century Media / Universal
VÖ: 11.04.2014
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Totale Sonnenfinsternis
Es gibt wohl wenige Köpfe in der Düster-Metal-Szene, die ähnlich charismatisch und selbstreflektiert sind wie Thomas Gabriel Fischer alias Tom G. Warrior. Lebte seine erste Band Hellhammer weniger vom kreativen Aspekt denn von urwüchsiger Energie, hatten bereits die frühen Werke von Celtic Frost teils erstaunlichen Tiefgang. Es brauchte allerdings anscheinend den Neuanfang unter dem Namen Triptykon mit dem großartigen Debüt "Eparistera daimones" 2010, bis Fischer am Ziel war – düstere, rohe Musik mit Tiefgang, ein Ventil für Abgründe der menschlichen Seele, jedoch ohne pseudoreligiös-satanischem Hokuspokus, mit dem sich so manch anderer Vertreter des Genres so provokativ wie plakativ brüstet. Die einzige Frage, die sich in Hinblick auf "Melana chasmata" stellt, ist also die, ob Fischer in seiner an Sturheit grenzenden Konsequenz das Niveau des Vorgänger erreichen kann.
Er kann. Denn bereits "Tree of suffocating souls" hinterlässt nur noch Schwärze. Verbrannte Erde. Ein Inferno aus alles niederreißenden Riffs, Raserei und tiefster Depression. "As masses submit to embrace / And the maker reveals his one face / As the plague of humanity arrives / I drown in this blood contrived". Nur im Vergleich zum folgenden "Boleskine house" ist das noch der reinste Spaß. Den finster geknurrten Textzeilen Fischers setzt Bassistin Vanja Šlaih klaren, entrückten Gesang entgegen. Und zieht genau dadurch den Song noch tiefer in die Bedrückung, die durch das zähflüssig-doomige "Altar of deceit" mit seinem hypnotischen Mittelteil nicht wirklich gemildert wird.
Erst die rasende Single "Breathing" reißt ein Loch in diesen alles umhüllenden Mantel der Düsternis. Riffs, für die der letztes Jahr verstorbene Slayer-Gitarrist Jeff Hanneman vermutlich seinen rechten Arm hergegeben hätte, werden nur durch ein gigantisches Mosh-Break daran gehindert, in völlige Manie umzuschlagen. Fast muss man dankbar sein, wenn nach dem brillanten Dark-Wave-Ausflug "Aurorae" oder dem klirrend kalten "Demon pact" dann doch noch ein winziger Makel an der Perfektion, die diese Platte ansonsten umgibt, auftaucht. Denn während die theatralischen Vocals von "In the sleep of death" zumindest noch Geschmackssache sind, ist "Black snow" schlicht ein bis zwei Minuten zu lang und kann den Spannungsbogen dadurch nicht mit letzter Konsequenz aufrecht erhalten.
Dennoch: "Melana chasmata" ist mehr als nur ein hochklassiges Metal-Album. Die zutiefst verstörende, abgrundtief dystopische Welt, die Thomas Gabriel Fischer hier zeichnet, lässt keinen Raum mehr für Auswege aus der Verdammnis – und ist dennoch keine Plattform für misanthrope Parolen, die weniger tiefsinnige Vertreter des Genres gerne zum Besten geben. Nein, "Melana chasmata" ist vertonte Schwärze in einer Form, die an Perfektion grenzt. Diese Atmosphäre, großartig umgesetzt von Fischer und seinen Bandkollegen überstrahlt so ziemlich alles, was das Genre in der letzten Zeit ausgezeichnet hat. Spätestens wenn das erneut hypnotische "Waiting" grandiose 67 Minuten beendet, reift die Erkenntnis, soeben Zeuge der Geburt eines Meilensteins geworden zu sein.
Highlights
- Boleskine house
- Breathing
- Aurorae
- Demon pact
Tracklist
- Tree of suffocating souls
- Boleskine house
- Altar of deceit
- Breathing
- Aurorae
- Demon pact
- In the sleep of death
- Black snow
- Waiting
Gesamtspielzeit: 67:23 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Hansruedi G. |
2014-05-08 14:14:07 Uhr
Finde das CD-Cover klasse!!! |
noch besser |
2014-05-02 17:46:58 Uhr
KRIEGSMASCHINE - ENEMY OF MAN, alter falter, diese sääääääääääääääääääääääägenden gitarren, diese vocals |
guck doch mal, |
2014-05-02 05:53:15 Uhr
misantroph hat das album doch schon vor wochen im BM thread erwähnt und es in die bisherige bestenliste für 2014 aufgenommen. |
Watchful_Eye User Postings: 2920 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-05-02 01:16:19 Uhr
Na toll, nur Trollposts hier. :x Hab das Album auf Spotify gehört. Ist sehr stark, dürfte auf einem ähnlichen Niveau wie der Vorgänger liegen. |
The How-to Guide |
2014-05-01 23:43:28 Uhr
> tryptikon ist mir zu lebensbejahend, musik für frauenMacht ja nix. So ein stilistischer Faux Pas kann natürlich jedem mal passieren! |
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Referenzen
Celtic Frost; Hellhammer; Apollyon Sun; Dark Fortress; Necros Christos; The Ruins Of Beverast; Watain; Morbus Chron; Sonne Adam; Teitanblood; Fear My Thoughts; Ov Hell; Valborg; Winter; Ihsahn; Negura Bunget; While Heaven Wept; The Gates Of Slumber; Saint Vitus; Bathory; Darkthrone; Emperor; Coroner; Mayhem; Emperor; Candlemass; Immortal; Secrets Of The Moon; Pentagram; Cathedral; Neurosis; Isis; Anacrusis; Benediction; Malevolent Creation; Type O Negative; Carnivore
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- Triptykon - Melana chasmata (10 Beiträge / Letzter am 08.05.2014 - 14:14 Uhr)