Dillon - The unknown

BPitch Control / Rough Trade
VÖ: 28.03.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Stille Kost
Plötzlich ploppt da ein Gedanke auf: Ist Dillon jetzt die moderne Version einer Marlene Dietrich? Was das Hirn da geritten hat, muss man vielleicht mal ausführen. Es geht nicht um den Gesang und schon gar nicht um die musikalische Ausrichtung auf Dominque Dillon de Byingtons zweiter Platte. Vielmehr führt ein kolportiertes Setting zu dem Vergleich, in dem die 25-Jährige am Mikrofon steht und nicht am Klavier sitzt – in die Reihe trauriger Pianofrauen, so sagt sie in einem Interview, will sie gar nicht aufgenommen werden. Und da steht sie nun, Texte aus "The unknown" vortragend, während sie beinahe passiv zur Kenntnis nimmt, was an zweifelsfrei elementarem Pianoklängen und elektronischer Sublimierung um sie herum passiert. Würde heute Marlene Dietrich nicht auf gleiche Art fragen: "Sag mir, wo die Blumen sind"?
Wem das dann doch zu weit hergeholt, abstrakt und wenig aussagekräftig genug ist, dem sei schlicht Dillons gewachsener Minimalismus ans Herz gelegt. Die gebürtige Brasilianerin tiptapt nicht mehr, die Zahnbürste verstaubt wohl im Badezimmerschrank und der einst besungene Alexander ist auch verschwunden. Wie viel subjektive Färbung "This silence kills" vor zweieinhalb Jahren auch hatte, ist nunmehr sekundär, denn heuer öffnet sich "The unknown" dem Universalismus. Die von Dillon als Gedichte verfassten Texte sind genderneutrale Schablonen, befüllbar mit so wenig und so viel Interpretation wie möglich und nötig.
Wo "Hey beau", "Thirteen thirtyfive" oder "Tip tapping" auf dem Vorgänger noch eine gewisse Leichtigkeit innewohnte und der Begriff Pop zumindest immer greifbar war, entledigt sich "The unknown" dieser Grundlage fortwährend. Das durchaus ohrwurmtaugliche "A matter of time" mal vielleicht ausgenommen, sind die vorliegenden zwölf Stücke vielleicht treffender zu beschreiben als konzeptionelle Songcollagen. Vielleicht auch nicht. Ein Gerüst aus Text, Klaviertönen, Melodieminiaturen, Dillons spaßbefreiter Stimme und viel, viel, viel Raum. Platz für das Unbekannte, für "The unknown" und für Tamer Fahri Özgenenc und Thies Mynther (Phantom/Ghost, Das Bierbeben), die Dillon erneut zur Seite stehen.
Mit Bässen, die beispielsweise "Lightning sparked" die Magengrube ausräumen, mit einem schallgedämpften Metronom auf Speed in "Evergreen" oder einem Hobel für pfeifende Kunststoffrohre in "Don't go". "Nowhere" zieht es in Techno-Clubs, wo "In silence" Hausverbot hat – es sei denn, Lykke Li ist an diesem Abend Türsteherin. In "Currents change" wabern Synthiestränge, die mit brutaler Breite bereits den Titeltrack umkrempelten, während es aus "You cover me" blechern und eisern tropft. Wie wäre es, Lady Gaga? Wollen wir nicht DAS einfach Art Pop nennen?
Highlights
- The unknown
- A matter of time
- Evergreen
- Lightning sparked
Tracklist
- The unknown
- A matter of time
- You cover me
- Forward
- In silence
- 4ever
- Evergreen
- Into the deep
- Don't go
- Lightning sparked
- Nowhere
- Currents change
Gesamtspielzeit: 43:28 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
arambol |
2014-10-21 00:47:48 Uhr
Live genauso gut wie auf Platte. Echt ein Erlebnis. |
Ben |
2014-08-26 12:56:22 Uhr
Neue TourdatenSep 23, 2014 UK London XOYO Oct 04, 2014 DE Berlin Volksbuehne Oct 06, 2014 DE Bremen Theater Bremen Oct 07, 2014 DE Münster Sputnikhalle Oct 08, 2014 DE Schorndorf Manufaktur Oct 09, 2014 DE München Freiheiz Halle Oct 10, 2014 SI Ljubljana Kino Siska Oct 12, 2014 AT Wien Arena Oct 17, 2014 CH Bern Dachstock Oct 18, 2014 CH Zürich Stall 6/Theatersaal Oct 19, 2014 CH Basel Kaserne Oct 20, 2014 DE Darmstadt Centralstation Oct 31, 2014 TR Istanbul Int'l Akbank Jazz Festival @ Babylon Club |
boah nein |
2014-04-02 01:47:48 Uhr
die hat eine stimme, wie eine verschnupfte harfen-trulla! :) |
Kai Postings: 2194 Registriert seit 25.02.2014 |
2014-03-28 21:20:49 Uhr
Album ist eine runde Sache. Sound sehr Zurückhaltend mit kleinen Details, die man entdecken kann wenn man den möchte. Kann aber auch gut und gern irgendwo im Hintergrund laufen.Leider ist genau das das, was ich nicht erhofft hatte. Viel mehr hätte ich mich auf ein paar Störelemente wie z.B. in "undying need to scream" gefreut und überhaupt ein "experimentierfreudigeres" Album erhofft. Ich werde jetzt mal weiter nach kleinen Details ausschau halten. |
az |
2014-03-26 07:53:06 Uhr
https://www.youtube.com/watch?v=u1bOgd-V9xYcutie! :-) |
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Referenzen
Lamb; Phantom Ghost; Sóley; Soap&Skin; James Blake; Lykke Li; Fever Ray; Sohn; Susanne Sundfør; Trentemøller; Nicolas Jaar; Apparat; Bat For Lashes; Kraków Loves Adana; Bonobo; Pantha Du Prince; St. Vincent; Zola Jesus; Jono McCleery; Emika; Björk; My Brightest Diamond; Simone White; International Pony; Darkside; Shannon Wright; Erlend Øye; Anna Von Hausswolff; Atoms For Peace; Radiohead; Broken Twin; Sufjan Stevens; Four Tet; Julia Marcell; PJ Harvey; The Notwist; Burial
Surftipps
- http://www.dillon-music.com/
- https://www.bpitchcontrol.de/artists/dillon
- http://www.rough-trade.net/2014/02/28/dillon-the-unknown/
- https://soundcloud.com/dillonofficial
- http://www.youtube.com/user/dillonzky
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- https://myspace.com/ladybirdd
- http://de.wikipedia.org/wiki/Dillon_%28S%C3%A4ngerin%29
- http://en.wikipedia.org/wiki/Dillon_%28singer%29
- http://www.motor.de/kuenstler/dillon/
- http://www.laut.de/Dillon
- http://www.lastfm.de/music/Dillon
- http://www.discogs.com/artist/987482-Dillon
- http://artistxite.de/de/magazine/interviews/98852/Interview- mit-Dillon-Es-fuehlte-sich-an-als-haette-ich-nie-zuvor-Musik -gemacht.html
- http://www.intro.de/kuenstler/interviews/23074082/dillon-die -blaue-stunde
- http://www.electronicbeats.net/en/slices/feature/eb-tv-slice s-feature-dillon/
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