Sweet Apple - The golden age of glitter
Plastic Head / Soulfood
VÖ: 18.04.2014
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
J und der Riesenpfirsich
Oma Schmidt ist nur noch genervt: Diese ganze Happy-happy-Kacke, echt. Den Kids mangelt es heutzutage offenbar an der nötigen Ernsthaftigkeit, die machen sich am Baum der Erkenntnis zu schaffen und veranstalten eine schamlose Fressorgie mit dem süßen, rotschimmernden Obst. Granny Smith ist sauer. Sweet Apple gibts mit Schoko- und Zuckerüberzug – da fällt die Wahl nicht schwer. Einzig: Welche Kids eigentlich? Da sitzt ein Mann mit wallendem, weißem Haar an den Drums, singt mit erfahrener Stimme und schiebt das ein oder andere junggebliebene Gitarrensolo. J Mascis, alter Hase, musikalischer Tausendsassa, wohl der unbekannteste Superstar ever. Mit Sweet Apple macht er mal wieder was ganz anderes, spritziger als Dinosaur Jr., freudiger als Witch, optimistischer als solo. Nach einer 7-Inch folgt nun das zweite Album des Quartetts, "The golden age of glitter".
Im Opener "Wish you could stay (a little longer)" hat Mascis sich einen anderen Veteran ins Studio geholt, den kratzstimmigen Mark Langegan. Das Duett gelingt auf ganzer Linie, die beiden sehr gegensätzlichen Gesangsansätze ergänzen sich vortrefflich. Zum Songende nimmt Mascis endgültig das Gitarrenheft in die Hand und gniedelt sich in Trance. Freudvoll wird dem eigentlich beklagten Abschied entgegengesehen. Altersmilder Optimismus oder so – das muss es sein – steht dem Track gut an. "Troubled sleep" dreht den Spieß um. Mit mehr Effet in der Instrumentierung, schönen Hardrock-Lines und ruhig gehaltenen Breaks wird das Freudenfest nochmals neu und wieder anders ausgerichtet. Die verzerrte Gitarre klingelt wunderbar fitzelig im Trommelfell. "Let's take the same plane" wird von einer angenehmen Damenstimme begleitet und schon wird aus dem Titel eine Angus-&-Julia-Stone-Geschichte, kein "Big jet plane", aber ein gemeinsames. "Another desert skyline" schließt klappsig an, der Takt marschiert, Tamburin und Gitarre ergänzen den Wüstenmarsch, seltsam quiekt es aus der Ferne. Auch ein feines Ding.
Sweet Apple machen Musik nach Lust und Laune, "The golden age of glitter" ist wohl das Gegenteil eines Konzeptalbums. Und genau das ist mithin das einzige Manko der Platte: Ein wenig mehr Gesamtzusammenhang würde nicht schaden. Die Tracks haben für sich genommen jeweils einen angenehmen Drive, aber der rote Faden reißt alle drei Minuten unvermittelt ab. So missglückt der ganz große Wurf. Halb so wild, trotzdem ein schönes Ding. Ach ja, der Bandname hat mit Obst tatsächlich so viel gar nicht zu tun, sondern man hat "sich einfach den Nachnamen von Mascis' Buddy Dave Sweetapple stibitzt. Oma Schmidt kann aufatmen.
Highlights
- Wish you could stay (a little longer)
- Let's take the same plane
- Troubled sleep
Tracklist
- Wish you could stay (a little longer)
- Reunion
- Boys in her fanclub
- Let's take the same plane
- Another desert skyline
- I surrender
- Troubled sleep
- We are ruins
- You made a fool out of me
- Under the liquor sign
Gesamtspielzeit: 36:26 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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VelvetCell Postings: 7319 Registriert seit 14.06.2013 |
2021-08-01 17:55:11 Uhr
Seltsam, dass die die Platte so untergegangen ist. Das ist natürlich alles nicht besonders subtil oder sonst was. Sondern geradeaus zwischen Alternative Rock und Hard Rock und mit dem Willen zum Hit. Mein Vorredner hatte recht: Eine Sommerplatte. Eine Hitplatte. |
vheissu1 |
2014-06-02 12:02:03 Uhr
Richtige Sommerplatte.Autofahren zum See und gute Laune. |
bazilicious Postings: 2909 Registriert seit 27.06.2013 |
2014-04-19 14:18:17 Uhr
Der Song mit Lanegan ist sehr stark. Freu mich drauf das Album ganz zu hören. |
Dankward B. |
2014-04-19 12:36:55 Uhr
Hallo!"The Golden Age Of Glitter" ist nicht wie beschrieben das Debüt von Sweet Apple! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27227 Registriert seit 08.01.2012 |
2014-02-24 22:14:03 Uhr
Eines der tollsten US-Labels ist TEE PEE RECORDS. Man sorgt immer wieder mit ausgesuchten Perlen für strahlende Gesichter bei anspruchsvollen Connaisseuren. Die TEE PEE-Bands spielen zeitlosen Rock verschiedenster Couleur, verbunden durch ein immenses Maß an Authentizität. Das aktuelle Highlight kommt von den famosen SWEET APPLE. Benannt nicht nach der Obstsucht der Mitglieder sondern nach Bassist und Sänger Dave Sweetapple (u.a. auch von Witch bekannt) spielt die Truppe zeitlosen Rock mit Ecken, Kanten und einem famosen Melodiegespür. Dafür ist nicht zuletzt ein gewisser J Mascis (Gesang, Drums, Gitarre) verantwortlich (ja, genau DER J Mascis von Dinosaur Jr und Witch). Nennt die Schose Indie Rock oder Alternative Rock. Aus dem Kopf kriegen werdet Ihr diese Hitscheibe garantiert nicht so schnell. SWEET APPLE The Golden Age Of Glitter Tee Pee / Soulfood VÖ: 18.04.2014 www.sweetapplesongs.com www.facebook.com/pages/sweet-apple/343657931795 |
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Referenzen
J Mascis; J Mascis & The Fog; Dinosaur Jr.; Witch; Wilco; Jeff Tweedy; Jimmy Eat World; Number One Fan; Feeder; Verlen; The Juliana Theory; Something Corporate; New Atlantic; The Goo Goo Dolls; Further Seems Forever; Dashboard Confessional; The Get Up Kids; Saves The Day; Straylight Run; Noise Ratchet; Day At The Fair; Gameface; Midtown; The Jealous Sound; New End Original; Rival Schools; Motion City Soundtrack; Jets To Brazil; Sense Field; Sunny Day Real Estate; Death Cab For Cutie; The Diggs; Youth Group; Nada Surf; The Weakerthans; Calexico; The Court And Spark; Neil Young; Willie Nelson; Solomon Burke; Neil Diamond; Leonard Cohen; Yo La Tengo; Mark Lanegan; Iggy Pop; John Frusciante; Nick Drake; Nick Cave & The Bad Seeds
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- Sweet Apple - The golden age of glitter (5 Beiträge / Letzter am 01.08.2021 - 17:55 Uhr)