Eagulls - Eagulls
Partisan / Rough Trade
VÖ: 07.03.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Hype, Hype, hurra!
Das Internet läuft mal wieder heiß. Warum? Weil sich eine Band namens Eagulls aus dem britischen Leeds anschickt, ihr erstes, selbstbetiteltes Album zu veröffentlichen. Und im Vorfeld schon mit diversen EPs und 7-Inches für Aufsehen sorgte. Bei den großen Hunden, wohlgemerkt – NME, Pitchfork und andere einschlägige Adressen kennt man ja zu Genüge. So viel Aufmerksamkeit lässt das Selbstbewusstsein wachsen. "Wir wurden schon mit allem Möglichen verglichen, von The Cribs bis hin zu Oasis. Einfach mit allem. Aber die sind einfach nicht wie wir." Sagt zumindest Frontmann George Mitchell. Gut gebrüllt: noch kein Album draußen, aber schon eine dicke Lippe riskieren. Wenn das Matthias Sammer wüsste.
Man kann ja von derlei Aussagen halten was man will, aber Mitchell hat schon Recht: Was der Hörer auf "Eagulls" geboten bekommt, lässt sich nicht mit einem knappen "klingt wie" abtun. Eine bisweilen abstruse Melange ist das, irgendwo zwischen Indie-Rock und Post-Punk, aufgenommen in möglichst ranzigem Garagensound, garniert mit ein paar durchgeknallten Over-the-top-Features. Klingt komisch, ist aber letztendlich auch egal. Jedenfalls flirren die Gitarren hakenschlagend durch den Raum, der Bass knarzt beherzt dazwischen, während Mitchells räudiges Organ die Songs so gut es geht zusammenhält. Und das Ergebnis überzeugt durchaus.
Etwa weil "Tough luck" eine betörende Melodieführung verpasst bekommt, die wohlig an The Cure erinnert und so zu einem Song heranwächst, dem man sich nur schwerlich entziehen kann. So schön klang Krach lange nicht mehr. Oder weil der Opener "Nerve endings" ohne Umschweife den Vorhang aufreißt, direkt nach vorne geht und so gleich zu Beginn Eagulls' große Stärke offenbart. Der Fünfer druckst nicht lange herum, sondern führt die Stücke geradewegs dorthin, wo sie hin sollen. Energisch ist das, unruhig, oftmals ungemein spannend, manchmal gar etwas gefährlich – man höre nur "Soulless youth". Und vor allem unverkennbar.
Das gelinde Problem: Eagulls mögen zwar im verwischt-verkrachten Garagensound ihre Nische gefunden haben, trauen sich aber auch keinen Millimeter aus ihr heraus. So gut das Rezept auch funktionieren mag, bei der zehnten Anwendung ist das alles einfach nicht mehr ganz so aufgregend wie zu Beginn. Ob man das nun stringent oder monoton nennt – ein kleines bisschen mehr Abwechslung würde "Eagulls" in jedem Falle gut zu Gesicht stehen. Davon abgesehen macht dieses Debüt allerdings eine Menge Spaß. Oder anders ausgedrückt: Believe the hype!
Highlights
- Nerve endings
- Tough luck
- Soulless youth
Tracklist
- Nerve endings
- Hollow visions
- Yellow eyes
- Tough luck
- Amber veins
- Possessed
- Footsteps
- Fester / blister
- Opaque
- Soulless youth
Gesamtspielzeit: 37:06 min.
Referenzen
Joy Division; Warsaw; Gang Of Four; Black International; Autobahn; Wire; The Fall; Mission Of Burma; Buzzcocks; Fire Engines; Red Lorry Yellow Lorry; The Cure; New Order; The Strokes; Black Lipstick; The Libertines; Wild Nothing; The Kiss Offs; Traams; The Nigh Vandals; The Singles; Spoon; The Modern Lovers; Randy; Television; Iggy Pop; The Stooges; McLusky; Future Of The Left; Ramones; The Kinks; The Jam; The Blondes; Superdrag; The Coral; Frightened Rabbit; We Were Promised Jetpacks; The Twilight Sad; Interpol; Editors; Portishead; Esben And The Witch; Oasis; The Cribs
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- Eagulls - Ullages (6 Beiträge / Letzter am 07.06.2016 - 19:46 Uhr)