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Tuomas Holopainen - The life and times of Scrooge

Tuomas Holopainen- The life and times of Scrooge

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 11.04.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Ente gut, alles gut

Was gab es nicht schon für verrückte Themen für Konzeptalben. Raumfahrt, Zeitreise? Immer gerne genommen. Ein verhinderter Dichter im Schüleralter wie bei Jethro Tulls "Thick as a brick", Sinn des Lebens, Wiedergeburt, der ganze Rest, alles ist im Prinzip schon da gewesen. Doch um eine Comic-Figur zum zentralen Thema eines Albums zu machen, dazu muss man schon eine besondere Form von Spleenigkeit mitbringen. Oder aber im Fall von Tuomas Holopainen, hauptberuflich Bandchef der Bombast-Metaller von Nightwish, zusätzlich überzeugter Donaldist sein. Denn "The life and times of Scrooge" vertont das Leben von Scrooge McDuck, der unbestritten reichsten Ente der Welt, hierzulande natürlich besser bekannt als Dagobert Duck. Schluck!

Werfen wir also zunächst einen Blick hinter die Kulissen. Von 1991 bis 1994 entsteht unter der Federführung von Disney-Zeichner Don Rosa die allenthalben hochgelobte Graphic Novel "The life and times of Scrooge McDuck", zu deutsch "Onkel Dagobert - Sein Leben, seine Milliarden". Holopainen, seinerzeit gerade mal dem Teenager-Alter entwachsen, ist von der liebevoll und detailgetreu ausgearbeiteten Lebensgeschichte des Erpels mit der geschickten Finanzoptimierung sofort gefesselt. Es sollte allerdings von der ersten Idee 1999 bis heute dauern, den Plan für einen Score zu dieser Graphic Novel umzusetzen. Und dass Holopainen durchaus ein Faible für Filmmusik hat, zeigte nicht zuletzt das letzte reguläre Nightwish-Album "Imaginaerum" nebst – derbst geflopptem – Spielfilm und Soundtrack-Platte. Spätestens jetzt dürfte klar sein – verzerrte Gitarren tauchen hier nur in homöopathischen Dosen auf, es regiert der Bombast.

Doch tatsächlich macht Holopainen seine Sache verblüffend gut. Unterstützt durch Pip Williams, der bereits für die Orchesterarrangements der letzten Nightwish-Alben verantwortlich zeichnete. Mit großer Liebe zum Detail dominieren bei "Glasgow 1877" zunächst keltische Klänge, wenn die von bitterer Armut gezeichneten Kindheitstage in Schottland nachgezeichnet werden. Das weckt die Gefahr, dem klebrigen Ethno-Kitsch der Marke Enya zum Opfer zu fallen, doch zum Glück umschiffen Holopainen und Williams diese Klippe. Ähnlich beginnt "Into the west", bevor sich Holopainen ganz tief in Richtung Ennio Morricone verneigt, um Dagoberts Aufbruch in den Wilden Westen zu vertonen. Und auch das folgende "Duel & cloudscapes" ist dank des pompös aufspielenden London Philharmonic Orchestras großes Drama, trotz des etwas verspielten Mittelteils.

Plötzlich passiert das, was angesichts der skurrilen Vorgeschichte kaum vorstellbar scheint – spätestens mit "Dreamtime" nimmt die Platte komplett gefangen. Hier hat nicht, aber auch gar nichts etwas mit der anbiedernenden familienfreundlichen Süßlichkeit der allseits bekannten Disney-Scores zu tun. Sondern hier regiert großes Drama, hier spürt der Hörer die ruppigen Wasser des Klondike, das Glück, als sich die heruntergekommene Kupfermine des Vaters seines späteren Rivalen Klaas Klever als Basis für seinen Reichtum entpuppt. Was zunächst nach einer Schnapsidee klingt, entpuppt sich also als mutiges Experiment, was Holopainen auf beeindruckende Art und Weise gelingt. Verbunden mit dem Ritterschlag, dass kein geringerer als Don Rosa selbst das wunderschöne Artwork zu "The life and times of Scrooge" gezeichnet hat. Dennoch: Wohl kaum jemand hätte für möglich gehalten, dass der Finne, sonst mit Nightwish einer der Protagonisten des symphonischen Metal an der Kitschgrenze, ein derart spannendes Soundtrack-Album zu komponieren imstande ist. Staun!

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Into the west
  • Dreamtime
  • Cold heart of the Klondike

Tracklist

  1. Glasgow 1877
  2. Into the west
  3. Duel & cloudscapes
  4. Dreamtime
  5. Cold heart of the Klondike
  6. The last sled
  7. Goodbye, papa
  8. To be rich
  9. A lifetime of adventures
  10. Go slowly now, sands of time

Gesamtspielzeit: 54:18 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Ebenezer
2014-05-03 14:54:51 Uhr
Klingt Komisch.

nörtz

User und News-Scout

Postings: 12097

Registriert seit 13.06.2013

2014-05-03 14:48:00 Uhr
hab mir mal zwei tracks angehört. kann mich nicht so recht überzeugen. wirkt auf mich ein wenig steril, klinisch und diese streicher erinnern mich teilweise an irgendwelche pathetischen metalbands.

Markus

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 18

Registriert seit 12.06.2013

2014-05-02 12:08:04 Uhr
@Ventus Relativ einfach, warum ich das nicht erwähnen konnte - Mir lag zur Rezension schlicht nur die MP3-Fassung vor.

Aber jetzt, da ich die CD habe, kann ich sagen, dass das Booklet sehr liebevoll gestaltet ist - Don Rosa hat ne Tonne Original-Skizzen aus dem Storyboard zur Verfügung gestellt.
Ventus
2014-04-30 13:03:19 Uhr
Kurzes Reinhören war nicht von Begeisterung geprägt. Die Amazon-Rezensenten feiern es jedoch auch durch die Bank ab. Und auf hörspielartige Soundtrack-Musik fahre ich ohnehin ab. Also wohl mal länger reinhören.

Übrigens wären gerade bei solchen (Konzept-)Alben in der Rezension Angaben zur CD und insbesondere zur Gestaltung des Booklets wünschenswert. Sicherlich ist das hier ein echter Mehrwert im Vergleich zur MP3-Fassung.

federnde Ente

Postings: 5

Registriert seit 22.01.2014

2014-04-29 15:41:39 Uhr
versteh nich ganz was an Soundtracks so besonders is
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