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Freddie Gibbs & Madlib - Piñata

Freddie Gibbs & Madlib- Piñata

Madlib Invazion / Groove Atack
VÖ: 21.03.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Erzählungen eines Gangsters

Wir schreiben das Jahr 1971.

Ellie Moore ist besorgt. Unruhig fragt sie: "You got problems, baby?" Mit einem leicht ironischen Schmunzeln erwidert ihr die tiefe, im Bassbariton resonierende Stimme John Shafts: "Yeah, I got a couple of 'em. I was born black, and I was born poor." Ein Statement, stellvertretend für eine ganze Bevölkerungsschicht, die ihr subalternes Dasein satt hat und entschlossen ist, den, nicht nur symbolisch gemeinten, Kampf gegen Rassismus und Benachteiligung aufzunehmen. In Amerika rumort es, und zwar gewaltig. Cineastisch findet dies seine Entsprechung. Afroamerikanische Filme, Blaxploitation genannt, erleben einen wahren Boom. Das Ghettoleben ist die Realität. Hierüber soll, wenn auch stark überzeichnet, berichtet, aufgeklärt werden.

Wir schreiben das Jahr 2014.

Ein jazziger Beat setzt ein, Sprachsamples werden eingestreut. Quintessenz: Only the strong survive. Das Heulen einer Polizeisirene, Lo-Fi-Maschinensalven eingebettet in den Straßensound der 70er, angetrieben von einem funkigen Beat. Dies ist die Welt von "Piñata". Sie ist rau, dreckig, aber auch warm, mit Soul und Funk durchtränkt. Das neue Album von Freddie Gibbs, das er zusammen mit dem Beatvirtuosen Madlib aufgenommen hat, bietet nicht nur Street-Rap mit Gangster-Attitüde, sondern ein atmosphärisch dichtes HipHop-Album. Dieser Flair ist es auch, der "Piñata" auf eine cineastische Ebene hievt, auf der sich die 17 Tracks wie 17 Filmszenen entfalten.

Gibbs ist ein Kind des amerikanischen Ghettos. Aufgewachsen in Gary, Indiana und mittlerweile in Los Angeles ansässig, erzählt der Rapper über seine Erfahrungen, über das Leben im sozialen Morast. Seine Stimme ist tief, druckvoll und unverfälscht. In "Scarface" und "Knicks" finden sich Lektionen zu Raub und Drogenhandel, "Broken" oder "Shame" thematisieren persönliche und zwischenmenschliche Empfindungen. Die Lyrics sind in ihrer Wortwahl einfach, aggressiv, ungezügelt und passen gerade deshalb so gut zu den ungemütlichen Geschichten, die Gibbs erzählt. Denn auch in der Sprache ist kein Platz für unnötigen Zierrat. Anders als bei seinem Debütalbum "ESGN", wo deftige Trap-Beats die noch deftigeren Wortsalven herausprügelten, ist der Kontrast zwischen Rap und Instrumentals nun das eigentliche Highlight des Albums. Madlib, mittlerweile einer der bekanntesten HipHop-Produzenten, kreiert mit seinen kratzig-warmen Instrumentals, die sich ihren Sound aus Funk-Fusion, Soul, Jazz und Synth-Prog zusammenflicken, das perfekte Setting für Gibbs und sein Talent, variantenreich auf die queren, der maschinellen Quantisierung enthobenen Beats zu rappen. Die Fülle an Film- und Sound-Samples, die Madlib hier mal wieder präsentiert und mit seinen Drums zu lebendingen Rhythmen verwachsen lässt, schmiegen sich in den Gehörgang und entwickeln diesen organischen Flow, der HipHop eben erst zu gutem HipHop werden lässt.

"Shitsville" prescht dynamisch und progressiv nach vorne, "Uno" und "Bomb" gewähren dank Astro-Synths Einblicke in die zwielichtigen Ecken des Straßenlebens. "High" oder "Broken" lassen es ruhiger, gar smooth angehen, und "Shame" entzückt dank R’n’B-Anleihen. Das Spektrum an Stimmungen, die auf "Piñata"erzeugt und transportiert werden, ist höchst beachtlich, entsteht hierdurch eben dieser sonderbare Tiefgang, wodurch die knapp 61 Minuten gerne auch bewusst in ihrer vollen Länge genossen werden können. Die schonungslos-brachialen Lyrics von Gibbs reiben sich an den geschmeidigen Instrumentals Madlibs und lassen hierdurch Wärme, Lebendigkeit und Authentizität gedeihen. Der selbsternannte Gangster erzählt. Ohne Stolz. Aber auch ohne Reue. So wie es halt ist. Auf der Straße. Als Schwarzer. Arm im Ghetto. "Pinata" ist hierfür der filmreife Soundtrack.

(Alexander Klett)

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Highlights

  • Deeper
  • Thuggin'
  • Shitsville
  • Uno
  • Broken

Tracklist

  1. Supplier
  2. Scarface
  3. Deeper
  4. High (feat. Danny Brown)
  5. Harold's
  6. Bomb (feat. Raekwon)
  7. Shitsville
  8. Thuggin'
  9. Real
  10. Uno
  11. Robes (feat. Earl Sweatshirt & Domo Genesis)
  12. Broken (feat. Scarface)
  13. Lakers (feat. Polyester the Saint & Ab-Soul)
  14. Knicks
  15. Shame (feat. BJ The Chicago Kid)
  16. Watts (feat. Big Time Watts)
  17. Pinata (feat. Suleiman, Meechy Darko, Marc Miller, Casey Veggies, Domo Genesis, G-Wiz)

Gesamtspielzeit: 60:22 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

kingsuede

Postings: 4072

Registriert seit 15.05.2013

2014-04-11 15:14:57 Uhr
Vielleicht mal Ratkings So it goes antesten, u.a. mit einer King Krule Kollabo (So sick stories). Da im Indie/Alternative etc. sowieso nicht viel ging....auf jeden Fall eine Option.

captain kidd

Postings: 3583

Registriert seit 13.06.2013

2014-03-30 00:03:40 Uhr
musik: 10/10
raps: 1/10

ich kann es mir einfach nicht wirklich anhören. gibbs ist so dermaßen lahm und hat auch nichts zu erzählen, finde ich. schade.
Octagon
2014-03-25 16:53:40 Uhr
Gefällt mir ehrlich gesagt nicht sehr gut. Eines der schwächeren Madlib Alben. Hat aber auch damit zu tun, dass ich mit dem Rap von Freddie Gibbs nicht klar komme... Das Album ist jedenfalls meilenweit von Madvillain und Jaylib entfernt.
PT-Truther
2014-03-25 13:14:15 Uhr
Die Wertung wurde nachträglich nach unten zensiert damit der Durchschnitt nicht zu hoch ausfällt und die von der CIA vorgegebene Wertungs-Quote getroffen wird.

Soup

Postings: 405

Registriert seit 13.06.2013

2014-03-25 13:12:20 Uhr
die kritik liest sich auch eher wie mindestens starke 8/10.
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