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Vanden Plas - Chronicles of the immortals - Netherworld

Vanden Plas- Chronicles of the immortals - Netherworld

Frontiers / Soulfood
VÖ: 21.02.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Mit dem Willen zur Wucht

Sein pralles Panoptikum an Fabelwesen erfreut sich einer weltweiten Fangemeinde, dennoch sind die Fantastereien von Deutschlands beliebtesten Märchenonkel bislang nicht für Leinwand oder Bildschirm adaptiert worden. Selbst der Todesengel "Azrael", der sich die bisher größten Hoffnungen auf einen baldigen Filmauftritt machen durfte, muss sich bis auf Weiteres gedulden. Geduldig genug mag Wolfgang Hohlbein selbst die längste Zeit gewesen sein und sich als bekennender Heavy-Metal-Fan zudem gedacht haben, dass Anstrengungen zur musikalisch-visuellen Adaption seiner Werke vielleicht erfolgversprechender wären. Obwohl er auch in diesem Bereich schon Rückschläge hinnehmen musste (ein geplantes Projekt mit Manowar konnte nie vollendet werden), trat Hohlbein an eine von ihm geschätzte, international renommierte Prog-Metal-Band aus deutschen Landen heran, die ihr Faible und ihre Fertigkeiten für interessante fantastische Konzepte sowie deren Umsetzung fürs Theater bereits unter Beweis stellte. Vanden Plas, die besonders mit ihren letzten beiden Platten "Christ 0" und "The seraphic clockwork" Kritiker und Fans begeistern konnten, waren von Hohlbeins Vorschlag, dessen Romanzyklus "Die Chroniken der Unsterblichen" als Rockoper zu konzipieren, auf Anhieb angetan. Unter dem Titel "Die Chroniken der Unsterblichen - Blutnacht" feierte die Umsetzung bereits Anfang 2012 ihre geglückte Uraufführung im Pfalztheater in Kaiserslautern. Das vorliegende Album "Chronicles of the immortals - Netherworld" repräsentiert den ersten Teil der Story, die sich um die Abenteuer des Vampirs Andrej Delãny im mittelalterlichen Transsilvanien dreht. Der zweite Teil soll 2015 folgen.

Für die Albumversion haben sich Vanden Plas in Absprache mit Wolfgang Hohlbein bewusst dafür entschieden, die Bühnenversion nicht 1:1 umzusetzen. Das macht sich neben der Story, die geringfügig umgeschrieben wurde, vor allem musikalisch bemerkbar. Während es im Theater zwecks Aufrechterhaltung eines dramaturgisch wertvollen Spannungsbogens vergleichsweise gemäßigt zuging, wählen Vanden Plas für das zugehörige Erstalbum eine deutlich härtere Ausdrucksweise. Der daraus entstehende Eindruck ist ambivalent: Einerseits ist "Chronicles of the immortals - Netherworld" ein unverkennbares und zudem äußerst mitreißendes Vanden-Plas-Album, das mit beiden Beinen felsenfest im Prog-Metal epischster Prägung steht. Andererseits macht es der zwangsläufige Verzicht auf visuellen Input notwendig, dass das Erzählte vor dem geistigen Auge allein mit musikalischen Mitteln zum bildreichen Leben erweckt werden kann. In diesem Falle kommt das dramaturgische Konzept zwar grundsätzlich gut zur Geltung, einem abwechslungsreichen Bilderreigen, wie man ihn zuletzt beispielsweise auf Clive Nolans "Alchemy" erlebte, steht der gesteigerte Härtegrad aber oft im Weg, auch wenn sich nach und nach immer mehr Feinheiten herauskristallisieren. Kennern von Buch und Band dürfte die audiovisuelle Mitverfolgung erheblich leichter fallen, als denjenigen, die sich das Album völlig unvorbereitet anhören und von der Breitwand aus Schwermetall womöglich erst mal erdrückt werden. Diejenigen laufen Gefahr, das Konzeptalbum "Chronicles of the immortals - Netherworld" hinter dem Prog-Metal-Album "Chronicles of the immortals - Netherworld" aus den Augen und Ohren zu verlieren.

Gerüstet mit der ohnehin empfehlenswerten Kenntnis von Hohlbeins zugrundeliegenden Büchern, erscheint dieser Kritikpunkt aber auch aus der rein musikalischen Perspektive eher nebensächlich, schließlich liefern Vanden Plas mit ihrem inzwischen siebten Studioalbum eine fulminante Energieleistung ab und leben ihren Hang zum Epischen mit größter Leidenschaft aus. Bereits "Vision 2wo: The black knight" wartet mit überlebensgroßen Riffs auf, wobei dank exzellenter Produktion kein Härtebrei entsteht, sondern vor allem der wie gewohnt herausragende Gesang von Andreas Kuntz – der im Bühnenstück auch die Hauptrolle spielte – stets klar und deutlich heraussticht. Das anschließende "Vision 3hree - Godmaker" bohrt sich als mustergültiger Vanden-Plas-Song in sämtliche Windungen, auch wenn sich nicht nur hier mancher Prog-Metal-Fan, der eher den Prog und weniger den Metal im Sinn hat, angesichts der Geradlinigkeit am Kopf kratzen mag. Ihren unbedingten Willen zur epischen Wucht unterstreicht die Band mit "Vision 5ive - A ghosts requiem", der gut und gerne als Titelsong für abenteuerintensive Fantasyrollenspiele wie "The elder scrolls V: Skyrim" Verwendung finden könnte. Gerade zum Schluss dürften nicht nur Freunde von Rhapsody Of Fire eine Erschütterung der Macht verspüren.

Als großes Highlight erweist sich "Vision 6ix - New vampyre", das den Ansprüchen an eine möglichst ausgefeilte Dramaturgie am besten entspricht. Geschmeidige Gitarrensoli übernehmen die Federführung, die Wucht wird gedrosselt und oft unerwartet von in diesen Momenten gänsehauterzeugenden Gesangseinlagen reizvoll gebrochen. "Vison 8ight - Misery affection" hingegen wäre beinahe als ein kleiner Anflug balladesker Beliebigkeit zu werten, wenn die handwerklich saubere Abstimmung der einzelnen Versatzstücke nicht auch hier für ein Liedgut sorgen würden, das im stilistischen Kontext eines solchen Albums nicht weiter negativ auffällt. Trotzdem geht dem Album gegen Ende fast ein wenig die Puste aus, denn weitere Achtungszeichen vermag es kaum zu setzen. "Vision 9ine - Soul alliance" geht sogar etwas unter, während der vorläufige Abschluss "Vision 10n - Inside" den Hörer dank weiblicher Wohltaten immerhin in hübsch melancholischer Stimmungslage entlässt. Bleibt zu hoffen, dass Vanden Plas ihr Pulver für die Fortsetzung noch nicht verschossen haben, denn auch wenn das (erste) Album zu Buch und Bühnenstück aufgrund seiner bewusst gesetzten Schwerpunkte vor Allem formal überzeugt, wäre es wünschenswert, wenn Hohlbeins Opus magnum auch zu Vanden Plas' Opus magnum werden würde. Doch gleich wie die Gesamteinschätzung letztlich ausfallen mag, mit "Chronicles of the immortals - Netherworld" liefern Vanden Plas zunächst einmal das packendste Album ihrer Laufbahn ab.

(André Schuder)

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Highlights

  • Vision 3hree - Godmaker
  • Vision 5ive - A ghost requiem
  • Vision 6ix - New vampyre

Tracklist

  1. Vision 1ne
  2. Vision 2wo - The black knight
  3. Vision 3hree - Godmaker
  4. Vision 4our - Misery affection prelude
  5. Vision 5ive - A ghost requiem
  6. Vision 6ix - New vampyre
  7. Vision 7ven - The king and the children of the lost world
  8. Vison 8ight - Misery affection
  9. Vision 9ine - Soul alliance
  10. Vision 10n - Inside

Gesamtspielzeit: 58:00 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2014-03-11 21:43:20 Uhr
Frisch rezensiert!

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