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Client - Authority

Client- Authority

Out Of Line / Rough Trade
VÖ: 21.03.2014

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Auf die Knie!

Neulich gab es in Südlondon einen tatsächlichen Shitstorm: Nachdem ein Hauptwasserrohr geplatzt war, mischte sich der Überschuss an Flüssigkeiten mit zeitgleich in der Kanalisation umherirrenden Fäkalien und entfachte in mehreren Straßenzügen einen Tsunami der, ähem, anrüchigen Art. Extraordinär, wie die Briten zu sagen pflegen – und für die Anwohner eine ziemlich beschissene Situation. Hierin nun ein Omen für die Wiedereröffnung von Client zu vermuten, einem traditionsreichen Zweifrauenbetrieb aus der ortsansässigen Elektrotechnikerszene, erscheint da wie der sprichwörtlich goldene Griff ins Klo. Doch im Einzelnen.

Zehn Jahre nach Electroclash fragt sich mancher Freund des kurzlebigen Trends, ob er das Ganze damals nur geträumt hat – und warum seine Freunde von früher nicht mehr elektrisch sind. Oder doch eklektisch? Das waren sie ganz bestimmt, die Fischerspooners, Ladytrons und Zoot Women jener selbstbedienenden Jahre, in denen verkantete Frisuren, ein erfrorenes Ponem und linkisches Gefummel an altertümlichen Filterbänken wieder mal als vornehm galten. Geblieben ist davon jedoch nur wenig – nach Acts wie Crystal Castles oder Adult. kräht heute kein revoltierender Hahn mehr und selbst bei Vorführ-Leuchtstoffröhren wie Miss Kittin oder Ladytron wurden die Klangregler längst aus dem überhörten Preset-Bereich herausgedreht. Allein die besagten Client zogen ihr Ding ungerührt mit stets identischer Masche durch und variierten ihren Rhythmus höchstens in Gedanken.

Folglich schien die Zeit für Veränderungen gekommen: Maschinistin Kate Holmes hatte ihre Klimperkisten nach dem Ausstieg der Sängerin Sarah Blackwood 2010 zunächst auskühlen lassen und derweil eine Modekollektion gleichen Namens angestrengt. Unter deren Siegel verhökerte sie seither abführerische Handschellen, strangulierende Uniformen in triebhaftem Grau und gestrenge Seidentücher aus eigener Zwangsarbeit zu drakonischen Preisen. Natürlich nur ironisch angedeutet, schließlich ist das hier nicht das Staatsgebiet der Neuen Slowenischen Kunst. Laibachs grimmiger Amboss-Humor würde an dieser Stelle ohnehin eher deplatziert wirken.

Und so stiert "Authority" mit der mysteriösen Bristolerin Nicole als frischer Kraft am Mikrofon abermals ungeniert auf entblößte Privatheiten, schielt verstohlen in offene Beziehungen hinein und schreckt selbst vor nackter Tanzwut nicht zurück. Es sind die vertrauten Motive, die Clients artifizielle Welt bevölkern: Machtspielchen, sexuelle Anspielungen, ein Höschen gerammelt voll Sozialkritik. Selbst wenn Ausreißer wie die vorgeschobene Single "You can dance", das freudig umherhopsende "Obsession" und sein fußlahmer Nachbar "Quarantine", der beinahe den erstickten Zorn eines Chris Corner alias IAMX huckepack trägt, in ungewohnter Eintracht große, kraftvolle Popmusik versprechen, so hält der Rest der Platte genau das nicht ein. Stattdessen klingt alles Weitere vom Titelstück bis zu "Nocturnal eyes" einsilbig, pasteurisiert, bar jeglichen Tiefgangs. Also eben so, wie man das schon vorher von Client gewohnt war – synthetischer Einheitsbrei halt.

Natürlich stören die neuerlichen 70 Minuten Musik geklärter Herkunft niemanden bei seiner Hausarbeit. Sicherlich machen Client das richtig, was die Erfinder des sexuell befreiten Synthpops, nämlich Chris & Cosey, manches Mal in ihrer Laufbahn verbockt haben. Client setzen demnach nicht auf exotische Absonderlichkeiten und allzu offenkundige Pornographie, sondern vielmehr auf wohlklingenden Konsens mit unterschobener Versautheit, der allerdings wie in unzähligen Schlagertexten auch die reinste Beischlafmetapher bleibt: lustleer und unbefleckt. Erzwungen nach dem Motto "Wer nicht ficken will, muss deswegen noch lange nicht unfreundlich sein." Schade eigentlich, wir hätten uns gerne gebückt.

(Andreas Knöß)

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Highlights

  • You can dance
  • Obsession
  • Quarantine

Tracklist

  1. Authority
  2. Design
  3. XXX action
  4. You can dance
  5. The shining path
  6. Refuge
  7. After effect
  8. Faith
  9. Artificial
  10. Obsession
  11. Quarantine
  12. Nocturnal eyes

Gesamtspielzeit: 68:16 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

musie

Postings: 3751

Registriert seit 14.06.2013

2014-03-25 16:30:13 Uhr
uuu, musste dieses album sein.. mit der bewertung hier kommen sie noch gut weg..
baziIicious
2014-03-25 12:34:18 Uhr
spamm nich rum, alter.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2014-03-25 12:31:46 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?
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