Future Islands - Singles
4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 21.03.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Das Herz, wie es tanzt und lacht
Da staunte selbst David Letterman nicht schlecht: Als der 66-jährige Host der "Late Show" Anfang März das Trio Future Islands aus Baltimore in seine Sendung einlud, damit es seine neue Single "Seasons (Waiting on you)" vorstellen konnte, dachte er vielleicht an nichts anderes als an einen weiteren Auftritt einer x-beliebigen Band, während dem er mal eine kurze Pinkelpause einlegen kann. Doch weit gefehlt: Das Video der Performance, in dem Sänger Samuel Herring seine Beine gummiartig im Rhythmus bewegt, sich beschwörend mit der Faust auf die Brust klopft und sogar mit seinen Gesichtszügen zu tanzen scheint, ist längst Kult – kein Wunder, dass Letterman selbst mittlerweile fleißig daran arbeitet, daraus the next big viral thing zu machen.
Beste Voraussetzungen sind das jedenfalls für das neue Album "Singles". Nach dem Wechsel zu 4AD versprachen Future Islands bereits, dass es sich bei ihrem mittlerweile vierten Werk um das bisher mutigste und direkteste ihres bisherigen Schaffens handeln soll, und auch der Titel pokert hoch. Ob es sich bei den zehn Stücken wirklich um zehn eigenständige potenzielle Singles handelt, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Wir wagen dennoch die Prognose, dass es im kommenden Frühling schwer werden dürfte, am bereits genannten Hit "Seasons (Waiting for you)" vorbeizukommen. Und für alle, die sich am "Late Show"-Auftritt mittlerweile sattgesehen haben, könnte möglicherweise das offizielle Musikvideo samt Cowboy von Interesse sein.
Mit dem Labelwechsel kam auch die Zusammenarbeit mit Produzent Chris Coady zustande, der in der Vergangenheit bereits an den Alben von Beach House oder auch Grizzly Bear mitmischte und der Band dabei half, ihren typischen Mix auf Synthie-Pop und New Wave noch zu verfeinern. So fällt beispielsweise das melancholische "Back in the tall grass" nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern baut brav langsam Spannung auf, verlagert die Zuckungen von den Beinen langsam nach oben in die Schultern, um schließlich mit entspanntem Gezwitscher im Kopf zu enden. Die Vögelchen dürfen auch noch in den ersten Sekunden von "A song for our grandfathers" singen, verziehen sich dann aber recht schnell, bevor Herring und seine beiden Kollegen zwischen Hoffnung und Trauer schwankend und mit Hilfe von Dream-Pop-Elementen von Opa im Himmel erzählen.
Mit "Spirit" geht es schnell zurück auf die Tanzfläche, um den Frust, den Kummer und die Sorgen wieder vom Körper zu schütteln, während man sich bei "Light house" nicht ganz entscheiden kann, ob die Tränen jetzt vor Freude, Traurigkeit oder womöglich beidem in die Augen schießen, wie es auch schon bei "Swept inside" auf "In evening air" der Fall war. Future Islands machen eben Musik fürs Herz, mit allen süßen und bitteren Momenten, die es manchmal zu überstehen gilt, und wenn zum Schluss auf das hochdramatische und stellenweise sogar ordentlich krachige "Fall from grace" das beschwingte "A dream of you & me" folgt, ist die Botschaft von "Singles" auch klar: Alles wird gut. Irgendwann. Und wenn nicht gut, dann immerhin besser.
Highlights
- Seasons (Waiting on you)
- Light house
- A dream of you & me
Tracklist
- Seasons (Waiting on you)
- Spirit
- Sun in the morning
- Doves
- Back in the tall grass
- A song for our grandfathers
- Light house
- Like the moon
- Fall from grace
- A dream of you & me
Gesamtspielzeit: 42:44 min.
Referenzen
Art Lord & The Self Portraits; Gardens & Villa; Porcelain Raft; I Break Horses; Still Corners; Nurses; Washed Out; Toro Y Moi; Small Black; MillionYoung; Memory Tapes; Blackbird Blackbird; Animal Collective; Beach House; Twin Shadow; Wild Nothing; Teen Daze; Memoryhouse; Panda Bear; Tame Impala; Memory Cassette; Starfucker; Miami Horror; Discovery; Baths; Deerhunter; Cut Copy; Gold Panda; Tennis; Tanlines; How To Dress Well; Teengirl Fantasy; LCD Soundsystem; Atlas Sound; Active Child; Air France; Passion Pit; Friendly Fires; Glasser; CEO; Twin Sister; Eternal Summers; Foxes In Fiction; Cocteau Twins; Handsome Furs; Orchestral Manœuvres In The Dark; The Cure; The Human League; Zoot Woman
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