Snowbird - Moon
Bella Union / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 24.01.2014
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Wonne, Mond und Sterne
Einem Mann wie Simon Raymonde macht man wohl nichts mehr vor. Der lernte das Business von allen Seiten auswendig kennen, erst Anfang der 80er Basser bei den Post-Punks von Drowning Craze, und natürlich als Teil der Cocteau Twins. Als Produzent arbeitete der mittlerweile 51-jährige Londoner unter anderem mit James Yorkston, The Czars oder auch mit Fionn Regan zusammen, bei dessen hochgelobtem Debüt "The end of history" er beim Abmischen half. Und als ob das alles noch nicht genug wäre und als ob Raymonde nach einem normalen Arbeitstag nach Hause käme und immer noch nicht ausgelastet sei, gründete er 1997 mit Robin Guthrie, seines Zeichens Mitbegründer der Cocteau Twins, das Label Bella Union, das unter anderem die Alben von Beach House, Fleet Foxes und Andrew Bird veröffentlichte – und auch "A lily for the spectre", das zweite Album von Stephanie Dosen.
Dosen, der der kommerzielle Durchbruch aus unbekannten Gründen verwehrt blieb, obgleich sie in den 90ern in Teenie-TV-Schmonzetten wie "Dawson's Creek" zu hören war und ein dreifaches Gastspiel auf "Further" von den Chemical Brothers gab. Raymonde war vom Können seiner Künstlerin dennoch überzeugt und gründete mit ihr 2009 die Band Snowbird. "Moon", das Ergebnis dieser Zusammenarbeit, markiert nun die Rückkehr Raymondes zur eigentlichen Musik nach fast 20 Jahren. Eingerostet ist er trotz des Schreibtisch-Jobs nicht, und Dosens helle Stimme sorgt auf den elf Songs für den einen oder anderen Gänsehaut-Moment, etwa, wenn sie sich wie im Opener "I heard the owl call my name" selbst zu umspielen scheint und in einer der wenigen Uptempo-Nummern des Albums zum Tanzen statt Träumen animiert.
Viel zerbrechlicher hingegen klingt die Piano-Ballade "Porcelain", die leichte Ambient-Anleihen hat und der Fragilität zwischenmenschlicher Beziehungen dank des zarten Gesangs perfekt Ausdruck verleiht, während das sehnsuchtsvolle "Charming birds from trees" zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankt. Mit "Amelia" beweist Raymonde einmal mehr sein Händchen für Melodien, die bei Nacht und unter dem Sternenhimmel wohl am besten funktionieren, und "Come to the woods" klingt derart einladend gemütlich, dass die nächste Tasse mit heißem Kakao nicht allzu lange auf sich warten lassen dürfte. Das eigentliche Highlight des Albums ist aber "All wishes are ghosts", weil hier das Treffen zwischen Raymondes großzügiger Instrumentierung und Dosens flehendem Gesang am besten zur Geltung kommt. Derweil ist natürlich längst klar, dass "Moon" sich nur schwer noch mehr unterscheiden könnte vom bisherigen Schaffens des Alleskönners Raymonde. Und das ist, im positivsten Sinne, wohl das Beste, was er hätte machen können.
Highlights
- I heard the owl call my name
- All wishes are ghosts
- Porcelain
- Come to the woods
Tracklist
- I heard the owl call my name
- All wishes are ghosts
- Charming birds from trees
- Where foxes hide
- Amelia
- Bears on my trail
- Porcelain
- Come to the woods
- We carry white mice
- In lovely
- Heart of the woods
Gesamtspielzeit: 44:57 min.
Referenzen
Azure Ray; Orenda Fink; Maria Taylor; Stina Nordenstam; Now It’s Overhead; Bright Eyes; Devics; Ai Phoenix; This Mortal Coil; The Coctails; The Rest; Cocteau Twins; Piano Magic; Rilo Kiley; Isobel Campbell; Beth Orton; Edith Frost; Hope Sandoval & The Warm Inventions; Mazzy Star; Mary Timony; Ani DiFranco; Sarah McLachlan; Amanda Rogers; Emmylou Harris; Liz Phair; Maria Solheim; Feist; Natalie Merchant; Emiliana Torrini; Kate Bush; Abra Moore; Diana Krall; Rachael Yamagata