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Next Stop: Horizon - The harbour, my home

Next Stop: Horizon- The harbour, my home

Tapete / Indigo
VÖ: 14.03.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Eine Ewigkeit unterwegs

"Sänk ju vor träwelling", radebrechte die Kollegin Mautz anlässlich des Next Stop: Horizon-Debüts "We know exactly where we are going". Recht hatte sie: Zu Dank konnte man den Schweden in der Tat verpflichtet sein für ihr prächtiges Panoptikum aus Cabaret, Vaudeville-Pop und orchestralem Indie-Folk. Und Pär Hagström und Jenny Roos wissen nach wie vor, wohin sie – vermutlich in einem klapprigen, mit liebenswert antiquiertem Instrumentarium beladenen Transporter – seit einer Ewigkeit unterwegs sind. Zuletzt nach Saarbrücken, wo die beiden am Saarländischen Staatstheater die Inszenierung von Wilhelm Hauffs Märchen "Das kalte Herz" musikalisch untermalten. Zumindest vom Titel her der größtmögliche Kontrast zu ihren herzerwärmenden Songs.

Doch nicht nur akustisch geht es bei den Göteborgern äußerst hinreißend zu: Auch der Videoclip zur Single "Rain on me" bezaubert mit zwei Verstecken spielenden Dreikäsehochs im Superheldenkostüm, während die Band fröhlich musizierend unter einer Brücke sitzt. Und sie hat allen Grund dazu angesichts dieses geschwind auf Handclaps und gebürsteten Drums abzischenden Uptempo-Hits, bei dem sich Hagström und Roos bis zum Wegkippen gesanglich aus dem Fenster lehnen und die Gitarre so prächtig erblüht wie nach dem herbeigesehnten Niederschlag. Ein zugegebenermaßen kurzes Aufflackern von Euphorie inmitten der pittoresken Schwermut von "My harbour, my home", aber ein umso willkommeneres zwischen all den Geschichten über unstete Gefühle, dunkle Jahreszeiten und die Fährnisse des Meeres.

"Can you hear the sound of something falling heavy to the ground?" beschwört das Duo eingangs das Gefühl, wenn einem das Herz in die Hose rutscht und man es erst gefühlte Stunden später irgendwo in der Nähe des Polarkreises aufschlagen hört. In der Folge erzählt "Something rare and something fine" zu beklommen marschierenden Drums und träger Dampforgel von schmerzlichen Verlusten und fordert "Gotta get it back" – und da Antwort ausbleibt, verschafft sich die gleichnamige, düster-wuchtige Reprise in der Mitte des Albums nochmals grummelnd Gehör. Im Titelstück folgt ein Zwischenstopp an heimischen Gestaden, wo zwei Liebende einander unter schwach funzelnden Laternen erwarten – da flöten nicht nur die Holzbläser und der Hörer seufzt mit. Hach. Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt jedoch nicht.

Genauso wie den Bandvan muss man sich nämlich auch den Rest von "My harbour, my home" vorstellen: vollgepackt mit tief empfundener Theatralik und preziös schmeichelnden Balladen, in denen Blues, Gauklermusik und Klezmer-Versatzstücke genauso widerhallen wie eine entkernte Spielart des Rock unter Zuhilfenahme von Klarinetten, Mandolinen, Pauken und Trompeten. Ganz minimalistisch hingegen wundert sich "A heart for gold" über gegen Materielles verhökerte Liebe, bevor zum Schluss über dem hymnischen "Ennui" ein Sturm aus nebligen Riffs und meisterlichen Gesangsharmonien aufzieht. Und wenn live dann die Theaterschminke in Sturzbächen fließt, sollte man sich nicht etwa fragen, wie Next Stop: Horizon eigentlich unterwegs sind – sondern sich vielmehr freuen, dass sie so überzeugend unterwegs sind wie hier.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Something rare and something fine
  • Rain on me
  • The harbour, my home
  • Ennui

Tracklist

  1. Something rare and something fine
  2. Rain on me
  3. The harbour, my home
  4. The sea of ...
  5. A heart for gold
  6. Gonna get it back
  7. The beginning
  8. The wish
  9. Talking low
  10. We'll whistle so
  11. Ennui

Gesamtspielzeit: 45:23 min.

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