Kishi Bashi - Lighght
Joyful Noise / Cargo
VÖ: 09.05.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Zum Dahinschmelzen
Wenn die Bäume grün werden und die Sonne scheint, treibt es die Menschen nach draußen. Die Vögel singen, der Biergarten hat geöffnet. Und das Eis wird nicht mehr von der Windschutzscheibe gekratzt, sondern in der Waffel gegessen. Auch in musikalischer Hinsicht bietet es sich an, die traurigen Nicks namens Drake und Cave im Schrank zu lassen und stattdessen der Winterdepression mit luftigeren Klängen den Garaus zu machen. Denn auch wenn die Welt im Großen und Ganzen ein Jammertal sein mag, gibt es Tage, an denen dies schlicht ignoriert werden muss. Glück ist nicht selten das Empfinden von Einmaligkeit. Und das gilt es zu genießen.
Der japanische Geiger, Sänger und Komponist Kaoru Ishibashi hat diese Idee verinnerlicht. Lange Zeit im klassischen Sektor tätig, verdingte er sich in den letzten Jahren unter anderem bei so illustren Künstlern wie Of Montreal oder Regina Spektor als Saitenstreicher. Da das Musizieren in zweiter Reihe ihm aber auf Dauer zu öde wurde, begab er sich 2011 unter dem Pseudonym Kishi Bashi auf Solopfade, um seine eigenen Vorstellungen von Popmusik verwirklichen zu können. Selbstverständlich steht die Geige im Mittelpunkt von Ishibashis Musik, jedoch weiß er sein Instrument auf mannigfaltige Weise einzusetzen: So reicht sein Repertoire von Loop- und Delay-Spielereien über filigrane Pizzicati bis hin zu Passagen, in denen er die Violine wie eine Gitarre verwendet. Während er allerdings auf seinem Debüt "151a" noch beinahe ausschließlich mit seinem Hauptinstrument gearbeitet hatte, erweitert er auf seinem Zweitwerk "Lighght" seinen Sound um Synthesizer, Schlagwerk und akustische Gitarren.
Hinzu kommt seine Stimme, deren Bandbreite sich vom folkigen Bariton bis zu himmelhoch jauchzenden Falsettparts erstreckt. Womit auch der zentrale Aspekt von Ishibashis Songwriting auf "Lighght" genannt wäre: Es jauchzt und jubelt, es flattert und funkelt an allen Ecken und Enden. Schon der erste Song "Philosophize in it! Chemicalize with it!" geht in Sachen Opulenz und Vielspurigkeit in die Vollen. Der Rhythmus: treibend. Die Stimmung: euphorisch. Ishibashi liebt den Schönklang, und zwar mit extra Zucker. Auch das beschwipst dahinhüpfende "The ballad of Mr. Steak" und das mit leichtem Siebziger-Flair versehene "Carry on phenomenon" sind in Dur gewandete Stimmungsaufheller, die selbst dem tristesten Miesepeter ein Lächeln entlocken dürften.
Nur selten, etwa in "Once upon a lucid dream (in Afrikaans)", überspannt er den Bogen - auch wenn diesen weniger beeindruckenden Liedern eine gewisse Catchiness nicht abgesprochen werden kann. Gänzlich unfröhlich, dafür aber um so schöner ist hingegen der Schlusstrack "In fantasia" geraten. In getragenem Tempo gibt sich Ishibashi ganz der Melancholie hin. Wen das kalt lässt, der ist eine Polkappe. Und das ist im Zeitalter der globalen Erwärmung keine Existenz mit Zukunftsperspektiven.
Highlights
- Hahaha Pt. 2
- Philosophize in it! Chemicalize with it!
- In fantasia
- Carry on phenomenon
Tracklist
- Début - Impromptu
- Philosophize in it! Chemicalize with it!
- The ballad of Mr. Steak
- Carry on phenomenon
- Bittersweet genesis for him AND her
- Impromptu No 1
- Q&A
- Once upon a lucid dream (in Afrikaans)
- Hahaha Pt. 1
- Hahaha Pt. 2
- In fantasia
Gesamtspielzeit: 37:22 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Neuer Postings: 846 Registriert seit 10.05.2019 |
2020-04-15 21:41:31 Uhr
Heute zum ersten Mal angehört. Das geht rein wie sonst was, unglaublich schön |
Editor |
2018-04-10 07:51:06 Uhr
Der Frühling ist da. Ein perfektes Album für die ersten Sonnentage.Carry On Phenomenon! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27819 Registriert seit 08.01.2012 |
2014-09-03 18:11:59 Uhr
Nein, es kann natürlich gerne diskutiert werden. Aber im Fall dieses Albums fällt es mir nicht so leicht, zu erklären, warum ich es so toll finde. Weil die Songs super sind, es ein ungewöhnlich-durchgeknallter Typ ist und ich auf Streicher stehe? |
lego Postings: 1299 Registriert seit 13.06.2013 |
2014-09-03 15:37:59 Uhr
@armin:haha. genau deshalb sind wir hier. um uns über musik auszuschweigen ;) |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27819 Registriert seit 08.01.2012 |
2014-09-03 15:31:12 Uhr
Kann man nicht erklären. Braucht man auch nicht |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Of Montreal; Dr. Dog; Sufjan Stevens; Deerhoof; Patrick Wolf; Owen Pallett; Simon & Garfunkel; Animal Collective; Andrew Bird; Sondre Lerche; Regina Spektor; Lord Huron; Reptar; Tall Tall Trees; Bright Moments; Yellow Ostrich; Shugo Tokumaru; Vacationer; Freelance Whales; The Unicorns; Islands; Starfucker; Yes; Electric Light Orchestra; Philip Glass; St. Vincent; Temples; Alexi Murdoch; ABBA; The Last Bison; The Octopus Project; Jónsi; Tiger Tunes; MGMT; CocoRosie; Pink Floyd; The Beatles; Empire Of The Sun; Passion Pit; Bon Iver; M83
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Kishi Bashi - Kantos (9 Beiträge / Letzter am 06.08.2024 - 19:42 Uhr)
- Kishi Bashi - Lighght (21 Beiträge / Letzter am 15.04.2020 - 21:41 Uhr)
- Kishi Bashi - Omoiyari (8 Beiträge / Letzter am 21.06.2019 - 09:50 Uhr)
- Kishi Bashi - Sonderlust (3 Beiträge / Letzter am 07.09.2016 - 21:18 Uhr)
- Kishi Bashi - String quartet live! (1 Beiträge / Letzter am 02.11.2015 - 22:57 Uhr)