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Shivaree - Rough dreams

Shivaree- Rough dreams

Capitol / EMI
VÖ: 01.07.2002

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Jahrmarkt der Träume

Es ist selten, daß ein Albumtitel so perfekt den musikalischen Inhalt beschreibt wie im Falle von Shivarees neuen Longplayer. Auf dem letzten Album sang uns das amerikanische Trio mit der zauberhaften Ballade "Goodnight moon" in den Schlaf; jetzt berichten uns die Musiker von "Rough dreams", die sich im Zustand zwischen Schlafen und Wachen abspielen. Irgendwo dort auf dem Rummelplatz im Kopf müssen sich die elfenhafte Stimme mit dem exotischen Namen Ambrosia Parsley und ihre männlichen Mitstreiter ein Tonstudio aufgebaut haben. Denn das neue Material wirkt wie eine zur Musik gewordene Traumsequenz, ein Soundtrack zu einem schrägen Kurzfilm, der den Hörer auf einen bizarren, aber größtenteils unterhaltsamen Trip mitnimmt.

Im bunten Shivaree-Kosmos verwischen Zeit und Raum genauso wie die musikalischen Grenzen. Irgendwo in den weiten Feldern zwischen Country, Jazz und Alternative Pop kreieren Parsley & Co. Songperlen, die von skurrilen Gestalten ("John, 2/14") und ebenso seltsamen Orten ("Reseda casino") bevölkert werden. Da paßt eine nervös zuckende Rock'n'Roll-Nummer wie "Thundercats" genauso ins Konzept wie die großflächig arrangierte Ballade "Stealing home" oder das merkwürdig verzerrte "Gone too far".

Auf dem Shivaree-Jahrmarkt ist man eben nie vor Überraschungen gefeit. Hinter bittersüßen Melodien und eingängigen Refrains verbergen sich immer wieder Haken und Ösen. Auf die schönsten Harmonien können plötzlich Dissonanzen folgen, und ein lupenreiner Popsong wie "Reseda casino" steht dort gleichberechtigt neben dem swingenden Duett "Flycatcher", das klingt, als hätten Robbie Williams und Nicole Kidman ihr "Somethin' stupid" noch einmal im Vollrausch aufgenommen. Die einzige Konstante in diesem musikalischen Kaleidoskop ist die faszinierende Stimme von Parsley, die dem Shivaree-Sound eine ganz eigene Atmosphäre verleiht. Irgendwo zwischen Sheryl Crow, Mazzy Star-Chanteuse Hope Sandoval und Ex-Catatonia-Sängerin Cerys Matthews gibt sie sich mal als sinnlich-laszive Diva, mal als verletzes Mädchen, das mit brüchiger Stimme über ihr Leid klagt.

Der Dame und ihren Bandkollegen steht es gut zu Gesicht, daß sie mittlerweile deutlich melodienverliebter arbeiten. Hinterließ das Debüt "I oughta give you a shot in the head for making me live in this dump" nicht nur aufgrund des Titels einen mehr als sperrigen Eindruck, zeigt sich das Trio auf "Rough dreams" ein gutes Stückchen eingängiger. Trotzdem ist das Album nicht immer ein leicht verdauliches Hörvergnügen, zumal einige Songs in ihrer schillernden Vielfalt dann doch zu weit über das Ziel hinausschießen. Andererseits muß man ja auch nicht immer "Sweet dreams" haben bzw. hören. Und mit so einer bezaubernden Reisebegleiterin wie Ambrosia Parsley ist ein Besuch des Shivaree-Rummelplatzes durchaus empfehlenswert.

(Christof Nikolai)

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Highlights

  • Gone too far
  • Stealing home
  • John 2/14
  • Reseda casino

Tracklist

  1. Wagers
  2. Gone too far
  3. After the prince and the showgirl
  4. All because you told me so
  5. Thundercats
  6. Snake eyes
  7. Stealing home
  8. John, 2/14
  9. Reseda casino
  10. Ten minutes
  11. Queen-sized tomb
  12. Flycatcher

Gesamtspielzeit: 39:12 min.

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