Crashcaptains - Some time soon
Kitchen / Believe Digital
VÖ: 31.01.2014
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Onkel Bens Kollegen
Der Themenkomplex rund um das Wort Originalität ist eine leidige Sache. Das wusste auch schon Torben Möller-Meissner, seines Zeichens Sänger von Rantanplan, als er feststellte, dass doch alle nur aus dem großen Topf des bereits vorhandenen schöpfen würden. Und auch wenn Rantanplan nun mal so wirklich gar nichts mit Crashcaptains am Hut haben, ist es doch mehr als nützlich, sich genannte Feststellung zu vergegenwärtigen, bevor man sich an "Some time soon" heranwagt. Wenn die Platte schließlich die ersten Töne ausspuckt, sind hochgezogene Augenbrauen das zwangsläufige Resultat. Das Debüt von Crashcaptains hat nämlich bei der ersten Begegnung ein kleines Problem mit eben jener Originalität. Oder barsch formuliert: Man fragt sich instinktiv, ob man nicht versehentlich ein Album von Death Cab For Cutie eingelegt hat. Die Ähnlichkeiten in Sachen Stimme und Songwriting? Frappierend!
Warum es dennoch eine gewinnbringende Angelegenheit ist, Crashcaptains eine Chance zu geben? Nun, zunächst sind Death Cab For Cutie wahrlich nicht die schlechteste Referenz. Und außerdem stehen diese zehn Stücke nicht im Verdacht, nur ein lauer Abklatsch zu sein. Trotz aller Überschneidungen an der Oberfläche schafft es das Quartett aus Berlin, genügend Eigenheiten in ihren Songs unterzubringen. Songs, die sich vor nichts und niemandem verstecken brauchen, wohlverstanden. Selbst produziert, zumeist in aller Ruhe aufgebaut und vor allem verdammt gut. Zwischen luftigem Indiepop und verzerrten Gitarren - diese Band weiß jederzeit, was sie tut. Heraus kommen Stücke, die man ohne Gewissensbisse als bemerkenswert bezeichnen kann. "Saltwater" etwa, das sich stolze neun Minuten Zeit nimmt, ohne eine Sekunde langweilig zu sein, sondern vielmehr mit einer ungemeinen Intensität auftrumpfen kann. Würde man noch mal die Referenzenkiste bemühen, man würde wohl ohne zu übertreiben bei "Transatlanticism" landen. Ähnlich gelagert und nicht weniger überzeugend führt der Opener "Year of years" ins Album, der sich ebenfalls die ihm gebührende Zeit nimmt und zum Ende hin gar ein wenig Richtung Postrock schielt.
Dass die Band, wie bereits angedeutet, nicht über die volle Länge gemächlich durch ihr Album schlendert, sondern das Tempo zuweilen gerne mal etwas forciert, macht die ganze Angelegenheit noch um einiges besser. Schließlich kommen "Kissing a stranger" und "Not so Super 8" gar mit einem gewissen Hitpotential daher. Und bewahren sich zum Glück dennoch die sympathische Unaufgeregtheit, die sich wie ein roter Faden durch "Some time soon" zieht. Die bleibt sogar dann noch vorherrschend, wenn Crashcaptains im Finale von "The envy league" geradezu laut werden. "Some time soon" ist ein großartiges Album. Voller Abwechslung, facettenreich, detailverliebt und vor allem vollgepackt mit Songs, die ihre Größe gerade dadurch gewinnen, dass sie sich nicht allzu wichtig nehmen. Die man auch dann noch hört, wenn der nächstbeste Indie-Hype längst vorüber ist. Und mal ehrlich: Für ein Stück wie "Light lines" würde sich auch Ben Gibbard auf die Schulter klopfen. Das muss man so erst mal auf die Kette bekommen. Kein Debüt, mehr ein Versprechen.
Highlights
- Year of years
- Light lines
- Kissing a stranger
- Saltwater
Tracklist
- Year of years
- Your heart is a lot like mine
- The envy league
- Light lines
- Kissing a stranger
- Not so Super 8
- Bright blue
- Grand Central North
- The lot of the optimist
- Saltwater
Gesamtspielzeit: 47:41 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Kalle Postings: 435 Registriert seit 12.07.2019 |
2022-06-21 12:45:47 Uhr
Nochmal nach langer Zeit wieder hervorgekramt und was soll ich sagen: Immer noch schön und besser als die letzten Death Cab- Alben allemal. Insbesondere der Closer steigert sich schön zum Ende hin. |
seno Postings: 3652 Registriert seit 10.06.2013 |
2015-11-06 08:38:45 Uhr
Würde Armin das Schweigegeld, welches ich ihm für... nun ja...gewisse Gefälligkeiten monatlich überweisen muss auch nur mal ansatzweise senken, hätte ich mir das Album schon viel früher zulegen können. |
Tobson Postings: 1061 Registriert seit 11.06.2013 |
2015-11-06 08:18:54 Uhr
@ Armin: seno ist dafür bekannt, nicht der Schnellste zu sein. ;-) |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27849 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-11-05 19:34:32 Uhr
Gute Wahl. Etwas spät allerdings. |
Tobson Postings: 1061 Registriert seit 11.06.2013 |
2015-11-05 08:21:35 Uhr
Jau, sind wir! |
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Referenzen
Death Cab For Cutie; Ben Gibbard; Chris Walla; All-Time Quarterback; The Postal Service; +/-; Nada Surf; Frightened Rabbit; Straylight Run; Someone Still Loves You Boris Yeltsin; Pedro The Lion; Electric President; Owen; Jimmy Eat World; The Get Up Kids; The Appleseed Cast; Youth Group; Sunny Day Real Estate; The Weakerthans; Built To Spill; Manchester Orchestra; Modest Mouse; Tokyo Police Club; Band Of Horses; Grizzly Bear; Sufjan Stevens; Iron & Wine; The Shins; Wilco; Stars; The Helio Sequence; Maritime; The Antlers; Broken Social Scene; Rilo Kiley; The National; Bright Eyes; Ben Folds; City And Colour; Bad Books; Kevin Devine; William Fitzsimmons; Alexi Murdoch; Telekinesis; Coconut Records; Broken Bells; The Good Life; Great Lake Swimmers; Local Natives; We Were Promised Jetpacks; The Mountain Goats; Noah And The Whale; Bishop Allen; Sea Wolf; The Rural Alberta Advantage; Dntel; Radiohead; Snow Patrol; Aqualung; Keane; The Fray; Counting Crows; U2
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