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Eno / Hyde - Someday world

Eno / Hyde- Someday world

Warp / Rough Trade
VÖ: 02.05.2014

Unsere Bewertung: 9/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

So geht Musik

Diese zwei haben sich gefunden! Brian Eno, seines Zeichens Erfinder des Ambient, legendärer Produzent und ruheloser Workaholic, und Karl Hyde, bekannt geworden als Stimme Underworlds. Schon seit 2009 währt die Zusammenarbeit der beiden englischen Musiker. Dass im Jahre 2014 nun das erste vollwertige Album der Kollaborateure erscheint, ist die logische Konsequenz so vielversprechender Appetizer wie dem noch zu Underworld-Zeiten entstandenen "Beebop hurry". Schlafwagentaugliches Ambient-Genudel à la "Lux" sucht man indes auf "Someday world" vergebens. Eno und Hyde orientieren sich nicht nur dem Titel nach an Enos frühem Meisterwerk "Another green world". Heißt: "richtige" Songs, nachvollziehbare Strukturen, lustvolle Harmonie.

Statt weiterer Umrundungen des heißen Breis also Klartext: "Someday world" ist ein Meisterwerk. Es ist überraschend, vielschichtig und ertrinkt fast in Ideen. Sowohl im Kleinen als auch im Großen. Von unscheinbaren rhythmischen Motiven, die sich im Verlauf eines Songs als tragendes Element herausschälen bis hin zu freischwebenden Melodien, die den Kopf auch nach Tagen nicht mehr verlassen wollen. Dazu eine Produktion, die sich in Sachen Tiefe und Variabilität nicht hinter Enos bisherigen Großtaten als Knöpfchendreher verstecken muss. Maßgeblichen Einfluss hatte neben dem Maestro selbst der gerade einmal 20-jährige Nachwuchsproduzent Fred Gibson. Ein Name, den sich Freunde des wohlgeformten Klangs merken sollten.

Die beiden vorab durchs Netz gegeisterten Lieder "The satellites" und "Daddy's car" bilden hierbei nur die Spitze des Soundbergs. Während ersteres biestige Synthiebläser mit hymnischem Elektropop der Marke New Order verbindet, oszilliert zweiteres irgendwo zwischen jazzigem Krautrock und Afrobeat. Auch im sphärischen Groover "Witness" errichten Eno und Hyde auf einem minimalistischen Fundament eine Wall Of Sound, die in dem von Feedbacks und wabernden Bässen durchzogenen Mittelteil zunächst die Sonne verdunkelt, ehe sie im grandiosen Finale genüsslich eingerissen wird und nichts als gleißende Euphorie zurückbleibt. Dass die beiden Herren auch ein Händchen fürs Schräge haben, beweist dagegen "When I built this world", das neben kunstvoller Vocoder-Spielereien auch einen Ausflug in dissonante King-Crimson-Gefilde beinhaltet.

"Who rings the bell" ist einfach nur berauschend schön. Vom einleitenden Gitarrenlick bis zum orgiastischen Finale, samt Glockenspiel und Himmelschor. Und Hyde zeigt, dass er nicht nur den gehetzten Monolog, sondern auch die große Melodie beherrscht. Ein Song der Kategorie "Lieder, die nie enden sollten". In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der Schlusstrack "To us all", der nach all der Hektik als versöhnlicher Rausschmeißer fungiert und sich auch gut auf einem U2-Album der frühen Neunziger machen würde. Eigentlich verdiente jeder Song auf "Someday world" eine Hervorhebung. Auch wenn sich manch vertrackte Frickelei wie das unruhige "A man wakes up" erst nach mehreren Durchgängen erschließt, belohnt der Moment, in welchem der Funke überspringt, alle Mühen. Egal auf welchen Blick: Es ist Liebe.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Witness
  • Strip it down
  • When I built this world
  • Who rings the bell

Tracklist

  1. The satellites
  2. Daddy's car
  3. A man wakes up
  4. Witness
  5. Strip it down
  6. Mother of a dog
  7. Who rings the bell
  8. When I built this world
  9. To us all

Gesamtspielzeit: 44:19 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9300

Registriert seit 26.02.2016

2021-07-07 18:01:10 Uhr
Für mich sehr stimmungsabhängig. Ich mag das Jammige, Entspannte am Nachfolger, dieses hier finde ich wie Christopher auf Songbasis schon besser. Würde dem hier 8,0 und "High Life" 7,5 geben.

Christopher

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 3576

Registriert seit 12.12.2013

2021-07-07 17:30:09 Uhr
Der ist deutlich frickeliger. Finde ihn okay, aber das Album hier hat dann doch die besseren Einzelsongs.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2021-07-07 12:00:02 Uhr
Immer noch keine 9/10 für mich, aber ich mag es doch ziemlich. Wie gefällt der Nachfolger so?

carpi

Postings: 1467

Registriert seit 26.06.2013

2019-11-16 18:22:12 Uhr
Gerade gehört, wird aber wohl nicht den Weg in die Top 100 finden, schon zur Veröffentlichung als leichte Enttäuschung eingestuft, da sind mir die vier Underworld-Alben, die ich kenne, doch lieber.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2015-12-23 16:39:21 Uhr
Auch mal wieder reingelegt. 7/10. Zweite Hälfte deutlich besser.
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